Ein Kirschbaum begleitet Mensch und Tier übers Jahr
Da sitzt er nun, der Herr der Blätter, ein selbstbewusster Terrier namens Sir Trusty mitten in seinem goldgelben Paradies. Jeden Herbst spielt sich das gleiche Schauspiel in unserem Garten ab, wir arbeiten und kehren das Laub zusammen und er annektiert es als sein Eigentum.
Doch fangen wir von vorne an. In unserem Garten stehen drei Obstbäume. Der größte ist mit Abstand eine Süßkirsche, sie überragt unser Haus um ein Weites. Im Frühjahr leuchten auf ihren Ästen tausende weiße Blüten, insbesondere nachts eine wahre Pracht! Vorbeikommende Spaziergänger sind jedes Jahr begeistert von diesem Anblick.
Auf den schneeweißen Blüten tummeln sich tagsüber ganze Bienenvölker und laben sich an ihrem Nektar. Ganz nebenbei bestäuben sie noch die Blüten. Das ist auch bitter nötig, denn im nahen Umkreis ist keine weitere Süßkirsche zu finden, die unseren Baum durch Wind bestäuben könnte. Die meisten Süßkirschen in unserer Siedlung wurden schon nach rund 30 Jahren Lebenszeit entfernt. "Die machen nur Dreck" hörten wir so manch einen im Herbst fluchen.
Kurz nach der Blüte bilden sich herrliche Süßkirschen, die sich langsam rotgelb einfärben. Doch so etwas Leckeres hat natürlich auch ganz viele Freunde. Nach dem Motto "Amsel, Drossel, Fink und Star, alle Diebe sind schon da", flogen Sie in unseren Garten ein und hinterließen reichlich Kirschsteine unter unserem Kirschbaum. Großzügigerweise verzichteten sie auf ein paar Exemplare. Aber was solls, "der liebe Gott hat nicht nur für uns den Tisch gedeckt".
Und so verging die Zeit, mittlerweile hatte sich ein dichtes Blätterdach auf dem Kirschbaum gebildet und spendet uns im heißen Sommer reichlich Schatten. Unter dem Blätterdach genießen wir in einem äußerst angenehmen Klima fast jeden Sonntag unseren Kaffee oder Tee mit Kuchen. Früher geschah das immer mit "unserer Mutter", die leider ihre letzten zehn Jahre im Rollstuhl saß, somit war jeder Sonntag bei uns Muttertag. Sehr gerne erinnern wir uns an die gemeinsam verbrachten Nachmittage unter unserem Familienbaum zurück. Es war eine wunderbare Zeit mit guten und anregenden Gesprächen. Mutter war halt mit Leib und Seele Lehrerin, mit vielen Begabungen, einem breit gestreuten Wissen und mit einem großen Herzen gesegnet.
Seitdem hat unser Kirschbaum ein Karma, das ihn unantastbar macht, auch wenn seine Äste schon weit übers Haus hinauswachsen. Da kann im Herbst noch so viel Laub auf unseren Rasen fallen, geduldig kehren wir es alle paar Tage mit Laubbesen zusammen. Doch ein Schauspiel wiederholt sich wie bereits angekündigt jedes Jahr, und das hängt mit unserem Jack Russel Sir Trusty, auch Trastl genannt, zusammen. Kaum ist der große Laubhaufen zusammengekehrt, setzt sich der kleine Kerl mitten rein und betrachtet ihn von nun an als sein persönliches Eigentum! Durch nichts ist er zu bewegen, sein goldenes Reich zu verlassen. Die Entsorgung gestaltet sich dann äußerst schwierig, denn der Herr der Blätter nimmt seine sich selbst gestellte Aufgabe akribisch wahr.
Doch recht bald fiel uns dazu eine passende Lösung ein: Wir kehrten das Laub zu mehreren kleinen Haufen zusammen, schließlich kann er ja nicht zur gleichen Zeit auf allen liegen. Übrigens hatte Trastl schon immer die Angewohnheit, sich ungewöhnliche Sitz- und Liegeplätze auszusuchen. Schon als kleiner Welpe bevorzugte er bepflanzte Blumentöpfe als Ruheplatz. Wir nahmen ihm das nicht übel, sah er doch recht putzig darin aus (siehe linkes Bild).
