Blickpunkt Nottuln
28.09.2025
Blickpunkt Nottuln
Das Wintergoldhähnchen im Schockzustand, sein linkes Beinchen und der rechte Flügel abgespreizt, der Schnabel ziemlich weit geöffnet
Blickpunkt Nottuln
Karin schloss ihre Hände um den Vogel und nahm ihn mit ins warme Haus, wo sie ihm mit ihrem warmen Atem wieder Leben einhauchte
Blickpunkt Nottuln
Sein rechter Flügel und das linke Beinchen hatten sich langsam zurück in die Normalstellung begeben, sodass wir das Wintergoldhähnchen nach rund 15 Minuten wieder in die Freiheit entlassen konnten.

Ein Hauch von Vogel ...

Glück im Unglück hatte das zarte Goldhähnchen 

Das zarte Vögelchen hatte Glück im Unglück, als er vor die Scheibe unserer Terassentür flog. Der Aufprall war deutlich zu hören und wir ahnten sofort, was passiert war. Eiligst rannte meine Frau Karin nach draußen und da lag es, das kleine Federbündel, regungslos auf der Terrasse, wie ein welkes Blatt. Das linke Beinchen hatte es weit  von sich gestreckt, den rechten Flügel ebenfalls, hoffentlich ist nichts gebrochen.

Doch das täuscht meistens, denn in der Regel haben die kleinen Federbälle einen Schock und das ist besonders bedenklich, wenn es draußen sehr kalt ist. Also nahm Karin den kleinen Vogel behutsam in beide Hände und mit ins warme Haus. Nur sein Köpfchen guckte heraus, seine Augen waren halb geschlossen, der Schnabel weit geöffnet, als sie begann, ihn mit ihrem warmen Atem wieder Leben einzuhauchen.

Erste Lebenszeichen
Es dauerte eine ganze Zeit, ehe sich wieder Lebenszeichen in ihm regten. Doch dann merkte sie in der linken Hand, wie das Herzchen zart bubberte und das bei einem Vogel von 8 bis 10 Zentimeter Größe und einem Gewicht von 4 bis 8 Gramm. Nach ca. vier bis fünf Minuten öffneten sich die Augen wieder vollends und das Wintergoldhähnchen bewegte sich sachte. Nach weiterer "Mund zu Schnabelbeatmung" während ihn auch die Hände weiter wärmten, kehrte das Leben immer mehr in den kleinen Federball zurück, hier ist Geduld und langes Anhauchen vonnöten.

Und dann ist es wie ein kleines Wunder, das fast totgeglaubte Vögelchen wird immer lebendiger. Nach rund 15 Minuten verließen wir das Haus und Karin öffnete leicht ihre Hände, sodass der vorgewärmte Piepmatz auf ihrer Hand sitzen bleiben konnte, und das tat er ausgiebig mit leicht aufgeplusterten Federn. Offensichtlich fühlte er sich wohl und geborgen, und dann schloss er seinen Schnabel und flog plötzlich weg, so als wäre nichts gewesen.

"Unglücksraben" gerettet
Lebensrettung wieder einmal geglückt, dachten wir und ja, so ist es wirklich! Durch diese Behandlung haben wir in den letzten Jahrzehnten rund 90 % dieser "Unglücksraben" retten können. Obwohl in den Fenstern Gegenstände hängen oder Aufkleber Verwendung finden, lässt es sich nie ganz vermeiden, dass Vögel gegen Fensterscheiben fliegen. Mitunter geschieht das auch, wenn sie sich gegenseitig jagen oder die Sonne äußerst tief steht.

Wenn Ihnen das ebenfalls widerfahren sollte, dann wissen Sie zumindest jetzt, wie Sie diese kleinen Federbälle retten und ihnen neues Leben schenken können. Versuchen Sie es einfach, ein gutes Gefühl wird sich bei Ihnen einstellen, denn meistens klappt es.

Vogelfütterung ist Artenschutz
Und nicht vergessen, die Vogelfütterung hat längst begonnen, Draußen herrscht jetzt eine kalte Witterung, zeitweise mit Temperaturen unter Null Grad. Beteiligen Sie sich bitte auch und füttern die Vögel kontinuierlich, jeden Tag! Sie leisten damit einen wichtigen Beitrag zum Artenschutz, denn nur so können die Vögel den kalten Winter überleben. Übrigens, unser Vogelhaus steht direkt vor unserem Küchenfenster und wir schauen den Piepmätzen live beim eigenen Frühstück zu, das ist besser als jedes Frühstücksfernsehen.

Weitere Bilder finden Sie in der nachfolgenden Bildergalerie.

Mit besten Grüßen

Ihre Redaktion
Karin und Jürgen Gerhard

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