Blickpunkt Nottuln
16.05.2024
Blickpunkt Nottuln

Wasserschutzgebiet und Feuchtbiotop vor der Haustür Nottulns

Das Wasserschutzgebiet im Nonnenbachtal leistet nicht nur einen wesentlichen Beitrag zur Trinkwasserversorgung der Nottulner Bürgerinnen und Bürger, sondern es ist auch ein Feuchtbiotop, das Lebensräume für viele Tiere und Pflanzen bereitstellt. Über die Jahrzehnte hinweg konnten wir beobachten, dass es - wenn man es zulässt - sich weiter nach Norden hin ausbreitet. Das wurde und wird nicht nur durch sich neu bildende Niedrigwasserzonen deutlich, sondern auch durch die Ausbreitung von bestimmten Pflanzenarten wie "Wasserbinsen", davon gibt es übrigens 300 Arten.

In Folge verweilen auch immer mehr Tierarten hier und bereichern das Biotop und Naturschutzgebiet. Erst kürzlich konnten wir einen Graureiher beobachten, der sich mit einem Enterich um den besten, erhöhten Platz stritt. Der Streit war jedoch aufgrund des Größenunterschiedes schnell beigelegt. Doch kaum war der Reiher verschwunden, thronte der Enterich wieder auf dem erhöhten Sitzplatz - es ist halt, wie im richtigen Leben.

Ein menschliches Beispiel dafür offenbarte sich uns in San Gimignano, einem kleinen Ort im Herzen der Toskana, in der Provinz Siena gelegen. Markenzeichen dieser wunderschönen Altstadt sind dreizehn Geschlechtertürme. Auf unsere Nachfrage erzählte man uns, dass dasjenige Geschlecht, welches den höchsten Geschlechterturm besaß, auch das größte Ansehen hatte. Es ging also wieder einmal um Reputation und Prestige.
Wir stellen uns gerade vor, dass in Nottuln auch so etwas möglich ist und wären uns ziemlich sicher, die Geschlechtertürme würden vermutlich selbst heute aus der Erde sprießen, einer höher als der andere. Da hätte wahrscheinlich der Kirchturm von Sankt Martinus das Nachsehen. Gott sei Dank verhindern das hier Bebauungspläne.

Aber Spaß beiseite und zurück zum Naturschutzgebiet Nonnenbachtal und seiner außerordentlichen Bedeutung.

(Weiterer Textbeitrag und Bilder folgen)

Keine Biberburg!

In den vergangenen Monaten hörte ich öfters die Vermutung, dass es im Nonnenbachtal eine Biberburg gebe, manche sprachen sogar von zweien. Zugegebenermaßen hat der aus alten Ästen und Pflanzen dort aufgeschichtete Haufen eine täuschende Ähnlichkeit mit einem Biberburg. Wurde ich allerdings vor Ort danach gefragt, so habe ich darauf hingewiesen, dass die Voraussetzungen im Nonnenbachtal nicht ausreichen, damit Biber sich hier ansiedeln.

Der Biber fühlt sich nämlich am wohlsten in den Auen. Optimal ist eine Uferzone mit üppiger Kraut -, Strauch - und Weichholzvegetation, die an einem natürlichen oder künstlichen Gewässer mit einer Mindestwassertiefe von 50 bis 80 Zentimetern liegt. Dabei bevorzugt der Biber langsam fließende oder stehende Gewässer, die im Sommer nicht trocken fallen. Das sind schon zwei Voraussetzungen, die hier vor Ort nicht eingehalten werden. Wir haben eine zu geringe Wassertiefe, außerdem fallen der Nonnenbach und die Seichtwasserzonen im Sommer oft trocken.
Trotzdem hielt sich das Gerücht noch eine ganze Zeit lang. Einen Biber hat aber niemand gesehen, obwohl er eine imposante Erscheinung und mit einem Gewicht bis zu 36 Kg schwerer ist als ein Reh, das 20 bis 30 kg auf die Waage bringt. Übrigens hat der Biber eines dem Menschen voraus, seine Zähne wachsen ständig nach; da könnte man neidisch werden.