Doch auch ein schöner Herbst geht vorbei und plötzlich steht der Winter vor der Tür. Das Sitzen unter dem Kirschbaum hat ein jähes Ende. Aber auch in der kalten Jahreszeit leistet er uns uns gute Dienste, denn jetzt trägt er wie jedes Jahr hoch oben im Geäst unseren Weihnachtsstern. Aus Vierkantrohr habe ich ihn vor Jahren selbst zusammengeschweißt und mit Tannengrün sowie einer Lichterkette umwickelt. Jetzt strahlt er zur Advents- und Weihnachtszeit ein warmes Licht aus und ist schon von Weitem aus sichtbar.
Viele ältere Menschen aus der Wohnanlage nebenan oder von unten aus dem Dorf kommend, berichten uns freudig, wie schön der Stern doch leuchtet und ihnen den Weg nach Hause weist. Ach ja, wir sollen ihn noch recht lange in dieser dunklen Zeit leuchten lassen, bitten sie uns regelmäßig. Und daran halten wir uns auch jedes Jahr, denn es sind nur LEDs, die dort leuchten und kaum Strom verbrauchen. Weihnachten bleibt nun mal Weihnachten, auch in dieser sehr bewegten Zeit. So begleitet der Kirschbaum nicht nur uns, sondern auch viele andere Menschen durch alle Jahreszeiten. Und da sag noch jemand "Große Bäume machen nur Dreck".
Wir hoffen, diese kleine Geschichte, die sich Gott sei Dank jedes Jahr wiederholt, hat Ihnen gefallen. Vielleicht hält sie ja auch den einen oder anderen davon ab, seinen großen Obstbaum im Garten zu fällen; die Natur würde sich freuen.
Mit besten Grüßen
Ihre Redaktion
Karin und Jürgen Gerhard
15 Pflanzeninseln für Insekten und Vögel angelegt (Mein Freund, der Baum - Teil 8)
Petrus meinte es am Samstag besonders gut mit den Kindern, die sich am Sportplatz neben der Dreifachsporthalle mit ihren Eltern eingefunden hatten. Strahlender Sonnenschein und ein blauer Himmel empfing sie und so blieb es den ganzen Tag. Das waren natürlich ideale Voraussetzungen, um 360 Sträucher (Setzlinge) und acht Bäume in die Erde einzubringen.
Auch Bürgermeister Dr. Dietmar Thönnes traf recht früh ein. Damit auch alles richtig abläuft, erklärte Peter Wermeling vom Grünflächenamt der Gemeinde Nottuln der ersten Gruppe am praktischen Beispiel wie die einzelnen Sträucher in die vorbereiteten Pflanzeninseln eingesetzt werden müssen, und dann ging es auch schon los. Die meisten hatten eigene Spaten und Schippen mitgebracht und wenn nicht, bekamen sie von uns entsprechendes Schanzzeug.
Nun konnte die von Peter Wermeling und unserer Redaktion gründlich geplante und vorbereitete Anlegung von insektenfreundlichen Pflanzeninseln endlich beginnen. Gepflanzt wurden übrigens Kornelkirsche, Holunder, Weißdorn, Haselnuss, Eberesche und Wildrosen, alles insektenfreundliche, blühfreudige Sträucher, deren Wildfrüchte im Herbst und Winter den Vögeln und anderen Tieren als wertvolle Nahrung zur Verfügung stehen.
Die erste Pflanzeninsel erwies sich als etwas schwieriger Fall, lag sie doch direkt neben der neu gebauten Dreifachsporthalle, ein bisschen Bauschutt kam schon ans Tageslicht. Da jedoch alle noch frisch bei Kräften waren, konnte das Problem von den Eltern und unserem Bürgermeister schnell gemeistert werden. Alle anderen Pflanzeninseln erwiesen sich als problemlos, selbst die Kinder kamen gut mit ihren Spaten und Schippen in den Boden. Es machte allen einen Riesenspaß, gemeinschaftlich über Generationen hinweg in Mutter Erde zu buddeln. Man sah es ihnen förmlich an, die Stimmung war hervorragend. Die eifrigen Kinder hatten schon bald ihr Erfolgserlebnis beim Betrachten ihrer ersten fertiggestellten Pflanzeninsel.
Da war es mir schon fast peinlich größtenteils zu fotografieren, jedoch wollte ich diese schönen Momente für immer einfangen, um Sie Ihnen heute in der nachfolgenden "Diaschau" beispielhaft als kleine Geschichte präsentieren zu können.
