Mein Freund, der Baum, Teil 5
Seit fast einer Woche kreischen im Naturschutzgebiet Nonnenbachtal die Baumsägen nicht mehr und wir waren froh, dass die Baumfällarbeiten endlich ein Ende gefunden hatten. Wenigstens "unsere" 220 Jahre alte Buche, wahrscheinlich der älteste Baum im Kirchenwald (Bilder siehe links und Artikel " Rabenschwarzer Tag für den Klima- und Naturschutz"), war stehen geblieben.
Doch weit gefehlt, unfassbar, aber leider wahr: Heute Vormittag, am 29. März 2022, wurde von Menschenhand auch dieser wundervolle Baum ein Naturdenkmal, der täglich für 30 bis 40 Menschen Sauerstoff zum Atmen spendete und Tonnen des Klimakillers CO² speicherte, dem Erdboden gleichgemacht. Wie gerne hätte der mächtige Baum diese wichtigen klimaschützenden Funktionen für die Menschheit und die Natur in der Klimaschutzgemeinde Nottuln weiter wahrgenommen, denn gerade bei der Buche ist das Aufnahmepotential von CO² besonders hoch.
Aber auch seine majestätische Krone, die viel Schatten spendete und sich im Herbst in ein goldgelbes leuchtendes Kronendach verwandelte, hat viele Spaziergänger beeindruckt. Leider hat sich der Kirchenvorstand der katholischen Kirchengemeinde St. Martin auch für für die Fällung dieses Baumriesen entschieden und somit für seinen endgültigen Garaus gesorgt.
In den vorausgegangenen Artikeln:
"Alter Buchenkirchenwald im NSG Nonnenbach/ Nottulner Berg muss sehen bleiben" und
"Rabenschwarzer Tag für den Klima- und Naturschutz"
haben wir uns intensiv mit dem alten Buchenkirchenwald im Naturschutz- und Naherholungsgebiet Nonnenbach/ Nottulner Berg befasst. Dort haben wir faktenbasierend zusammengetragen, warum der alte Buchen-Kirchenwald unbedingt in Zeiten des akuten Klimawandels erhalten werden muss. Deswegen können wir Sie nur bitten, sich hier zu informieren und auch die dort enthaltenden Bilder auf sich wirken zu lassen, um sich dann ihr eigenes Urteil zu bilden.
Alle diejenigen, die wir bisher am Ort des Geschehens im Nonnenbachtal getroffen haben, waren entsetzt über das Ausmaß der Abholzung des Kirchenwaldes. In ihren in der Regel eher verbitterten Bemerkungen spiegelten sich ihr Unverständnis, ihre Wut und ihre Ohnmacht hierüber wieder. "Und das in Zeiten des akuten Klimawandels im Naturschutzgebiet und in einer Klimaschutzgemeinde" war da oft zu hören. Doch die offiziellen Vertreter der Klimaschutzgemeinde Nottuln schweigen offensichtlich dazu.
Wir (die Redaktion) hatten uns mit der Bitte um den Erhalt des alten Buchenkirchenwaldes an den Bischof Dr. Felix Genn im Bistum Münster gewandt, dessen Vertreter Generalvikar Dr. Klaus Winterkamp uns u. a. mitteilte, dass der Kirchenvorstand der Kirchengemeinde St. Martin schon die richtige Entscheidung fällen wird. Die endgültige Entscheidung stand also noch aus, wir hatten Hoffnung.
Doch damit war es schnell vorbei, den die Entscheidung erreichte uns schon Frühnachmittags rund eine Stunde nach der Mitteilung des Generalvikars. Der Leiter der Zentralrendantur der katholischen Kirchengemeinden im Dekanat Coesfeld und Dülmen teilte uns mit, dass der Kirchenvorstand sich für die Fällung der Bäume im Kirchenwald entschieden hat. Allerdings hörten wir in den letzten Tagen von katholischen Mitbürgern, dass hierbei die Zentralrendantur in Dülmen eine entscheidende Rolle spielen soll. Der Kirchenvorstand, der auch für die Finanzen der Kirchengemeinde St. Martin zuständig ist, setzt sich übrigens aus 18 gewählten Mitgliedern der unterschiedlichsten Berufsgruppen aus allen Gemeindeteilen zusammen, die fast alle noch berufstätig sind, Vorsitzender ist der Pfarrdechant.
Den Verantwortlichen muss bewusst sein, dass sie durch ihre Entscheidung auch die Verantwortung für die massiven Auswirkungen auf die Natur und das Klima zu tragen haben. Immerhin haben die mächtigen Buchen täglich für rund 1500 Menschen Sauerstoff erzeugt und bisher Hunderte von Tonnen des Klimakillers Kohlendioxid gespeichert und erfüllten somit einen ganz wichtigen Beitrag zur Klimaverbesserung in der Klimaschutzgemeinde Nottuln - damit ist jetzt leider Schluss.
