Blickpunkt Nottuln
08.10.2024
Blickpunkt Nottuln

Kreischende Motorsägen beunruhigen Spaziergänger (Mein Freund, der Baum - Teil 10)

Im Naturschutzgebiet Nonnenbachtal kreischen leider wieder die Motorsägen, was mittlerweile viele Spaziergänger auf die Bäume (Palme) treibt, so auch am 6. Februar: Es wurden Bäume im Naturschutzgebiet Nonnenbachtal in Nähe des 2. Brunnen (vom Wasserwerk aus gesehen) auf einem Erdwall gefällt, der dort die Wiese teilt. Entrüstete Spaziergänger hatten unsere Redaktion darüber informiert. 

Nachdem wir vor Ort waren, und das bestätigt vorfanden, haben wir beim Umweltamt der Kreisverwaltung Coesfeld sofort eine Anfrage gestartet und bekamen von dort aus umgehend folgende Antwort:

"Die gefällten Eschen waren nach unseren Recherchen vom Eschentriebsterben befallen. Sie wurden vom Naturschutzzentrum Kreis Coesfeld e.V. in Abstimmung mit der Eigentümerin, den Gemeindewerken Nottuln, gefällt. Im Rahmen des Entwicklungskonzepts für das Nonnenbachtal wird anschließend auf dem kleinen Wall eine Weißdornhecke angepflanzt. Das Holz ist Eigentum der Gemeinde Nottuln."

Die Eschen wurden übrigens auftragsgemäß von der "Einsatzgruppe Naturschutz", angesiedelt beim Naturschutzzentrum des Kreises Coesfeld in Darup, gefällt. Bevor wir hierzu konkret weiter berichten, halten wir es für sinnvoll und erforderlich, die "Geschichte" des Eschentriebsterbens zu recherchieren und uns dazu Fotografien, die wir in den vergangenen Jahren von den jetzt gefällten Bäumen im Nonnenbachtal gemacht haben, gründlich anzuschauen und zu beurteilen.
Zu begrüßen ist es, dass der Erdwall unverändert bestehen bleibt und dort nunmehr eine Weißdornhecke angepflanzt werden soll. Den Verlust mehrerer Eschen kann sie jedoch aus ökologischer Sicht erst einmal nicht ausgleichen. Schließlich wurden fünf Eschen gefällt, wobei die älteste rund 100 Jahre alt war und eine sehr große Baumkrone hatte. 

Falsches weißes Stengelbecherchen

Nach Angaben der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald Bundesverband e.  V.  wird das Eschentriebsterben von einem japanischen Pilz namens "Falsches weißes Stengelbecherchen" verursacht. Ein charakteristisches Merkmal für das Eschentriebsterben sind verwelkte und abgestorbene Blätter oder Äste, die durch den Baum nicht aktiv abgeworfen werden. Typisch sind die von weiten erkennbaren verbuschten Kronen mit abgestorbenen Ästen. Bei Altbäumen verläuft das Eschentriebsterben zunächst langsam, die Bäume sind jedoch deutlich geschwächt und anderen Erregern und Insekten, wie Hallimasch und Eschenbastkäfer, fällt es leichter, sie ebenfalls zu befallen.

Der Pilz lässt sich leider nicht eindämmen und der Einsatz von Fungiziden und Pflanzenschutzmitteln ist nicht sinnvoll. Auch die Entnahme befallener Äste oder Stämme verhindern nicht, dass sich das Eschentriebsterben weiter ausbreitet. Vielmehr wird geraten, betroffene Bäume stehen zu lassen, wenn sie nicht im öffentlichen Raum stehen und zu Gefährdungen führen können. Dies könnte dazu beitragen, dass Nachkommen dieser Bäume schneller Resistenzen ausbilden. Somit scheint die Lage für die Esche nicht hoffnungslos. Doch bis resistente Eschen verfügbar sind, wird empfohlen, keine Eschenanpflanzungen mehr vorzunehmen.