Doch gerne werden solche Erhöhungen im Niedrigwasser von Gänsen für den Nestbau genutzt. Heute Abend, die Dämmerung hatte schon leicht eingesetzt, sah ich, wie dieses Grauganspärchen sich dort einrichtete. Es bleibt abzuwarten, ob die Gänse tatsächlich ihr Nest dort bauen.
In den vergangenen Jahren konnte ich jedoch an fast gleicher Stelle oft Graugänse beim Nestbau und Ausbrüten der Jungen beobachten, siehe nebenstehendes Bild. Übrigens wurde bei allen Fotografien, um die Gänse nicht zu stören, ein Teleobjektiv mit 600 mm Brennweite eingesetzt.

Wichtig ist an diesem neuralgischen Punkt, dass keine Hunde in das Feuchtgebiet laufen und die Graugänse stören. Dann könnten wir, wie auch in manch vergangenen Jahren, das Glück haben, ein Grauganspärchen mit zahlreichen Gösselchen zu beobachten.

Mit besten Grüßen
Ihre Redaktion

Karin und Jürgen Gerhard

 

Eine dreiste und unverantwortliche Belastung der Umwelt

Es ist schon dreist und unverantwortlich, Sondermüll direkt im Naturschutzgebiet und Wasserschutzgebiet Nonnenbachtal zu entsorgen. Heute fanden wir gleich zwei Haufen Asbestzement-Welldachplatten, direkt am Familienwald vor den Hinweis-Schildern entsorgt, die dieses Gebiet als NSG ausweisen. Natürlich ist das erst einmal eine billige Entsorgung von Sondermüll, sie belastet aber die Umwelt stark und kann den oder die Entsorger teuer zu stehen kommen.

Nicht umsonst sollen Fachbetriebe Arbeiten mit Asbest durchführen, und diese benötigen grundsätzlich einen gültigen Sachkundenachweis. Der wird nach erfolgreicher Teilnahme an einem anerkannten Lehrgang gem. TRGS 519 nach der Gefahrstoffverordnung erteilt. Schließlich können beim Hantieren mit Asbestzementplatten Asbestfasern freigesetzt werden. Gelangen diese in den Organismus, können sie Krankheiten wie Asbestose und Lungenkrebs auslösen. In vielen Ländern ist daher der Einsatz von Asbest seit Anfang der 1990er Jahre verboten.

Insofern müssen die damit umgehenden Personen entsprechende Schutzkleidung tragen. Die asbesthaltigen Platten sind in spezielle Säcke, sogenannte „Big Bags“, zu verpacken, die sich so verschließen lassen, dass keine Asbestfasern austreten können.

Natürlich muss solch spezieller, gefährlicher Sondermüll auch sach- und fachgerecht entsorgt werden und darf nicht irgendwo in die Natur abgekippt werden. So gilt laut § 326 des Strafgesetzbuches (StGB) Folgendes: Wer unbefugt Abfälle, die für den Menschen krebserzeugend, fortpflanzungsgefährdend oder erbgutverändernd sind, außerhalb einer dafür zugelassenen Anlage oder unter wesentlicher Abweichung von einem vorgeschriebenen oder zugelassenen Verfahren sammelt, befördert, behandelt, verwertet, lagert, ablagert, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.

Der Nottulner Blickpunkt hat die Gemeindeverwaltung über diesen Vorgang informiert. Über das Ergebnis werden wir Sie auf dem Laufenden halten.

Ergänzung: Sowie ich gerade durch die Gemeindeverwaltung erfahren habe, wurde der illegal abgelagerte Sondermüll von der Polizei heute freigegeben. Die fachgerechte Entsorgung wird heute oder morgen durch eine Fachfirma erfolgen.

Bei einer nochmaligen Begehung am heutigen Tage (10. Jan.) hat unsere Redaktion festgestellt, dass der gefährliche Sondermüll bereits vom Ablageort entfernt wurde.

Mit besten Grüßen
Ihre Redaktion

Turmfalken ändern im Winter ihre Jagdmethode

Der Winter hat witterungsmäßig schon begonnen und somit die schwerste Jahreszeit für Turmfalken, speziell für Jungvögel. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie das erste Lebensjahr überleben, liegt nur bei 50 %. Insbesondere wenn tiefer Schnee und Eis die Jagd zu sehr behindern, verhungern Turmfalken einfach.

