Leider werden auch sie weniger
Auf dem Bild links oben sehen Sie eine herrliche Vierflecklibelle, die ich im Jahre 2018 noch fotografieren durfte. In diesem Jahr fällt auf, dass offensichtlich Libellen zumindest im Nonnenbachtal, aber auch in unserem Garten weniger geworden sind. Eigentlich waren sie bisher in ihrem Jagdgebiet über unserem Gartenteich in großer Anzahl zu beobachten.
Blaugrüne Mosaikjungfern, Plattbauchlibellen, blutrote Heidelibellen und Hufeisen-Azurjungfern gaben sich hier sozusagen die Klinke in die Hand. Jetzt sieht es - ähnlich wie bei den vielen Schmetterlingsarten und anderen Insekten - ziemlich mau aus. Schließlich hängt alles in der Natur irgendwie zusammen, denn die Insekten haben bis heute sage und schreibe um 75 % abgenommen. Folglich fehlen den Libellen auch die Nahrungsmittel.
In den vergangenen Jahren durften wir die erfolgreiche Jagd der Libellen oft beobachten. So ist uns ein Vorfall besonders in Erinnerung geblieben. Wir saßen wieder einmal in unserem Strandkorb am Gartenteich, als uns eine blaugrüne Mosaikjungfer auffiel, die mit einer Geschwindigkeit bis zu 50 km/h kreuz und quer über den Gartenteich jagte. Die kleine Flugkünstlerin drehte Loopings, sodass man ihr kaum mit den Augen folgen konnte - jeder Hubschrauberpilot wäre vor Neid erblasst.
Doch was jetzt geschah, erlebt man sicherlich nur einmal in seinem Leben. Urplötzlich ergriff die Mosaikjungfer mit ihren scharfen Beißwerkzeugen einen Kohlweißling, der ahnungslos über den Teich flog. Eine fette Beute, doch ihre Freude währte nur kurz, denn nur den Bruchteil einer Sekunde später ergriff einer unserer Teichfrösche die Libelle samt Schmetterling im Sprung. Am Teichrand hatte er auf der Lauer gelegen. Zwei auf einen Schlag, dachte sich wohl der Frosch, denn der Schmetterling war inklusive.
Bedauerlicherweise ging alles so unfassbar zügig, sodass wir keine Chance hatten, diesen Beutezug abzulichten.
Libellen sind für den Menschen ungefährlich
Tatsächlich sind Libellen für den Menschen ungefährlich, was natürlich für ihre Beutetiere keinesfalls zutrifft, denn alle Libellen leben räuberisch. Das beginnt bereits im Larvenstadium unter Wasser, das bis zu drei Jahren andauern kann. Ernähren sie sich zunächst von Einzellern und Zooplankton, so lauern sie später Kleinkrebsen, Würmern und Wasserinsekten auf. Selbst vor Kaulquappen und Jungfischen machen sie nicht Halt, mit ihrer Fangmaske können sie blitzschnell zuschnappen.
Während dieser Zeit häutet sich die Libellenlarve je nach Art 10 bis zu 15 Mal und wächst hierbei immer um ein kleines Stück. Dann klettert sie an einem Stängel aus dem Wasser hervor, schlüpft aus ihrer Hülle und lässt sich in der Sonne trocknen. Ihre filigranen Flügel härten dabei völlig aus, nun ist sie zum ersten Mal flugfähig.
Libellen haben übrigens Facettenaugen, die aus bis zu 30.000 Einzelaugen bestehen, die eine sechseckige Struktur und einen Durchmesser von nur vier hundertstel Millimeter haben. Sie ermöglichen den Libellen eine optimale räumliche Orientierung und ein scharfes Bewegungssehen. Sie können gegenüber dem menschlichen Auge Bewegungen im hellen Licht rund vier- bis sechsmal schneller erfassen. Zusätzlich können sie ihren Kopf vollständig drehen, sodass kaum eine Chance besteht, sich ihnen unbemerkt zu nähern. Diese kleinen Geschöpfe sind wirklich ein fantastisches Kunstwerk.
Wenn Sie Libellen etwas Gutes tun möchten, dann legen Sie bitte ebenfalls einen Teich in Ihrem Garten an, indem sie ihre Larven absetzen und an dessen Oberfläche sie jagen können. Und vergessen Sie nicht zum Beobachten, eine Sitzgelegenheit am Teich einzurichten.
Damit machen Sie sich ebenfalls eine große Freude und erschließen sich eine völlig neue Welt, denn Wasser ist Leben für alle Lebewesen! Auch die Vögel werden es Ihnen mit ihrer Anwesenheit danken. Unterlassen Sie es, bleibt Ihnen vieles verborgen.
Wir hoffen, Sie hatten auch ein wenig Spaß beim Lesen und Schauen. Übrigens kann jede oder jeder etwas in seiner Region für die Natur tun - versuchen Sie es, wenn Sie es nicht ohnehin schon tun.
Beste Grüße und bleiben oder werden Sie gesund!
Die Redaktion