Was die gefällten Eschen im Naturschutzgebiet Nonnenbachtal betrifft, wird auf einer Fotografie vom 25. August 2021 deutlich. Zwei der Eschen zeigen die typischen Erkrankungsmerkmale wie oben beschrieben. Die anderen sind zwar nicht kerngesund, weisen aber wesentlich weniger Erkrankungsmerkmale auf (siehe Fotografie in der Bildergalerie unten). Die gefällten Eschen standen übrigens auf einem Wall mitten in einer Wiese im Naturschutzgebiet, das ohnehin abseits von Wegen nicht betreten werden darf. Insofern hätten sie, wie oben angeraten, auch stehen bleiben können.

Neue Anpflanzungen werten das NSG Nonnenbachtal auf

Wie ich heute beim Gang durchs Nonnenbachtal erfreut feststellen durfte, wurden auf dem kleinen Wall bereits die angekündigten Anpflanzungen vorgenommen und fachgerecht gegen Wildverbiss eingezäunt (siehe Fotografie in der Bildergalerie unten). Offensichtlich finden weitere Anpflanzungen am oberen Waldbereich westlich des Nonnenbaches statt, die ebenso gegen Wildverbiss eingezäunt werden. Später werden diese Anpflanzungen auch den Wildtieren Deckungsmöglichkeiten geben, die sie dringend brauchen. Die blühenden Sträucher werden den Insekten und danach ihre Früchte den Vögeln zugutekommen.

Das sieht alles gut aus, wertet das Nonnenbachtal aus ökologischer Sicht auf und ist ein nützlicher Beitrag zum Schutz der Artenvielfalt. So darf es gerne im Nonnenbachtal weitergehen, pflanzen ist besser als abholzen. Selbst absterbende Bäume und sogar Totholz haben gerade im Naturschutzgebiet ihre Berechtigung und sei es für den Höhlenbau von Höhlenbrütern, wie zum Beispiel dem Buntspecht, der hier öfters anzutreffen ist.

Artikel ergänzt am 10.2.2023, die Redaktion

Transparentes Zeitalter wird eingeläutet (Mein Freund, der Baum - Teil 9)
Wer am 11. Januar 2023 an der ersten Baumkonferenz teilnahm, der spürte förmlich, dass in Nottuln in puncto Straßenbäume, ihre Erhaltung und Pflege ein neues transparentes Zeitalter eingeläutet wurde. Auch die Neuanpflanzung von klimafesten Bäumen als Ersatz für die gefällten soll sukzessive erfolgen, noch 40 in diesem Jahr. Mehr gibt das Budget für die öffentlichen Grünflächen momentan nicht her, so der Initiator der Baumkonferenz Dipl.-Ing. Peter Wermeling vom Grünflächenamt, der erst circa ein Jahr diese verantwortungsvolle Tätigkeit wahrnimmt, aber schon deutliche grüne Spuren hinterlassen hat.
Das Grünflächenamt der Gemeinde Nottuln hat noch viele andere Aufgaben zu erfüllen, wie die jährlich durchzuführenden Baumkontrollen auf Vitalität und Verkehrssicherheit sowie die Zuordnung und Durchführung von Maßnahmen, soweit erforderlich, erläuterte Wermeling während seines Vortrages. Hierzu gehöre auch die Düngung ausschließlich mit organischem Dünger sowie die Vergrößerung der Baumscheiben.

"Nottuln schenkt aus"
Außerdem soll aufgrund der zunehmenden trockenen Sommer das Bewässerungsmanagement ausgebaut und optimiert werden. Ein Gießarm für den vorhandenen Trecker zur besseren Erreichbarkeit der Baumscheiben sei bereits angeschafft worden. Zusätzlich ist geplant - ähnlich wie in Münster - an bestimmten Orten Wassertanks aufzustellen, aus denen die anliegende Bevölkerung sich dann bedienen kann, um die Straßenbäume mit dem erforderlichen Wasser zu versorgen. Hierzu können auch Fördermittel vom Land NRW beantragt werden.