Das gilt auch für die Turmfalken im Nonnenbachtal, denn sie bleiben meist im Winter hier, wie ich in den vergangenen Jahren feststellen konnte. Um ihren Energiehaushalt zu schonen, stellen sie in der kalten Jahreszeit ihre Jagdmethode größtenteils auf die Ansitzjagd um. Auch wenn sie nicht so erfolgreich wie die Jagd beim Rüttelflug ist, verbrauchen die Turmfalken insgesamt gesehen weniger Energie. Trotzdem ist die Sterberate, gerade in den kalten Wintermonaten, sehr hoch. 

Hoffen wir auch für Sie, dass es nicht zu lange sehr kalt wird.

Mit besten Grüßen
Ihre Redaktion

Ein Hauch von Vogel ...

Glück im Unglück hatte das zarte Goldhähnchen 

Das zarte Vögelchen hatte Glück im Unglück, als er vor die Scheibe unserer Terassentür flog. Der Aufprall war deutlich zu hören und wir ahnten sofort, was passiert war. Eiligst rannte meine Frau Karin nach draußen und da lag es, das kleine Federbündel, regungslos auf der Terrasse, wie ein welkes Blatt. Das linke Beinchen hatte es weit  von sich gestreckt, den rechten Flügel ebenfalls, hoffentlich ist nichts gebrochen.

Doch das täuscht meistens, denn in der Regel haben die kleinen Federbälle einen Schock und das ist besonders bedenklich, wenn es draußen sehr kalt ist. Also nahm Karin den kleinen Vogel behutsam in beide Hände und mit ins warme Haus. Nur sein Köpfchen guckte heraus, seine Augen waren halb geschlossen, der Schnabel weit geöffnet, als sie begann, ihn mit ihrem warmen Atem wieder Leben einzuhauchen.

Erste Lebenszeichen
Es dauerte eine ganze Zeit, ehe sich wieder Lebenszeichen in ihm regten. Doch dann merkte sie in der linken Hand, wie das Herzchen zart bubberte und das bei einem Vogel von 8 bis 10 Zentimeter Größe und einem Gewicht von 4 bis 8 Gramm. Nach ca. vier bis fünf Minuten öffneten sich die Augen wieder vollends und das Wintergoldhähnchen bewegte sich sachte. Nach weiterer "Mund zu Schnabelbeatmung" während ihn auch die Hände weiter wärmten, kehrte das Leben immer mehr in den kleinen Federball zurück, hier ist Geduld und langes Anhauchen vonnöten.

Und dann ist es wie ein kleines Wunder, das fast totgeglaubte Vögelchen wird immer lebendiger. Nach rund 15 Minuten verließen wir das Haus und Karin öffnete leicht ihre Hände, sodass der vorgewärmte Piepmatz auf ihrer Hand sitzen bleiben konnte, und das tat er ausgiebig mit leicht aufgeplusterten Federn. Offensichtlich fühlte er sich wohl und geborgen, und dann schloss er seinen Schnabel und flog plötzlich weg, so als wäre nichts gewesen.

"Unglücksraben" gerettet
Lebensrettung wieder einmal geglückt, dachten wir und ja, so ist es wirklich! Durch diese Behandlung haben wir in den letzten Jahrzehnten rund 90 % dieser "Unglücksraben" retten können. Obwohl in den Fenstern Gegenstände hängen oder Aufkleber Verwendung finden, lässt es sich nie ganz vermeiden, dass Vögel gegen Fensterscheiben fliegen. Mitunter geschieht das auch, wenn sie sich gegenseitig jagen oder die Sonne äußerst tief steht.

Wenn Ihnen das ebenfalls widerfahren sollte, dann wissen Sie zumindest jetzt, wie Sie diese kleinen Federbälle retten und ihnen neues Leben schenken können. Versuchen Sie es einfach, ein gutes Gefühl wird sich bei Ihnen einstellen, denn meistens klappt es.