Parallel hatten wir an die Regierungspräsidentin Dorothee Feller und ihre Behörde einen begründeten Eilantrag zur Erhaltung des alten Buchenkirchenwaldes gestellt. Gegen den darauf folgenden Bescheid legten wir Einspruch ein. Das angekündigte offizielle Antwortschreiben per Post hat uns noch nicht erreicht. Leider wurde bereits der alte Buchenkirchenwald größtenteils eingeschlagen. (Nachsatz: Das Antwortschreiben der Bezirksregierung ist nunmehr per Post eingegangen, wir werden es gründlich lesen und beurteilen und ggf. das Umweltministerium einschalten)
In der Berichterstattung, auch der Medien, haben wir immer wieder gehört und gelesen, dass es sich um kranke und schwache Bäume handelt, die hier gefällt werden sollen. Auch in den Westfälischen Nachrichten (WN) war noch am 11. März nachzulesen, dass vor allem schwache und kranke Bäume gefällt wurden und werden.
Wer sich vor Ort umsieht, bekommt allerdings einen ganz anderen Eindruck, denn es wurden größtenteils gesunde und kapitale, bis zu rund 220 Jahre alte Buchen gefällt. Manche Baumstämme wurden schon für den Verkauf gekennzeichnet. Schauen Sie sich den Bucheneinschlag doch selbst einmal vor Ort an und bilden sich Ihr eigenes Urteil. Für diejenigen, die das - aus welchen Gründen auch immer - nicht können, haben wir in der nachfolgenden Bildergalerie 15 aussagekräftige Fotografien eingestellt.
Stand: 11.04.2022
Unglaublich, aber wahr (Mein Freund, der Baum Teil 4)
Heute Morgen, am 9. März 2022, wurde - im Auftrag der katholischen Kirche - trotz vorausgegangener massiver begründeter Proteste mit der Abholzung von 150 Bäumen des Kirchenwaldes im Naturschutzgebiet Nonnenbach/ Nottulner Berg begonnen. Wer vor Ort sich die Situation angeschaut hat, ist erschüttert. Geschlagen werden - wie man auf den Fotografien sehen kann - größtenteils gesunde, kapitale und profitable alte Buchen. Die Bezirksregierung und die Regierungspräsidentin in Münster wurden darüber sofort unterrichtet. Dort liegt noch ein begründeter Eilantrag zur Erhaltung dieses alten Buchenkirchenwaldes im Naturschutzgebiet unsererseits vor, der bis heute nicht abschließend beschieden wurde.
Eines steht unumstößlich nach wie vor fest: "Die Klimakrise ist und bleibt die größte Herausforderung der Menschheit in diesem Jahrhundert! Deswegen sind solche Dinge wie die Abholzung von 150 Bäumen eines alten klimaschützenden und klimaverbessernden Buchenwaldes in einem Naturschutzgebiet, mit Buchen bis zu 220 Jahre alt, ein absolutes No-Go! Doch offensichtlich halten bestimmte Einrichtungen in der katholischen Kirche an ihrem alten Gehabe fest. Da werden dann Argumente vorgeschoben wie: "Wir wollen unseren Wald klimafest machen." Was für ein Unsinn, bevor der neu angepflanzte Wald die klimaschützende und klimaverbessernde Funktion des alten wahrnehmen kann, werden mindestens 100 Jahre vergehen. Wir stecken aber jetzt in der akuten Klimakrise, da sind solche Aktionen absolut klimaschädlich und unverantwortlich!
Heute, am 11 März, ist übrigens der dritte Tag, an dem ununterbrochen Bäume gefällt werden, das zeigt uns das Ausmaß dieser Abholzung an. Durch die starke Auslichtung des Buchenwaldes und des damit einhergehenden lichten Blätterdaches werden die verbleibenden Buchenstämme jetzt der direkten Sonneneinstrahlung im Hochsommer ausgesetzt. Mag die Buche ein sehr resistenter Baum sein, aber seine helle, bis ins hohe Alter glatte empfindliche Rinde kann die direkte Sonneneinstrahlung nicht vertragen!. Somit ist wohl das frühe Schicksal dieser Buchen vorherbestimmt, das entspricht keinesfalls der fachlichen Praxis beim Holzeinschlag.
Eigentlich sind die Schutzziele für diesen alten Buchenwald, die so etwas verhindern sollen, eindeutig festgelegt, nämlich der Erhalt von Altholz. Auch im Landschaftsplan für den Entwicklungsraum Baumberge Süd/Nonnenbach steht als Entwicklungsziel "die Erhaltung standortgerechter Laubwälder". Doch wie man sieht, setzt man sich offenbar darüber hinweg. Deshalb müssen jetzt gesetzliche Regelungen zum Schutz der Wälder, zumindest in Naturschutzgebieten von der Bundesregierung beschlossen werden. Daran führt kein Weg vorbei, solche Handlungen müssen in Zukunft ernsthafte Konsequenzen haben.
Die Ampel-Koalition hat übrigens schon reagiert. Laut Koalitionsvertrag vom November 2021 soll auf eine naturnahe Waldbewirtschaftung umgestiegen werden. Unter anderem sollen alte Buchenwälder als Naturwald stillgelegt werden. Der Nachteil solcher Ankündigungen ist, dass jetzt mancher Waldbesitzer noch schnell seinen alten Buchenwald einschlägt und somit vollendete Tatsachen schafft, bevor gesetzliche Regelungen überhaupt erlassen und greifen werden. Doch von der katholischen Kirche haben wir das nicht erwartet. Wenn nicht die Kirche, wer sonst soll die Bewahrung der Schöpfung beispielhaft und richtungsweisend praktizieren.