Leider mussten trotz aller Rettungsmaßnahmen im Jahr 2022 circa 120 Straßenbäume gefällt werden, entweder waren sie schwer erkrankt oder nicht mehr standsicher, so Wermeling. Hinzu kommen wahrscheinlich noch andere Bäume an Stellen, wo seit vielen Jahren nur noch  Baumstümpfe davon zeugen, dass hier mal Bäume gestanden haben. Eine Mammutaufgabe für die nächsten Jahre, und das bei nicht gerade gefüllten Gemeindekassen.

Zeitenwende
Doch befinden wir uns aufgrund der von uns allen selbst verursachten Klimakrise in einer Zeitenwende (um es in der Kanzlersprache zu sagen), wie es auch einige Bürgerinnen und Bürger aus dem Publikum mit unterstützenden Argumenten untermauerten. Schließlich interessierten sich immerhin über 60 Bürgerinnen und Bürger Nottulns für das brandaktuelle Thema. Dr. Susanne Diekmann von den Grünen gab zu bedenken, dass bezüglich des Klimaschutzes gerade die Bäume eine äußerst wichtige Rolle spielen und es an der Zeit ist, das Ruder gründlich herumzureißen. Dr. Matthias Schliermann von den Grünen ergänzte und wies auf die hohe Verdunstungsleistung eines älteren Baumes hin, die immerhin bis zu 400 l täglich betragen kann. 

Erfreuliches war auch von Christoph Steinhoff vom Umweltamt der Kreisverwaltung zu hören, der auf die Beschattungen von Baumkronen und das darunter vorherrschende Wohlfühlklima hinwies. Aus dem Publikum gab es weiterhin konkrete Anregungen zu diesem Thema, zum Beispiel die frühzeitige Unterrichtung von Kindern und Jugendlichen in den Schulen, um Ihnen die Wichtigkeit der Bäume für die Natur, die Erhaltung des Klimas und das eigene Überleben näherzubringen. Die traf auch auf offene Ohren von Thomas Zimmermann, Leiter des Naturschutzzentrums in Darup und Baumgutachter Martin Rensing aus Ochtrup, der ebenfalls einen interessanten, praxisbezogenen Vortrag zur Erhaltung der Bäume hielt, den er mit einigen Bildern von "Baumgesichtern" zur Freude des Publikums untermalte. Durch seinen Vortrag wurde außerdem deutlich, dass sich beeinträchtigte Bäume ohne Eingriffe des Menschen durchaus selbst helfen können.

Straßenbäume in den verschiedenen Ortsteilen
Die zu pflegenden Straßenbäume teilen sich nach den Angaben der während des Vortrages von Wermeling digital eingespielten Angaben innerörtlich wie folgt auf:

Nottuln:          3300 Straßenbäume
Appelhülsen : 1700 Straßenbäume 
Darup:              400 Straßenbäume
Schapdetten:    400 Straßenbäume

Das sind 5800 Straßenbäume, die sich nach Ihrem Standort größtenteils aus Hainbuchen oder Linden, Spitzahorn, Eichen, Baumhasel, Esche und Obstbäumen zusammensetzen. Mit den Bäumen im Außenbereich sind es nach Mitteilung von Werkeleiter Dipl.-Ing. Daniel Krüger rund 12.000 Bäume.

Erdgasleitungen und Fotovoltaik-Anlagen
Natürlich kamen aus dem Publikum auch Fragen zu speziellen Standorten von alten Bäumen, unter denen sich bereits seit rund 30 Jahren Erdgasleitungen befinden. Daniel Krüger gab hierzu Entwarnung, Schäden an Gasleitungen sind bisher nicht bekannt. Später ergänzte er, dass Schäden bei Entwurzelungen von Bäumen durch Sturmschäden nicht ausgeschlossen werden können.
Zudem sollen nach Angaben von Anwohnern an einigen Standorten die Baumkronen so groß geworden sein, dass sie zu Abschattungen auf den Dächern führen und somit die Nutzung einer Fotovoltaik-Anlage unwirtschaftlich machen - der Gemeinde liegen bereits einige Hinweise von Anwohnern vor. Wahrscheinlich muss hier jeweils abgewogen werden, zwischen der Nützlichkeit der Bäume und der Nutzung einer Fotovoltaik-Anlage, wohl in beiden Fällen in Bezug auf den Nutzen für die Natur und den Klimawandel. 