Vogelfütterung ist Artenschutz
Und nicht vergessen, die Vogelfütterung hat längst begonnen, Draußen herrscht jetzt eine kalte Witterung, zeitweise mit Temperaturen unter Null Grad. Beteiligen Sie sich bitte auch und füttern die Vögel kontinuierlich, jeden Tag! Sie leisten damit einen wichtigen Beitrag zum Artenschutz, denn nur so können die Vögel den kalten Winter überleben. Übrigens, unser Vogelhaus steht direkt vor unserem Küchenfenster und wir schauen den Piepmätzen live beim eigenen Frühstück zu, das ist besser als jedes Frühstücksfernsehen.

Weitere Bilder finden Sie in der nachfolgenden Bildergalerie.

Mit besten Grüßen

Ihre Redaktion
Karin und Jürgen Gerhard

Der Grünspecht, ein scheuer bildhübscher Vogel

Ein grauer, verregneter Tag, das Martinifest ist gerade vorbei, ich sitze im Sessel und lese. Gelegentlich schaue ich nach draußen in unseren Garten, doch nichts regt sich.
Doch dann ist er plötzlich wieder da, der bildhübsche Grünspecht (Picus viridis). In der letzten Zeit sucht er nahezu täglich unserem Garten auf, offensichtlich hat er sich an uns gewöhnt. Vor unserer Terrasse, auf der nicht gedüngten Wiese, findet er seine bevorzugte Nahrung: Ameisen, bis zu 2000 Stück pro Tag soll er vertilgen. Nach der Aufenthaltsdauer zu urteilen, könnte es stimmen, zählen konnte ich sie natürlich nicht. 

Tief stößt er - schneller als im Sekundenrhythmus - seinen dolchartigen Schnabel durch die Grasnarbe in das Erdreich hinein. Seiner bis zu 10 cm langen Zunge entgeht keine Ameise, Puppe oder Larve, mit denen er übrigens im Frühjahr ausschließlich seine Jungen füttert. Auch im Totholz, zum Beispiel alten Baumstümpfen, nisten sich bestimmte Ameisensorten ein und dienen dem Grünspecht als Nahrung. Nur zu einem geringen Teil fressen Grünspechte auch andere Insekten, Regenwürmer, Schnecken und Obst.

Ich bewege mich nur wenig, denn der Grünspecht, auch Wiesenspecht genannt, ist ein scheuer Vogel. Meine Kamera liegt greifbar neben mir, vorsichtig stehe ich auf und mache ein paar Bilder. Es hat sich gelohnt, selbst bei diesem Schietwetter sieht der Grünspecht sehr ansprechend aus.

Erfreulich ist, der Grünspecht ist nicht vom Aussterben bedroht. Doch benötigt er für sein Überleben die Wiesen und Weiden, die aber in den letzten Jahrzehnten rapide abgenommen haben. Das Vieh wird heute in großen Stallungen gehalten, sogenannte Intensivtierhaltung und dort mit importiertem Futter versorgt. Die nicht mehr benötigten Wiesen werden zu Ackerland umgenutzt, auf denen Monokulturen wie Mais angebaut und Pestizide gespritzt werden: Ein Teufelskreis für Vögel und andere Tiere!

Der Verlust von Bäumen wiegt sich ebenfalls negativ aus, denn der Grünspecht benötigt sie zum Höhlenbau. Leider verschwinden wegen übertriebener Verkehrssicherungspflicht immer noch hierfür geeignete Bäume aus Wäldern und Parks. Doch Gott sei Dank findet der Grünspecht noch akzeptable Reviere in unseren Siedlungen, in denen er immer öfter auftaucht. Ob das allerdings genügt, ist sehr fraglich, denn Hausgärten können auf Dauer wohl kaum den Lebensraum in der freien Natur ersetzen.

Im Naturschutzgebiet Nonnenbachtal höre ich die Stimme des  Grünspechts noch öfters, und ich würde mich freuen, wenn ihm das Lachen dort nie vergeht.

Wir wünschen Ihnen trotz des Regens noch einen schönen Tag und schauen Sie mal auf ihre Wiese im Garten nach. Vielleicht haben auch Sie das Glück, dass er bei Ihnen vorbeischaut, der lachende grüne Vogel mit der roten Haube.

Mit besten Grüßen
Ihre Redaktion
Karin und Jürgen Gerhard

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