Und das ist auch nötig, wie die zurzeit durchgeführte Waldvermessung der Bundeswald-Agentur aufzeigt, die alle 10 Jahre stattfindet. An 60.000 Stellen in Deutschland wird festgestellt wie es dem Wald geht. Das endgültige Ergebnis wird zwar erst 2024 feststehen, aber eine gewisse Tendenz ist bereits jetzt erkennbar. Vermutlich wurden dem Wald zu viel Bäume entnommen, sodass die sogenannte Kohlenstoffsenke nicht mehr funktioniert. Das heißt, geht Wald verloren, wird Kohlendioxid (CO²) freigesetzt, denn vorhandene Bäume speichern den Klimakiller Nr. 1, das CO² als Kohlenstoff in ihrer Trockenmasse. Außerdem erzeugen sie viel Sauerstoff in der Atmosphäre. Ein Leben ohne Wald ist auf der Erde nicht möglich!
Übrigens ist die Rotbuche bereits im Oktober 2021 zum Baum des Jahres 2022 ausgerufen worden und das nach 1990 als erster Baum zum zweiten Mal! Die Entscheidung wurde getroffen, um auf den Einfluss von klimatischen Veränderungen aufmerksam zu machen. Die Buche ist eben ein sehr wertvoller Klimaverbesserer, aber nicht nur das. Durch das herabfallende Laub der Buche und ihre tiefe weitreichende Verwurzelung wird der Boden mit ausreichend wertvollen Nährstoffen versorgt. Dort sind Moose, Flechten, Pilze und Insekten zu finden. Außerdem bevorzugen rund 30 Käfer- und mehr als 70 Schmetterlingsarten die Buche als Lebensraum - ein wahres Biotop, das auch zum Erhalt der Biodiversität (Artenvielfalt) unverzichtbar ist. Aber auch diese Tatsachen verhinderten nicht die spätere folgenschwere Entscheidung des Kirchenvorstandes.
Bezüglich des weiteren Nutzens dieses Waldes bitten wir Sie unseren Artikel "Alter Buchen-Kirchenwald im NSG Nonnenbach/ Nottulner Berg muss stehen bleiben" zu beachten. Dort haben wir auch die weitere Faktenlage gründlich dargestellt und wie wenig Wald es eigentlich in Nottuln gibt. Berücksichtigt man die in beiden Artikeln dargelegten Fakten, dann hätte es in Zeiten des akuten Klimawandels nie zu dieser Entscheidung des Kirchenvorstandes - https://st-martin-nottuln.de/kirchenvorstand - der katholischen Kirchengemeinde Sankt Martin kommen dürfen. Der Kirchenvorstand, der unter anderem auch für die Finanzen der Kirchengemeinde verantwortlich ist, setzt sich aus 18 gewählten Mitgliedern der unterschiedlichsten Berufsgruppen aus allen Gemeindeteilen zusammen.
Im Ergebnis zeigen die Fakten deutlich auf, dass die Entscheidung, 150 Bäume im alten Buchenkirchenwald im Naturschutzgebiet Nonnenbach/ Nottulner Berg zu fällen, eine klare Fehlentscheidung zulasten des Klimawandels und gegen den Naturschutz ist, das war vorher auch schon deutlich abzusehen.
(Stand 26. März 2022)
Mein Freund, der Baum - Teil 3
Seit Jahren wird der Unmut und Protest in der Bevölkerung über das von der Gemeinde so überaus gerne angewandte" auf Stock setzen", bei denen ganze Bäume gefällt werden, immer lauter und heftiger. Trotzdem ändert sich ihre Vorgehensweise nicht, leider wurde noch eins draufgesetzt. Eine rund 150 m lange und bis zu 3 m tiefe Wildhecke am Sportplatz, bestehend aus den unterschiedlichsten Sträuchern - ein kleines Biotop - wurde gleich komplett gerodet. Die in den Westfälischen Nachrichten (WN) abgedruckte Begründung der Gemeindeverwaltung lautete:
"In die alte defekte Zaunanlage war das Grün hineingewachsen. Um den alten Zaun entfernen zu können und um Platz zu schaffen für den neuen Zaun, habe man das Grün entfernen müssen."
Entschuldigung, aber das empfinden wir als starken Tobak! Gerade hier hätte man aufgrund der vielen Sträucher, das ansonsten so beliebte "auf Stock setzen" anwenden können, aber nicht einmal das war hier erforderlich, wie die nachfolgenden Beispiele zeigen.