Transparenz der Verwaltung
Der letzte Vorschlag aus dem Publikum betraf den Ersatz von gefällten Straßenbäumen durch Neuanpflanzungen, der öffentlich im Internet transparent und nachvollziehbar dargestellt werden sollte. In einigen Gemeinden sei das schon der Fall, hörte man aus dem Publikum, entsprechende Software soll auf dem Markt zur Verfügung stehen. Das gilt natürlich auch für gefällte Bäume, für die an anderer Stelle Neuanpflanzungen erfolgen sollen. 

Zum Geburts- oder Hochzeitstag einen Straßenbaum schenken (Nachträglicher Vorschlag der Redaktion)
Wie den Zahlen eingangs der Veranstaltung entnommen werden kann, klafft aufgrund des nicht ausreichenden Budgets hier eine große Lücke zwischen fällen und nachpflanzen. Vielleicht kann diese geschlossen werden, indem Straßenbäume von solventen Betrieben und Institutionen sowie von Bürgerinnen und Bürgern Nottulns zu besonderen Anlässen gespendet werden, ähnlich wie bei dem kürzlich stattgefundenen Pilotprojekt der Gemeinde Nottuln und dem Nottulner Blickpunkt: "Gemeinsame Anlegung von insekten- und vogelfreundlichen Pflanzeninseln mit Kindern und ihren Eltern" am Sportplatz der Dreifachsporthalle. Unsere Redaktion hält das aufgrund der selbst gemachten positiven Erfahrungen durchaus für möglich, siehe auch: https://www.nottuln-blickpunkt.de/426-im-fruehjahr-soll-es-hier-summen-und-brummen

Zum Schluss der gelungenen Auftakt-Veranstaltung bedankte sich Peter Wermeling, der einige Anregungen und Vorschläge mitnahm, bei den anwesenden Experten und beim Publikum, das ihm mit reichlich Applaus seinen herzlichen Dank gerne zurückgab. Es werden sicherlich weitere Veranstaltungen folgen, schließlich ist ihm, wie er betonte, der Austausch mit den Bürgerinnen und Bürgern wichtig.

Anmerkung: Bäume leisten noch viel mehr, als auf der 1. Baumkonferenz erwähnt wurde: Sie binden Kohlendioxid (Kohlenstoffsenke), produzieren Sauerstoff und filtern Staub aus der Atemluft. Bäume und Sträucher leisten einen unfassbar wichtigen Beitrag zur Klimaverbesserung und zur Erhaltung der Artenvielfalt , ohne sie ist ein Leben - auch für uns Menschen - auf diesem Planeten überhaupt nicht möglich. Weitere Artikel hierzu finden Sie unter dem Button NATUR/UMWELT "Mein Freund der Baum Teil 1 bis 4".

     

Die kleinen Piepmätze brauchen uns dringend

Schauen wir uns im November so in den Gärten unserer Siedlung um, dann müssen wir leider feststellen, dass kaum noch Vogelhäuschen aufgestellt sind. Sicher, wir sind alle älter geworden, oft schon längst pensioniert und so Manchem ist es vielleicht zu viel Arbeit, die Vögel regelmäßig zu füttern.

Doch gerade im Alter, insbesondere dann, wenn man nicht mehr so beweglich ist, freut man sich über jeden Gast, den man durchs Fenster beobachten kann. Sei es ein Rotkehlchen, eine Meise, ein Zaunkönig oder auch "nur" eine Horde von Spatzen. Alle ermuntern uns mit ihrem fröhlichen Gezwitscher, wenn sie abwartend in der Rotbuchenhecke nicht weit vom Futterhaus entfernt sitzen und warten, dass ein Platz für sie frei wird. Und das geht meistens sehr schnell, denn es herrscht viel Leben in diesem Haus. Manchmal müssen sich die Gäste jedoch gedulden, dann hat sich ein Eichhörnchen im Vogelhaus breit gemacht und es dauernd ein wenig länger. Doch zu guter Letzt werden alle satt!