Wir, wünschen Ihnen viel Freude dabei.
Die Redaktion
Karin und Jürgen Gerhard
Ps. Unser besonderer Dank gilt allen Beteiligten und folgenden Sponsoren:
Edeka-Markt Nottuln, Herrn und Frau Kretschmer;
Hagebaumarkt Nottuln, Herrn Wessalofski;
Bündnis 90/die Grünen, Ortsverband Nottuln
und TOYOTA Nottuln, Familie Gehrmann.
Leider werden auch sie weniger
Auf dem Bild links oben sehen Sie eine herrliche Vierflecklibelle, die ich im Jahre 2018 noch fotografieren durfte. In diesem Jahr fällt auf, dass offensichtlich Libellen zumindest im Nonnenbachtal, aber auch in unserem Garten weniger geworden sind. Eigentlich waren sie bisher in ihrem Jagdgebiet über unserem Gartenteich in großer Anzahl zu beobachten.
Blaugrüne Mosaikjungfern, Plattbauchlibellen, blutrote Heidelibellen und Hufeisen-Azurjungfern gaben sich hier sozusagen die Klinke in die Hand. Jetzt sieht es - ähnlich wie bei den vielen Schmetterlingsarten und anderen Insekten - ziemlich mau aus. Schließlich hängt alles in der Natur irgendwie zusammen, denn die Insekten haben bis heute sage und schreibe um 75 % abgenommen. Folglich fehlen den Libellen auch die Nahrungsmittel.
In den vergangenen Jahren durften wir die erfolgreiche Jagd der Libellen oft beobachten. So ist uns ein Vorfall besonders in Erinnerung geblieben. Wir saßen wieder einmal in unserem Strandkorb am Gartenteich, als uns eine blaugrüne Mosaikjungfer auffiel, die mit einer Geschwindigkeit bis zu 50 km/h kreuz und quer über den Gartenteich jagte. Die kleine Flugkünstlerin drehte Loopings, sodass man ihr kaum mit den Augen folgen konnte - jeder Hubschrauberpilot wäre vor Neid erblasst.
Doch was jetzt geschah, erlebt man sicherlich nur einmal in seinem Leben. Urplötzlich ergriff die Mosaikjungfer mit ihren scharfen Beißwerkzeugen einen Kohlweißling, der ahnungslos über den Teich flog. Eine fette Beute, doch ihre Freude währte nur kurz, denn nur den Bruchteil einer Sekunde später ergriff einer unserer Teichfrösche die Libelle samt Schmetterling im Sprung. Am Teichrand hatte er auf der Lauer gelegen. Zwei auf einen Schlag, dachte sich wohl der Frosch, denn der Schmetterling war inklusive.
Bedauerlicherweise ging alles so unfassbar zügig, sodass wir keine Chance hatten, diesen Beutezug abzulichten.
Libellen sind für den Menschen ungefährlich
Tatsächlich sind Libellen für den Menschen ungefährlich, was natürlich für ihre Beutetiere keinesfalls zutrifft, denn alle Libellen leben räuberisch. Das beginnt bereits im Larvenstadium unter Wasser, das bis zu drei Jahren andauern kann. Ernähren sie sich zunächst von Einzellern und Zooplankton, so lauern sie später Kleinkrebsen, Würmern und Wasserinsekten auf. Selbst vor Kaulquappen und Jungfischen machen sie nicht Halt, mit ihrer Fangmaske können sie blitzschnell zuschnappen.
Während dieser Zeit häutet sich die Libellenlarve je nach Art 10 bis zu 15 Mal und wächst hierbei immer um ein kleines Stück. Dann klettert sie an einem Stängel aus dem Wasser hervor, schlüpft aus ihrer Hülle und lässt sich in der Sonne trocknen. Ihre filigranen Flügel härten dabei völlig aus, nun ist sie zum ersten Mal flugfähig.
Libellen haben übrigens Facettenaugen, die aus bis zu 30.000 Einzelaugen bestehen, die eine sechseckige Struktur und einen Durchmesser von nur vier hundertstel Millimeter haben. Sie ermöglichen den Libellen eine optimale räumliche Orientierung und ein scharfes Bewegungssehen. Sie können gegenüber dem menschlichen Auge Bewegungen im hellen Licht rund vier- bis sechsmal schneller erfassen. Zusätzlich können sie ihren Kopf vollständig drehen, sodass kaum eine Chance besteht, sich ihnen unbemerkt zu nähern. Diese kleinen Geschöpfe sind wirklich ein fantastisches Kunstwerk.