Zwei gute Beispiele für den Zaunbau mit Rücksicht auf die Natur
Liebe Gemeindeverwaltung, vor Jahren hat ein Zaunbauer einen solchen Doppelstabmattenzaun direkt an unserer Gartengrenze und direkt vor Ihre gemeindeeigene zweireihige Buchen-Hecke gesetzt. Dafür wurde nicht eine einzige Buche entfernt. Lediglich alle 2,50 m wurde die Hecke in einer Breite von 50 cm zur Setzung der Zaunpfähle 30 cm tief zurückgeschnitten. Mit Spezialhandwerkzeug wurden dann die Löcher ausgehoben und die Zaunpfähle in Beton gesetzt - das ging ohne jegliche Behinderung.
Was hätten wir wohl von der Gemeindeverwaltung zu hören bekommen, wenn wir aufgrund der Zaunsetzung die komplette gemeindeeigene Buchenhecke hätten roden lassen? Mittlerweile ist die Rotbuchenhecke in den Zaun hinein gewachsen, und das ist gut so, denn Zäune sind manchmal sinnvoll, aber man muss sie ja nicht unbedingt gleich sehen (Bild links unten).
Mit einem weiteren, noch besser vergleichbaren guten Beispiel ging in Nottuln der Betreiber des St. Elisabethstiftes, die Christophorus-Gesellschaft voran. Letztes Jahr ließ sie längs des Buckenkamps einen sehr langen Doppelstabmattenzaun direkt an eine bestehende wilde Hecke aus vielen unterschiedlichen Sträuchern und Bäumen - mittlerweile ein sehr wertvolles Biotop - aufstellen. Auch hier wurde die Hecke kaum gestutzt und keinesfalls gerodet, wie auf dem Bild links gut sichtbar ist.
Sicherlich gibt es noch weitere gute Beispiele für den rücksichtsvollen Umgang mit der Natur in Nottuln, denn gerade Hecken insbesondere Wildhecken sind für Insekten, Schmetterlinge und Vögel ein kleines Paradies und wirken dem Artensterben entgegen.
Verkehrssicherungspflicht wichtig, aber auch Totschlagargument
Nicht viel anders verhält es sich mit dem von der Gemeinde gefällten vierarmigen Baum (siehe Fotografie links). Hier lautete die Begründung der Gemeinde: " Es bestehe die Gefahr, dass der Baum oder die Äste auf den Zaun und den Sportplatz fallen könnte. Da musste wieder einmal die Verkehrssicherungspflicht herhalten, mittlerweile ein Totschlagargument und auch in diesem Fall nicht nachvollziehbar. Ein jeder kann selbst an dem Baumstumpf noch sehen, dass dieser sich zur entgegengesetzten Seite nämlich nach Osten zur dahinterliegenden Wiese neigt (Bild links oben).
Wildhecke ist Naturausgleichsmaßname bei 20.000 qm versiegelter Fläche
Was bei der gesamten Diskussion leider nicht zur Sprache kam, dass so eine tiefe und lange Wildhecke natürlich auch eine Naturausgleichs-Maßnahme für die biologisch vollkommen wertlosen mit Kunstrasen ausgestatteten Fußballfelder und die mit einem Kunststoffbelag versehenen Laufbahnen darstellt. Zwei Fußballfelder plus Laufbahnen versiegeln immerhin eine Gesamtfläche von 20.000 qm, hier blüht nicht einmal ein Gänseblümchen. Das Engagement der Gemeinde für den Sport und seine Sportanlagen ist ohne wenn und aber zu begrüßen, nur die Natur darf darunter nicht leiden. Bei der vorhandenen Versiegelung solch großer Flächen dürfen keine bestehenden "Wildhecken", wie hier geschehen, gerodet, sondern es müssen noch zusätzliche Hecken als Ausgleichsmaßnahme angelegt werden.
Hier wird deutlich, wie klima- und naturunfreundlich mitunter die Gemeinde in den Grünanlagen vorgeht und das in einer Klimaschutzgemeinde. Das hierfür nicht die Mitarbeiter des Bauhofes verantwortlich sind, das sollte jedem klar sein, denn sie arbeiten auftragsgemäß. Und so manchem dort angestellten Gärtner blutet bei solchen Arbeiten sicherlich das Herz. Doch wer trägt letztendlich die Verantwortung dafür, wer ordnet so etwas an? Von den Kosten mal ganz abgesehen, denn hier sollen ja wieder neue Sträucher gepflanzt werden, wodurch weitere Kosten entstehen. Da fällt einem sofort der Pastorskamp in Appelhülsen ein. Die Fällung von 120 Bäumen, (2 davon waren damals durch starke Windböen umgefallen) durch ein externes Unternehmen. Die weitere Rodung der Baumstümpfe und die Neubepflanzung kostet die Gemeinde und somit ihre Bürger ein Vermögen und wird bis auf Weiteres die Gemeindekasse stark belasten. An einer halben Million Euro wird wohl letzten Endes nicht viel fehlen.
Gezeitenwende im Umgang mit der Natur
Wir glauben, dass sich viele Nottulner Bürger freuen würden, wenn endlich ein ökologisch ausgerichtete/r, für diesen Bereich verantwortlicher/r durchsetzungsfähige/r Fachfrau oder Fachmann in die Gemeinde-Verwaltung eingestellt würde, die/der endlich eine Gezeitenwende bei der Grünpflege herbeiführen würde, denn die Natur hat einen rücksichtsvollen und naturschützenden Umgang mit ihr verdient. Dabei sollte sie/er von der Verwaltungsspitze und allen Kolleginnen und Kollegen des Hauses unterstützt werden.