Was das Futter betrifft, ist es besser, dieses selbst zu mischen. Man kann es auch so handhaben, dass man dem gemischten Streufutter weitere Sonnenblumenkerne zugibt, denn ihr Anteil ist meist zu gering, sie sind wohl etwas teurer. Zusätzlich mischen wir noch etwas Haferflocken für die "Weichfresser" darunter.

Natürlich muss jeden Abend das Futterhaus erneut befüllt werden, sonst haben wir am nächsten Morgen eine Reihe von Spatzen dort sitzen, die protestvoll durchs Küchenfenster hereinschauen. Manche fliegen sogar in den Blumenkasten und verleihen dem Protest massiven Nachdruck. Da heißt es, das Frühstück zu unterbrechen und erst einmal die Piepmätze versorgen. Mitunter ist ein kleiner Zaunkönig dabei, den man aufgrund seiner zwergenhaften Gestalt leicht unterschätzt, doch dieser kleine Kerl weiß sich durchaus zu behaupten. Selbst die für ihn riesengroßen Amseln scheinen ihn nicht sehr zu beeindrucken, mutig erkämpft er sich seinen Platz im Futterhäuschen.

Und eines Tages, man glaubt es kaum, ist es wieder da, das Gimpel-Pärchen. Sie etwas gräulich und kaum auffallend und er mit seinen intensiven Farben rot und schwarz, wenn auch nicht mehr ganz so strahlend wie im Frühjahr zur Paarungszeit. Wir hatten Sie schon vermisst, waren sie doch plötzlich verschwunden, nachdem sie sich noch letztens an unseren Feuerdornsträuchern mit den rot und orange leuchtenden Beeren die Bäuche vollgeschlagen hatten.

Neben dem tristen grau und braun, den vorherrschenden "Farben" im winterlichen Münsterland, sind es doch gerade jetzt die farbenfrohen und lustig zwitschernden Vögel, die jeden Tag wie ein kleiner Lichtblick in unser Haus einfallen. Das ist allemal das Füttern dieser liebenswerten kleinen Geister wert. Und nun folgt eine kleine Reise durch die farbenfrohe, winterliche Vogelwelt in unserem Garten.

 

Der Herr der Blätter

Ein Kirschbaum begleitet Mensch und Tier übers Jahr

Da sitzt er nun, der Herr der Blätter, ein selbstbewusster Terrier namens Sir Trusty mitten in seinem goldgelben Paradies. Jeden Herbst spielt sich das gleiche Schauspiel in unserem Garten ab, wir arbeiten und kehren das Laub zusammen und er annektiert es als sein Eigentum.

Doch fangen wir von vorne an. In unserem Garten stehen drei Obstbäume. Der größte ist mit Abstand eine Süßkirsche, sie überragt unser Haus um ein Weites. Im Frühjahr leuchten auf ihren Ästen tausende weiße Blüten, insbesondere nachts eine wahre Pracht! Vorbeikommende Spaziergänger sind jedes Jahr begeistert von diesem Anblick.
Auf den schneeweißen Blüten tummeln sich tagsüber ganze Bienenvölker und laben sich an ihrem Nektar. Ganz nebenbei bestäuben sie noch die Blüten. Das ist auch bitter nötig, denn im nahen Umkreis ist keine weitere Süßkirsche zu finden, die unseren Baum durch Wind bestäuben könnte. Die meisten Süßkirschen in unserer Siedlung wurden schon nach rund 30 Jahren Lebenszeit entfernt. "Die machen nur Dreck" hörten wir so manch einen im Herbst fluchen.