Wenn Sie Libellen etwas Gutes tun möchten, dann legen Sie bitte ebenfalls einen Teich in Ihrem Garten an, indem sie ihre Larven absetzen und an dessen Oberfläche sie jagen können. Und vergessen Sie nicht zum Beobachten, eine Sitzgelegenheit am Teich einzurichten.
Damit machen Sie sich ebenfalls eine große Freude und erschließen sich eine völlig neue Welt, denn Wasser ist Leben für alle Lebewesen! Auch die Vögel werden es Ihnen mit ihrer Anwesenheit danken. Unterlassen Sie es, bleibt Ihnen vieles verborgen.
Wir hoffen, Sie hatten auch ein wenig Spaß beim Lesen und Schauen. Übrigens kann jede oder jeder etwas in seiner Region für die Natur tun - versuchen Sie es, wenn Sie es nicht ohnehin schon tun.
Beste Grüße und bleiben oder werden Sie gesund!
Die Redaktion
In unseren Garten eingeflogen
Vor ungefähr zehn Jahren entdeckten wir unsere erste kleine Orchidee im Garten, das gefleckte Knabenkraut, wie wir später feststellten. Wir waren sehr überrascht, hatten wir doch in den letzten 25 Jahren selbst im eng benachbarten und in Hauptwindrichtung liegendem Naturschutzgebiet Nonnenbachtal keine einzige Pflanze gesehen, es gibt hier einfach kein geflecktes Knabenkraut. Wo kam sie also her, wir wissen es bis heute nicht. Außerdem benötigt die Pflanze spezielle Wurzelpilze (endotrophe Mykorrhiza), mit deren Hilfe sie sich insbesondere im Jugendstadium ernährt.
Da stand sie nun, unser einziges Exemplar zartblühend am Rand unseres großen Teiches und wir fragten uns, ob sie den Winter überstehen würde. Gespannt warteten wir im nächsten Frühjahr und waren baff erstaunt. Unsere Orchidee hatte nicht nur den Winter überstanden, sondern war auch viel kräftiger geworden. Und so ganz nebenbei hatte sie sich in ihrem direkten Umfeld auch noch vermehrt. Die Population war auf fünf weitere kleine Pflanzen angewachsen. Offensichtlich hatte das gefleckte Knabenkraut ideale Lebensbedingen in den Feuchtzonen am Teichrand unseres Gartens gefunden. In diesem Jahr haben wir mittlerweile rund 70 Pflanzen gezählt, von denen über die Hälfte kräftig blüht. Es ist eine wahre Pracht, die auch unsere Gäste immer wieder gebührend bewundern.
Vielleicht haben Sie ja eines Tages auch so viel Glück und der Orchideensamen fliegt vom Winde getragen zu Ihnen in den Garten und findet dort hoffentlich einen idealen Standort. Um Ihnen die Bestimmung dieser Orchidee zu erleichtern, fügen wir im Folgenden eine kurze Beschreibung der Pflanze ein.
Pflanzenbestimmung
Das gefleckte Knabenkraut ist an seinen lanzettlich bis linealischen Blättern erkennbar, die etwa 7 bis 15 mm breit und vorne spitz sind. Auf der Blattoberseite der sechs bis zehn Blätter sind charakteristische, meist runde Flecken zu finden, die nur äußerst selten fehlen können. Die Pflanze wird bis zu 60 cm hoch und blüht zwischen Mai und August. Die Blüten sind pink bis violett gefärbt, sie besitzen häufiger auch kleinere Weißanteile. Nach der Blüte werden Kapselfrüchte ausgebildet, die sage und schreibe bis zu 6000 Samen enthalten können. Die Art weist wie viele Knabenkräuter eine große Variationsbreite der Merkmale auf, sodass die sichere Bestimmung schwierig ist. Die Flecken auf den Blättern verschwinden übrigens beim Trocknen auch noch.
Ein ausdauernder Geophyt
Diese Orchidee ist ein ausdauernder Geophyt, der mithilfe seiner Knollenwurzel den Winter oder auch Trockenzeiten überdauert. Bestäubt wird sie durch zahlreiche Insektenarten, vor allem durch Zwei- oder Hautflügler und Käfer. Bienen besuchen diese Blüten ebenfalls sehr oft, können sie aber leider nicht bestäuben. Die Ausbreitung der Kapselfrüchte erfolgt eigenständig (Autochorie).