Anmerkung der Redaktion:
Wir haben in diesem Artikel bewusst keine Namen genannt. Das letzte Wort hat in der Gemeindeverwaltung - soweit erforderlich - immer der Bürgermeister, aber solche Entscheidungen werden sicherlich in einem Team erarbeitet. Wir, die Redakteure wollen sich hier nicht als außerordentliche Gutmenschen präsentieren, nein, auch wir machen Fehler. Doch muss die Bereitschaft da sein, Fehler zu erkennen und aus ihnen zu lernen. Denn letzten Endes geht es um unseren schönen Ort Nottuln, der zu einem starken Stück Heimat für viele Menschen geworden ist, das sollte uns alle verbinden. Nicht umsonst steht auf der Rückseite unseres Bildbandes "Nottuln ... ein starkes Stück Heimat", indem wir unser geschichtsträchtiges, wunderschönes und von der Natur geprägtes Nottuln auf 304 Seiten mit 380 Fotografien erlebbar machen:
"Eine Gemeinde lebt von ihrem historischen Besitz und ihrer intakten Natur"
Und hierzu können alle einen Beitrag leisten, die öffentlichen Institutionen, aber auch jede einzelne Bürgerin und jeder einzelne Bürger. Packen wir es an, es wird Nottuln und seiner Natur gut tun.
Bewahrung der Schöpfung (Mein Freund, der Baum - Teil 2 )
Die Hangbereiche im Naturschutzgebiet Nonnenbach/ Nottulner Berg zeichnen sich durch naturraumtypische Wälder und einen Buchen-Altholzbestand mit Trittsteinbiotopfunktion aus! So ist es auf den Internetseiten des LANUV (Landesamt für Natur- und Umweltschutz ... NRW) nachzulesen. Nach den dort ausgewiesenen Schutzzielen ist dieser Altholzbestand und das Totholz zu erhalten. Darunter fällt auch der Buchen-Kirchenwald, der Baumriesen bis zu 220 Jahre alt enthält!
Keine Frage, die Bäume der Wald sind ein entscheidendes Instrument im Kampf gegen den Klimawandel. Betrachtet man die Wald- und Gehölzfläche in Nottuln, so beträgt sie gerade einmal 12,5 %, das sind 1067 Hektar (Landesdatenbank, bezogen auf den 31.12.2019). Das ist im Vergleich zur Waldfläche in Nordrhein-Westfalen nur sehr gering, denn die beträgt mit 935.000 Hektar 27 %. Zieht man in Nottuln von den 12,5 % noch die Gehölze z. B. Hecken etc. ab, so liegt der Waldanteil sicherlich bei 10 %, das ist verschwindet wenig. Im Gegensatz dazu liegt der Anteil der landwirtschaftlich genutzten Fläche in Nottuln bei 70,9 %.
Übrigens auch im Naturschutzgebiet Nonnenbacht/Nottulner Berg und darüber hinaus konnten wir in den letzten beiden Jahren beobachten, dass fast sämtliche Nadelbäume gefällt wurden. Die Trockenperioden, eine Folge des Klimawandels und der Borkenkäfer haben zugeschlagen. Nur zwei Flächen wurden bisher im Nonnenbachtal wieder aufgeforstet. Somit hat sich die reine Waldfläche in Nottuln nochmals verringert und liegt mittlerweile sicherlich unter 10 %. Auch der Buchenwald hat sich in den letzten Jahrzehnten im Naturschutzgebiet Nonnenbach/Nottulner Berg durch menschlichen Eingriff gelichtet. Bestimmte Bereiche gehören der Gemeinde, der katholischen Kirche und privaten Waldbesitzern.
Bleibt die Frage offen, wie soll es weitergehen? Holz ist insbesondere im Baubereich gerade Mangelware und wird daher der sehr hochpreisig gehandelt. Was jedoch den Buchenwald im Naturschutzgebiet Nonnenbach/Nottulner Berg betrifft, so würde das Buchenholz kaum für den Baubereich genutzt, sondern eher in der Möbelindustrie und Resthölzer landen in der Verbrennung. Im Kirchenwald sollen circa 150 Bäume, größtenteils Buchen bis zu 220 Jahre alt, gefällt werden, angeblich sind manche nicht mehr ganz gesund. Genau untersucht wurde das natürlich nicht, das wäre zu teuer, erfuhren wir. Wer sich die Buchen näher anschaut, kann das nicht nachempfinden.
Hier scheinen mehr ökonomische als ökologische Interessen eine gewichtige Rolle zu spielen, denn Buchen können gut und gerne 300 Jahre und älter werden, wenn man sie lässt. Aufgrund ihrer Mächtigkeit spielen sie eine sehr wichtige Rolle im Kampf gegen den Klimawandel. Insbesondere aufgrund ihrer Holzdichte können Buchen besonders viele Tonnen Kohlendioxid in ihrem Leben speichern und etliche Tonnen Schmutzpartikel aus der Luft filtern. Doch genauso wichtig oder noch wichtiger ist ihre Sauerstoffproduktion:
"Eine einzelne 100 Jahre alte Buche erzeugt im Jahr 4600 kg Sauerstoff, davon können 13 Menschen ein Jahr lang atmen!"