Kurz nach der Blüte bilden sich herrliche Süßkirschen, die sich langsam rotgelb einfärben. Doch so etwas Leckeres hat natürlich auch ganz viele Freunde. Nach dem Motto "Amsel, Drossel, Fink und Star, alle Diebe sind schon da", flogen Sie in unseren Garten ein und hinterließen reichlich Kirschsteine unter unserem Kirschbaum. Großzügigerweise verzichteten sie auf ein paar Exemplare. Aber was solls, "der liebe Gott hat nicht nur für uns den Tisch gedeckt".
Und so verging die Zeit, mittlerweile hatte sich ein dichtes Blätterdach auf dem Kirschbaum gebildet und spendet uns im heißen Sommer reichlich Schatten. Unter dem Blätterdach genießen wir in einem äußerst angenehmen Klima fast jeden Sonntag unseren Kaffee oder Tee mit Kuchen. Früher geschah das immer mit "unserer Mutter", die leider ihre letzten zehn Jahre im Rollstuhl saß, somit war jeder Sonntag bei uns Muttertag. Sehr gerne erinnern wir uns an die gemeinsam verbrachten Nachmittage unter unserem Familienbaum zurück. Es war eine wunderbare Zeit mit guten und anregenden Gesprächen. Mutter war halt mit Leib und Seele Lehrerin, mit vielen Begabungen, einem breit gestreuten Wissen und mit einem großen Herzen gesegnet.

Seitdem hat unser Kirschbaum ein Karma, das ihn unantastbar macht, auch wenn seine Äste schon weit übers Haus hinauswachsen. Da kann im Herbst noch so viel Laub auf unseren Rasen fallen, geduldig kehren wir es alle paar Tage mit Laubbesen zusammen. Doch ein Schauspiel wiederholt sich wie bereits angekündigt jedes Jahr, und das hängt mit unserem Jack Russel Sir Trusty, auch Trastl genannt, zusammen. Kaum ist der große Laubhaufen zusammengekehrt, setzt sich der kleine Kerl mitten rein und betrachtet ihn von nun an als sein persönliches Eigentum! Durch nichts ist er zu bewegen, sein goldenes Reich zu verlassen. Die Entsorgung gestaltet sich dann äußerst schwierig, denn der Herr der Blätter nimmt seine sich selbst gestellte Aufgabe akribisch wahr.
Doch recht bald fiel uns dazu eine passende Lösung ein: Wir kehrten das Laub zu mehreren kleinen Haufen zusammen, schließlich kann er ja nicht zur gleichen Zeit auf allen liegen. Übrigens hatte Trastl schon immer die Angewohnheit, sich ungewöhnliche Sitz- und Liegeplätze auszusuchen. Schon als kleiner Welpe bevorzugte er bepflanzte Blumentöpfe als Ruheplatz. Wir nahmen ihm das nicht übel, sah er doch recht putzig darin aus (siehe linkes Bild).

Doch auch ein schöner Herbst geht vorbei und plötzlich steht der Winter vor der Tür. Das Sitzen unter dem Kirschbaum hat ein jähes Ende. Aber auch in der kalten Jahreszeit leistet er uns uns gute Dienste, denn jetzt trägt er wie jedes Jahr hoch oben im Geäst unseren Weihnachtsstern. Aus Vierkantrohr habe ich ihn vor Jahren selbst zusammengeschweißt und mit Tannengrün sowie einer Lichterkette umwickelt. Jetzt strahlt er zur Advents- und Weihnachtszeit ein warmes Licht aus und ist schon von Weitem aus sichtbar.

Viele ältere Menschen aus der Wohnanlage nebenan oder von unten aus dem Dorf kommend, berichten uns freudig, wie schön der Stern doch leuchtet und ihnen den Weg nach Hause weist. Ach ja, wir sollen ihn noch recht lange in dieser dunklen Zeit leuchten lassen, bitten sie uns regelmäßig. Und daran halten wir uns auch jedes Jahr, denn es sind nur LEDs, die dort leuchten und kaum Strom verbrauchen. Weihnachten bleibt nun mal Weihnachten, auch in dieser sehr bewegten Zeit. So begleitet der Kirschbaum nicht nur uns, sondern auch viele andere Menschen durch alle Jahreszeiten. Und da sag noch jemand "Große Bäume machen nur Dreck".

Wir hoffen, diese kleine Geschichte, die sich Gott sei Dank jedes Jahr wiederholt, hat Ihnen gefallen. Vielleicht hält sie ja auch den einen oder anderen davon ab, seinen großen Obstbaum im Garten zu fällen; die Natur würde sich freuen.