Heilpflanze steht unter strengem Naturschutz
Bereits in der Antike war das Knabenkraut als Heilpflanze für allerlei Beschwerden und Stärkungsmittel bekannt. Noch um 1900 zählte es zu den häufigsten Orchideenarten in Deutschland, die wild wuchsen. Leider ging das Vorkommen des Knabenkrautes aufgrund der Zerstörung seines Lebensraumes, der nährstoffarmen Wiesen, in den letzten Jahrzehnten stark zurück. Heute steht das Knabenkraut unter strengem Naturschutz, um es vor dem gänzlichen Aussterben zu bewahren.
Knabenkraut eines Tages im Nonnenbachtal?
Wir haben die Hoffnung nicht verloren, dass eines Tages durch Nährstoffverarmung der Wiesen im Naturschutzgebiet Nonnenbachtal auch das Knabenkraut hier ansässig werden kann. Allerdings wird dann der erste Wiesenschnitt zu einem späteren Zeitpunkt anberaumt werden müssen.
Der Buchfink (Fringilla coelebs) ist ein bildhübscher Vertreter seiner Gattung
Bevor man den Buchfink sieht, hört man ihn meist schon laut zwitschern. Sein unverkennbarer Ruf beginnt mit einem harten Finkenschlag, dem Trillern und endet mit einem sogenannten Überschlag. Das Ganze wird meist laut schmetternd vorgetragen.
Im Nachfolgenden wollen wir Ihnen den zusammen mit der Amsel häufigsten Singvogel in Deutschland gerne einmal beschreiben, denn immerhin existieren hier noch über acht Millionen Brutpaare. Lernen Sie den interessanten Vogel erst einmal etwas näher kennen, bevor wir Ihnen unser Erlebnis mit der neu gegründeten Buchfinkenfamilie in unserem Garten in der Bildergalerie vorstellen. Wir hoffen, dass für die Kleinen ein glückliches Leben beginnt und sie uns wie schon seit Jahrzehnten ihre Vorfahren in unserem Garten besuchen und nisten werden.
Erscheinungsbild
Die männlichen Buchfinken erscheinen durch ihr prachtvolles Gefieder besonders schön. Beeindruckend ist die rotbraun gefärbte Brust, die sich in der Balzzeit fast weinrot einfärbt, wie auf dem Bild links zu sehen ist. Der Scheitel ist in der warmen Jahreszeit intensiv blaugrau gefärbt. Das Weibchen sieht mit ihrem graubraunen Gefieder mit leichtem Grünstich eher unauffällig aus. Was beide Geschlechter aufweisen, ist ein auffälliger weißer Schulterfleck sowie weiße Flügelbinden und äußere Steuerfedern. Jungvögel ähneln übrigens dem Erscheinungsbild der Weibchen. Was ihr Gewicht betrifft, sind ausgewachsene Buchfinken Leichtgewichte von gerade einmal 18 bis 25 Gramm bei einer Körpergröße von 14 bis 18 cm.
Brutverhalten der Buchfinken
Die Buchfinken brüten in Laub- oder Mischwäldern und Hecken. Die Brutzeit beginnt in der Regel erst im April, wobei bis zu zwei Jahresbruten stattfinden. Das Weibchen übernimmt den Bau des dickwandigen, halbkugelförmigen Nestes alleine und legt bis zu sechs hellbraune bis weiß-bläuliche Eier mit dunkelbraunen Streifen und Flecken hinein. Nach etwa 14 Tagen Brutzeit schlüpfen die Jungen und werden von beiden Elternteilen gefüttert. Nachdem weitere 14 Tage vergangen sind, verlassen die Jungvögel ihr Nest und werden noch 14 bis 35 weitere Tage von ihren Eltern mit Futter versorgt, danach sind sie auf sich alleine gestellt.
Nahrung
Natürlich hält sich der Buchfink wie sein Name schon verrät, gerne in Buchenwäldern auf und frisst die dort reichlich vorhandenen Bucheckern. Aufgrund seiner Schnabelform ist er ein Körnerfresser wie alle anderen Finkenarten auch, zum Beispiel Bergfink, Grünfink, Distelfink oder Gimpel. Insofern fressen sie allerlei Sämereien, aber auch Beeren und Insekten gehören zu ihrem Speiseplan. Ihre Nestlinge füttern die Buchfinken größtenteils mit Insektenlarven und Raupen.