Wir überlassen es unseren Leserinnen und Lesern selbst nachzuvollziehen, welch große natürliche Sauerstoff-Produktionsanlage hier im Naturschutzgebiet Nonnenbach/ Nottulner Berg vernichtet werden soll und das in der heutigen Zeit. Ist das wirklich für die katholische Kirche in ihrem "Kirchenwald "vertretbar, ist das etwa die von ihr so oft gepriesene Bewahrung der Schöpfung, die sie immer wieder einfordert? Werden nicht weitere Kirchenaustritte bei so einer Handlungsweise in der Klimakrise und dem Artensterben die Folge sein? Gerade in Zeiten der Pandemie und des Klimawandels, in der die Menschen immer mehr den Wald aufsuchen, hat der Wald für sie mit seinen Luftreinhalte- und Luftverbesserungsfunktionen eine wesentlich höhere Bedeutung bekommen, insbesondere hier im Naherholungsgebiet Nonnenbachtal.
Wir können die katholische Kirche nur bitten, auch unter Hinweis auf die Unterschutzstellung dieses Waldes durch die LANUV, ihr Handeln zu überdenken und von ihrem Vorhaben im Naturschutzgebiet Nonnenbach/ Nottulner Berg abzusehen. Wenn nicht die Kirche, wer sonst soll die Bewahrung der Schöpfung beispielhaft praktizieren. Hier hat die katholische Kirche die Möglichkeit im Rahmen des Klima- und Naturschutzes richtungsweisend voranzugehen und den Menschen Vertrauen zu schenken.
Eine zurückhaltende Rolle scheint hier die untere Landschafts- bzw. Umweltschutzbehörde des Kreises Coesfeld zu spielen: "Warum hat sie nicht längst dafür gesorgt, dass bezüglich des Holzeinschlages Beschränkungen in diesem Naturschutzgebiet erlassen werden?" Ihr muss doch aufgefallen sein, dass Nottuln nur eine sehr gering bewaldete Fläche hat. Selbst der Kreis hat eine Wald- und Gehölzfläche von 16,5 %, das ist auch wenig, aber immerhin 4% mehr als Nottuln. Außerdem kann es dieser Behörde nicht entgangen sein, dass durch die Trockenperioden ein wahres Fichtensterben in den Nottulner Waldgebieten stattgefunden hat und sich dadurch der Waldbestand nochmals verkleinert hat. Auf jeden Fall müsste unseres Erachtens die untere Landschaftsschutz-Behörde beim Kreis Coesfeld als Aufsichtsbehörde die von der LANUV festgelegten Schutzziele für den alten Buchenwald im Naturschutzgebiet Nonnenbach/ Nottulner Berg vertreten und ihre Einhaltung sicherstellen.
Was Mountainbiker betrifft, so haben sie außerhalb der dafür zugelassenen Wege und Straßen in einem Naturschutzgebiet - zum Beispiel im Kirchenwald - nichts zu suchen. Und Schnee, der zum Rodeln geeignet ist, fällt ohnehin nur alle paar Jahre. Außerdem ist der Kirchenwald aus Sicherheitsgründen zum Rodeln ungeeignet.
Übrigens, auch alte und kranke Bäume sind im Wald keinesfalls nutzlos, im Gegenteil sie sind ein vorzügliches Biotop! In diesen Habitat-Bäumen, in denen zum Beispiel ausgebrochene Äste oder Pilze Höhlen schaffen, finden viele Baumbrüter und Säugetiere ein feudales zu Hause. Die im Totholz sich aufhaltenden Insekten und Käfer dienen den Vögeln gleich als eiweißreiche Nahrung zur Aufzucht ihrer Jungen. Doch oft haben sie keine Chance, denn schnell wird die Verkehrssicherungspflicht als Begründung für die Beseitigung dieser wertvollen Biotope herangezogen.
Fazit:
Die Klimakrise, das Artensterben und der oben angeführte sehr geringe Waldanteil in Nottuln lässt zumindest im Naturschutzgebiet Nonnenbach/ Nottulner Berg nur noch den Schluss zu, dass hier ausschließlich sehr kranke und absolut standgefährdete Bäume gefällt werden dürfen. Und selbst das muss hinreichend begründet werden. Doch ohne eine Einschlag-Beschränkung im Naturschutzgebiet kann dort jeder Waldbesitzer wie außerhalb von Naturschutzgebieten sein Holz einschlagen, insofern er nicht gegen den vorhandenen Schutzzweck verstößt.
Und deshalb bedarf ein Wald in einem Naturschutzgebiet bezüglich des Holzeinschlages ganz klare und deutliche, die Natur schützende gesetzliche Regelungen. Hier besteht akuter Handlungsbedarf beim Gesetzgeber!