Mit besten Grüßen

Ihre Redaktion
Karin und Jürgen Gerhard

 

 

15 Pflanzeninseln für Insekten und Vögel angelegt (Mein Freund, der Baum - Teil 8)

Petrus meinte es am Samstag besonders gut mit den Kindern, die sich am Sportplatz neben der Dreifachsporthalle mit ihren Eltern eingefunden hatten. Strahlender Sonnenschein und ein blauer Himmel empfing sie und so blieb es den ganzen Tag. Das waren natürlich ideale Voraussetzungen, um 360 Sträucher (Setzlinge) und acht Bäume in die Erde einzubringen.

Auch Bürgermeister Dr. Dietmar Thönnes traf recht früh ein. Damit auch alles richtig abläuft, erklärte Peter Wermeling vom Grünflächenamt der Gemeinde Nottuln der ersten Gruppe am praktischen Beispiel wie die einzelnen Sträucher in die vorbereiteten Pflanzeninseln eingesetzt werden müssen, und dann ging es auch schon los. Die meisten hatten eigene Spaten und Schippen mitgebracht und wenn nicht, bekamen sie von uns entsprechendes Schanzzeug.
Nun konnte die von Peter Wermeling und unserer Redaktion gründlich geplante und vorbereitete Anlegung von insektenfreundlichen Pflanzeninseln endlich beginnen. Gepflanzt wurden übrigens Kornelkirsche, Holunder, Weißdorn, Haselnuss, Eberesche und Wildrosen, alles insektenfreundliche, blühfreudige Sträucher, deren Wildfrüchte im Herbst und Winter den Vögeln und anderen Tieren als wertvolle Nahrung zur Verfügung stehen.

Die erste Pflanzeninsel erwies sich als etwas schwieriger Fall, lag sie doch direkt neben der neu gebauten Dreifachsporthalle, ein bisschen Bauschutt kam schon ans Tageslicht. Da jedoch alle noch frisch bei Kräften waren, konnte das Problem von den Eltern und unserem Bürgermeister schnell gemeistert werden. Alle anderen Pflanzeninseln erwiesen sich als problemlos, selbst die Kinder kamen gut mit ihren Spaten und Schippen in den Boden. Es machte allen einen Riesenspaß, gemeinschaftlich über Generationen hinweg in Mutter Erde zu buddeln. Man sah es ihnen förmlich an, die Stimmung war hervorragend. Die eifrigen Kinder hatten schon bald ihr Erfolgserlebnis beim Betrachten ihrer ersten fertiggestellten Pflanzeninsel. 
Da war es mir schon fast peinlich größtenteils zu fotografieren, jedoch wollte ich diese schönen Momente für immer einfangen, um Sie Ihnen heute in der nachfolgenden "Diaschau" beispielhaft als kleine Geschichte präsentieren zu können.
Wir, wünschen Ihnen viel Freude dabei.

Die Redaktion
Karin und Jürgen Gerhard

Ps. Unser besonderer Dank gilt allen Beteiligten und folgenden Sponsoren:
Edeka-Markt Nottuln, Herrn und Frau Kretschmer;
Hagebaumarkt Nottuln, Herrn Wessalofski;
Bündnis 90/die Grünen, Ortsverband Nottuln
und TOYOTA Nottuln, Familie Gehrmann.

Libellen im Garten

Leider werden auch sie weniger

Auf dem Bild links oben sehen Sie eine herrliche Vierflecklibelle, die ich im Jahre 2018 noch fotografieren durfte. In diesem Jahr fällt auf, dass offensichtlich Libellen zumindest im Nonnenbachtal, aber auch in unserem Garten weniger geworden sind. Eigentlich waren sie bisher in ihrem Jagdgebiet über unserem Gartenteich in großer Anzahl zu beobachten.

Blaugrüne Mosaikjungfern, Plattbauchlibellen, blutrote Heidelibellen und Hufeisen-Azurjungfern gaben sich hier sozusagen die Klinke in die Hand. Jetzt sieht es - ähnlich wie bei den vielen Schmetterlingsarten und anderen Insekten - ziemlich mau aus. Schließlich hängt alles in der Natur irgendwie zusammen, denn die Insekten haben bis heute sage und schreibe um 75 % abgenommen. Folglich fehlen den Libellen auch die Nahrungsmittel.