Natürliche Fressfeinde
Dazu zählen wie bei fast allen Singvögeln Falken, Katzen, Eichhörnchen, Elstern, Marder und Rabenvögel.
Die größte Gefahr
Die größte Gefahr geht natürlich wieder einmal vom Menschen aus! Durch die Abholzung der Wälder zerstört er unter anderem auch den Lebensraum der Buchfinken, wie wir erst kürzlich selbst im Naturschutzgebiet Nonnenbachtal erleben mussten. Trotz massiver Proteste an den Eigentümer des Kirchwaldes, die katholische Kirche Bistum Münster (siehe mehrere Artikel im NB) wurde das klimaschädliche Abholzen des alten Buchenkirchwaldes in der Klimaschutzgemeinde Nottuln leider durchgeführt.
Eine Königsfamilie verlässt ihr heimisches Nest und fliegt in die Freiheit
Es ist jedes Jahr wieder ein wunderbares Ereignis, den ersten Ausflug unserer Zaunkönigsfamilie erleben zu dürfen. Wir saßen gerade in unserer kleinen Laube bei Tee und Kuchen. Wie große Hummeln schwirrten die vier kleinen Brummer durch unseren Garten und suchen sich erst einmal einen sicheren Platz, und das in unserer Nähe. Brummer Nummer eins setzte sich auf eine Sandsteinplatte, Nummer zwei flog in eine Laterne, Nummer drei "klebte" an der Hauswand und Nummer vier nahm ganz plötzlich auf meinem Knie Platz.
Ich war überrascht, doch hatte ich mir angewöhnt, selbst in unserem Garten die Fotokamera möglichst immer am Mann zu haben, so auch jetzt. Schnell lichtete ich die kleinen Brummer ab, dann befreite ich die Nummer zwei aus der Laterne, Nummer vier der kleine Kniefratz, ließ sich leider nicht fotografieren.
Vater Zaunkönig saß indessen ganz cool am Kirschbaumstamm und schaute dem eifrigen Treiben seiner wilden Schützlinge zu. Und dann riss die gesamte Kinderschar wie auf Kommando plötzlich ihre Schnäbel auf und forderte vehement Futter von ihren Eltern. Die ließen ihre kleinen Brummer nicht lange warten und schafften eifrig Raupen und andere Insekten herbei.
Nahrung und Lebensraum
Wie andere Vögel lebt der Zaunkönig gern in unserem Garten. Hier hat er alles, was er braucht, Hecken, reichlich Unterholz und Büsche, Natursteinmauern mit Nischen und Spalten sowie Wasser in Form von Wasserläufen und einem großen Teich. Die Winzlinge huschen wie kleine Mäuse in den unteren Gefilden und suchen nach Nahrung wie Raupen, Asseln, Tausendfüßlern und Käfern. Im Winter fressen sie auch Samen - also Stauden im Herbst möglichst nicht abschneiden, sondern stehen lassen. Übrigens konnten wir beobachten, dass Zaunkönige auch bei uns überwintern. Da werden die kleinen Einzelgänger plötzlich gesellig und kuscheln sich bis zu 20 an der Zahl in Baumhöhlen oder Nistkästen. Nach dem Motto "Gemeinsam überleben" wärmen sie sich gegenseitig. Säubern Sie also im Spätherbst bitte ihre Nistkästen und befreien sie von Ungeziefer.
Nest und Brut
Der Zaunkönig baut im Frühjahr wunderschöne halbkugelige Nester in unseren Garten, meist im unteren Bereich einer mit Efeu bewachsene Mauer. Das Innere polstert er mit Moss, Federn und Haaren sorgfältig aus. Zweimal im Jahr legt das Weibchen zwischen vier und sieben Eiern in eines der Nester, das sie sich selbst aussuchen darf. Nach einer Brutzeit von 14 bis 16 Tagen schlüpfen die Jungen. Während sich das Weibchen in dieser Zeit dauerhaft im Nest aufhält, zieht sich das Männchen nur nachts in sein Schlafnest zurück.