Zudem kann es sich unsere Klimaschutzgemeinde Nottuln einfach nicht mehr leisten, so fortzufahren wie bisher. Alle Beteiligten müssen endlich erkennen, dass wir auch durch "das sein lassen" viel im Klima- und Naturschutz erreichen können. Wir müssen endlich lernen "die Natur mal Natur sein zu lassen", gerade in einem Naturschutzgebiet, nur dann ist sie noch zu retten. Nur dann kann sie sich erholen, nur dann wird das Artensterben endlich aufhören und nur dann haben unsere Kinder und Enkelkinder Aussicht auf eine noch lebenswerte Zukunft. Fangen wir endlich damit an, auch hier in Nottuln, ohne immer mit dem Finger auf andere zu zeigen!
Das heißt letztendlich nicht nur den Bestand erhalten, sondern auch neue geeignete Bäume pflanzen. Flächen stehen aufgrund des Fichtensterbens ausreichend zur Verfügung, der geringe Waldanteil in Nottuln bedarf einer Ergänzung aber auch einer Erweiterung. Natürlich gibt es hierzu viele Möglichkeiten, auf die wir mit zukünftigen Beiträgen im Nottulner Blickpunkt eingehen werden. Dort werden wir auch auf die weitere Bedeutung der Buchen zum Beispiel ihrer Früchte, die Bucheckern berichten, die gerade auch im "Kirchenwald" des Naturschutzgebietes Nonnenbach/ Nottulner Berg massenhaft anfallen und vielen Tieren im Winter eine sehr nützliche Nahrungsquelle sind und somit auch ein Beitrag zu ihrem Fortbestand leisten.
Übrigens, bevor eine Nachpflanzung die hier genannten bedeutenden Funktionen für den Klima- und Artenschutz eines alten Buchenholzwaldes erreichen kann, werden wohl einige Jahrzehnte, wahrscheinlich eher ein oder zwei Jahrhunderte vergehen. Angesichts der derzeitigen Situation, der uns selbst gesetzten Klimaziele in Deutschland und der Tatsache, dass wir auch im Naturschutzgebiet Nonnenbach/Nottulner Berg durch die Trockenperioden schon genug Klimaverbesserer (Fichten) verloren haben und der Waldanteil in Nottuln ohnehin sehr gering ist, können wir es uns heute nicht mehr leisten, solch seltene Altholz-Buchenbestände abzuholzen. Und schon gar nicht in einem Naturschutzgebiet in der Klimaschutzgemeinde Nottuln! Nicht umsonst hat die LANUV diesen Buchenaltholzwald unter Schutz gestellt. Wir müssen endlich neue Maßstäbe setzen, es hat sich zu viel verändert. Wenn ich heute zu meinem Schneider gehe, dann wird dieser auch nicht mehr meine alten Maße zugrunde legen, sondern neu Maß nehmen, ansonsten hätten wir ebenfalls ein großes Problem.
Ergänzende Bilder zu diesem Artikel mit entsprechenden Textlegenden finden Sie unten. Hier wird auch auf die nachhaltige Zerstörung des Waldbodens hingewiesen, hervorgerufen durch im Naturschutzgebiet Nonnenbach/Nottulner Berg wiederholt eingesetzte Hervester. Das sind Baumerntemaschinen, die bis zu 60 Tonnen Gewicht haben können und sozusagen auf Knopfdruck die Bäume ernten und einkürzen.
Schlussbemerkung:
Aufgrund der beschriebenen hiesigen Ausnahmesituation hat sich der Nottulner Blickpunkt an die Regierungspräsidentin Frau Dorothee Feller auch in Ihrer Eigenschaft als Höhere Naturschutzbehörde gewandt und einen Eilantrag zur Erhaltung des alten Buchen-Kirchenwaldes gestellt. Außerdem hat sich die Redaktion des NB an den Bischoff Herrn Dr. Felix Genn und seinen Generalvikar Herrn Dr. Klaus Winterkamp unter Hinweis auf diesen Artikel und weiterer Begründung gewandt und Sie persönlich um die Erhaltung des alten Buchen-Kirchenwaldes gebeten.
Schließlich geht es hier um den Erhalt eines alten Buchenwaldes in einem seit 2007 ausgewiesenen Naturschutzgebiet, der den oben genannten Schutzzielen unterliegt und somit erhalten werden muss.
Die Natur wird sich uns nie unterwerfen, sie hat ihre eigenen Gesetze. Wir können nur mit ihr leben und überleben, wenn wir uns ihren Gesetzen unterwerfen!
(Jürgen Gerhard)
Letzte Ergänzung/Aktualisierung am 09.02.2022
Heute noch einen Apfelbaum pflanzen (Mein Freund, der Baum - Teil 1)
Wenn ich darüber nachdenke, dann waren Bäume, solange ich mich zurückerinnern kann, schon immer meine Freunde. Ob sie nun in der leuchtenden Frühjahrsblüte standen und das frische Grün sie zierte oder im Sommer, wenn ihre dichten Laubkronen uns Schatten spendeten. Im Herbst leuchtet ihr Laub in bunten Farben und selbst im Winter hinterließen sie schneebedeckt oder auch im Raureifkleid einen zauberhaften Eindruck. Übrigens begonnen hat alles in meiner Kindheit, wir hatten damals noch kein Fernsehen. Selbst ein normales Telefon mit Wählscheibe war noch eine Rarität, vom iPhone und iPad ganz zu schweigen. Nicht einmal ein mittelalterliches Klapphandy nannten wir unser Eigen.