In den vergangenen Jahren durften wir die erfolgreiche Jagd der Libellen oft beobachten. So ist uns ein Vorfall besonders in Erinnerung geblieben. Wir saßen wieder einmal in unserem Strandkorb am Gartenteich, als uns eine blaugrüne Mosaikjungfer auffiel, die mit einer  Geschwindigkeit bis zu 50 km/h kreuz und quer über den Gartenteich jagte. Die kleine Flugkünstlerin drehte Loopings, sodass man ihr kaum mit den Augen folgen konnte - jeder Hubschrauberpilot wäre vor Neid erblasst. 

Doch was jetzt geschah, erlebt man sicherlich nur einmal in seinem Leben. Urplötzlich ergriff die Mosaikjungfer mit ihren scharfen Beißwerkzeugen einen Kohlweißling, der ahnungslos über den Teich flog. Eine fette Beute, doch ihre Freude währte nur kurz, denn nur den Bruchteil einer Sekunde später ergriff einer unserer Teichfrösche die Libelle samt Schmetterling im Sprung. Am Teichrand hatte er auf der Lauer gelegen. Zwei auf einen Schlag, dachte sich wohl der Frosch, denn der Schmetterling war inklusive.
Bedauerlicherweise ging alles so unfassbar zügig, sodass wir keine Chance hatten, diesen Beutezug abzulichten.

Libellen sind für den Menschen ungefährlich

Tatsächlich sind Libellen für den Menschen ungefährlich, was natürlich für ihre Beutetiere keinesfalls zutrifft, denn alle Libellen leben räuberisch. Das beginnt bereits im Larvenstadium unter Wasser, das bis zu drei Jahren andauern kann. Ernähren sie sich zunächst von Einzellern und Zooplankton, so lauern sie später Kleinkrebsen, Würmern und Wasserinsekten auf. Selbst vor Kaulquappen und Jungfischen machen sie nicht Halt, mit ihrer Fangmaske können sie blitzschnell zuschnappen.
Während dieser Zeit häutet sich die Libellenlarve je nach Art 10 bis zu 15 Mal und wächst hierbei immer um ein kleines Stück. Dann klettert sie an einem Stängel aus dem Wasser hervor, schlüpft aus ihrer Hülle und lässt sich in der Sonne trocknen. Ihre filigranen Flügel härten dabei völlig aus, nun ist sie zum ersten Mal flugfähig.

Libellen haben übrigens Facettenaugen, die aus bis zu 30.000 Einzelaugen bestehen, die eine sechseckige Struktur und einen Durchmesser von nur vier hundertstel Millimeter haben. Sie ermöglichen den Libellen eine optimale räumliche Orientierung und ein scharfes Bewegungssehen. Sie können gegenüber dem menschlichen Auge Bewegungen im hellen Licht rund vier- bis sechsmal schneller erfassen. Zusätzlich können sie ihren Kopf vollständig drehen, sodass kaum eine Chance besteht, sich ihnen unbemerkt zu nähern. Diese kleinen Geschöpfe sind wirklich ein fantastisches Kunstwerk. 

Wenn Sie Libellen etwas Gutes tun möchten, dann legen Sie bitte ebenfalls einen Teich in Ihrem Garten an, indem sie ihre Larven absetzen und an dessen Oberfläche sie jagen können. Und vergessen Sie nicht zum Beobachten, eine Sitzgelegenheit am Teich einzurichten.
Damit machen Sie sich ebenfalls eine große Freude und erschließen sich eine völlig neue Welt, denn Wasser ist Leben für alle Lebewesen! Auch die Vögel werden es Ihnen mit ihrer Anwesenheit danken. Unterlassen Sie es, bleibt Ihnen vieles verborgen.

Wir hoffen, Sie hatten auch ein wenig Spaß beim Lesen und Schauen. Übrigens kann jede oder jeder etwas in seiner Region für die Natur tun - versuchen Sie es, wenn Sie es nicht ohnehin schon tun.

Beste Grüße und bleiben oder werden Sie gesund!

Die Redaktion

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