Lauter und wunderbarer Gesang
Jedes Mal wenn der Zaunkönig seine Lieder schmettert, sind wir beeindruckt. Dieser kleine Brummer gibt einfach alles, selbst in einer Entfernung von 500 Metern ist er noch zu hören. Woher er den dafür erforderlichen Resonanzboden hernimmt, ist uns aufgrund seiner Größe von 10 Zentimetern und seines Gewichtes von 10 Gramm ein Rätsel. Kommt man seinem Nest allerdings zu nahe, dann wandelt sich sein so wunderschöner Gesang in lautes Schimpfen und Zetern um. Ein kleiner, aber sehr mutiger Kerl, eben ein König!
Woher hat er seine Krone, seinen Namen?
Eigentlich ganz simpel, seinen Namen hat der Winzling erhalten, weil er fast durch jeden engen Zaun schlüpfen kann.
Natürlich gibt es auch eine andere Version, die ich Ihnen frei nach einem Märchen der Gebrüder Grimm in einer von mir verkürzten und angepassten Form wiedergeben möchte:
Der Zaunkönig (Märchen)
Früher, in den alten Zeiten, da hatte jeder Klang noch Sinn und Bedeutung. Die Vögel hatten sogar ihre eigene Sprache, die jedermann verstand. Jetzt klingt es nur noch wie ein Zwitschern, Kreischen und Pfeifen und nur bei einigen Vögeln wie Musik.
Eines Tages kam es den Vögeln in den Sinn, nicht länger ohne Herrn zu sein, einer von Ihnen sollte zu ihrem König gewählt werden. So kamen sie an einem schönen Maimorgen aus allen Wäldern und Feldern zusammen, um die Sache zu besprechen - auch Adler, Buchfink, Eule, Krähe, Lerche und Sperling waren dabei. Selbst ein klitzekleiner Vogel, der noch keinen Namen hatte, mischte sich unter die Vogelschar. Zusammen fassten sie den Beschluss, dass derjenige König sein sollte, der am höchsten fliegen könnte.
Auf ein Zeichen hin erhob sich noch am gleichen Morgen die ganze Vogelschar in die Lüfte empor. Doch die kleinen Vögel blieben bald zurück und fielen wieder auf die Erde, die größeren hielten es jedoch länger aus. Dem Adler konnte es aber niemand gleichtun, der stieg so hoch, dass er der Sonne hätte die Augen aushacken können. Als er sich wieder herabließ, riefen ihm alle Vögel sofort zu: "Du musst unser König sein, keiner ist höher geflogen als du.“
"Ausgenommen ick" schrie jedoch der kleine Kerl ohne Namen, der sich in die Brustfedern des Adlers verkrochen hatte. Als er ganz ohne eigene Müh oben angekommen war, stieg er aus dem Gefieder des Adlers auf und so hoch, dass er Gott auf seinem Stuhle sitzen sehen konnte. Dort legte er seine Flügel zusammen, sank herab und rief auf der Erde angekommen mit feiner aber durchdringender Stimme: "König bün ick! König bün ick!"
"Du unser König?" schrien die Vögel zornig. "Nur durch List hast du es so weit gebracht." Sie machten eine andere Bedingung, der sollte ihr König sein, der am tiefsten in die Erde fallen könnte. Doch auch diese Aufgabe löste der Winzling am besten, indem er in ein Mauseloch schlüpfte und von dort aus rief: "König bün ick! König bün ick!"
"Du unser König?" riefen die Vögel noch zorniger. "Meinst du, deine Listen sollten gelten?" Sie beschlossen, ihn in seinem Mauseloch gefangen zu halten und auszuhungern. Die Eule ward als Wache davor gestellt; sie sollte den Schelm nicht herauslassen, wenn ihr das eigene Leben lieb wäre. Doch es dauerte nicht lange und die Eule schlief ein. Der Kleine merkte das sehr bald und schlüpfte hinaus in die Freiheit.
Von der Zeit an darf sich die Eule nicht mehr am Tage sehen lassen, sonst sind alle andern Vögel hinter ihr her und zerzausen ihr das Federkleid. So fliegt sie nur noch zur Nachtzeit aus, hasst aber und verfolgt die Mäuse, weil sie solch böse Löcher machen.
Auch der kleine Vogel lässt sich nicht gerne sehen, fürchtet er doch, es ginge ihm an den Kragen. Lieber fliegt er in Zäunen und Büschen herum, und wenn er ganz sicher ist, ruft er zuweilen: "König bün ick, König bün ick!“
Und deshalb nennen ihn aus Spott alle andern Vögel auch heute noch: „Zaunkönig“.