Und trotzdem, es fehlte uns an nichts, hatten wir doch Gottes freie und wunderschöne Natur, wir lebten jeden Tag in ihr. Selbst im Ruhrgebiet, indem ich groß geworden bin, hatten wir genügend Möglichkeiten, uns in der Natur zu entfalten und darin waren wir sehr kreativ. Allerdings hatten meine Schwester und ich von unseren Eltern auf den gemeinsamen, aus unserer Sicht nicht gerade beliebten Sonntagsspaziergängen schon frühzeitig mit auf den Weg bekommen, uns respektvoll gegenüber der Natur zu verhalten. In der Regel hielten wir uns daran, doch manchmal brach es mit uns durch. Uns, das waren fast ausschließlich meine Schulfreunde, die in der direkten Nachbarschaft wohnten. Nach dem Mittagessen und der Erledigung der keinesfalls geliebten Schulaufgaben ging es los: Wir trafen uns auf der Straße und zogen in die Natur, meist in den von der Landwirtschaft geprägten Landstrich „Ebbelich“ oder in den Wald auf dem Paschenberg. Dort kletterten wir natürlich in den Baumkronen herum, immer bemüht keine Äste abzubrechen, schließlich wollten wir unsere „Kletterbäume“ auch in Zukunft nutzen.
Direkt hinter dem Wald lag die Bahnlinie, die zum Hertener Bahnhof führte. Rechts und links davon wuchsen viele Sträucher, so auch Haselnuss und Weide. Hier fanden wir das erforderliche Holz, um daraus Pfeil und Bogen zu schnitzen. Bei der Fertigung der Pfeilspitzen ließen wir uns von der Eisenbahn helfen. Wir legten Nägel auf die Gleise und warteten, bis ein Zug darüber fuhr (bitte auf keinen Fall nachmachen, heute sich lieber an die Bogensportabteilung in Schapdetten wenden - www.bogensport-schapdetten.de ) Das empfanden wir damals als nicht sehr gefährlich, schließlich konnten wir die Gleise der Bahnlinie gut einsehen und bessere Pfeilspitzen gab es einfach nicht.
Und dann war da noch unser „Schwingbaum“, ein einladender Ast hing weit herunter. Darunter lag ein kleiner Bach und wir machten uns einen Spaß daraus, an ihm über den Bach zu schwingen. Der Ast war sehr elastisch und ich kann mich nicht erinnern, dass er uns nur einmal seinen Dienst versagt hat. Manchmal fiel jedoch trotzdem jemand runter und bekam unter dem Gelächter der anderen einen nassen Hintern.
Es war eine schöne Zeit! Im Herbst sammelten wir die Früchte der Bäume und Sträucher, wie Haselnüsse und Esskastanien. Für Letztere überwanden wir sogar die Mauer um den Hertener Schlosspark, das war natürlich nicht ganz legal. Aber nur dort gab es die fantastisch schmeckenden Esskastanien, die wir später über offenem Feuer rösteten. Erwischen lassen durfte man sich nicht, denn dort gab es einen berüchtigten Förster, um den sich die schauerlichsten Geschichten rankten. Befand man sich auf der Flucht, soll er sich nicht gescheut haben, mit der Schrotflinte hinterherzuschießen. So mancher Doktor hatte dann wohl später seine Mühe, Schrotkörner aus dem Hintern der Getroffenen zu entfernen.
Was die Früchte von Bäumen und Sträuchern im Garten betraf, freuten meine Schwester Christel und ich uns jedes Jahr auf die großen Ferien. Wir flogen damals nicht nach Mallorca oder auf die Malediven, nein, ein Flugzeug bekamen wir nur selten zu Gesicht und wenn, dann nicht von innen, sondern nur von unten, und das auch nur aus weiter Ferne. Wir selbst reisten fast jedes Jahr mit der Bundesbahn 2. Klasse nach Itzehoe in Schleswig-Holstein zu unseren Tanten Dora und Sophie. Oft saßen wir im Durchgang der Waggons auf unserem Koffer, weil alle Abteile belegt waren. Eine Platzkarte konnten wir uns damals nicht leisten.
Bei der Fahrt schaute ich gerne aus dem offenen Fenster und ließ die schönen Landschaftsbilder an mir vorbeifliegen. Den Fahrwind empfand ich als sehr belebend, doch die Folge war am nächsten Tag eine massive Bindehautentzündung. Von dem schönen Garten, der sich hinter dem von meinen Tanten Dora und Sophie angemieteten Häuschen befand, bekam ich erst einmal kaum etwas zu sehen. In ihm standen Apfel- Birn-, Kirsch- und Pflaumenbäume. Rechts und links säumten Stachelbeer- und Johannisbeersträucher den Obstgarten und an der Schuppenwand rankten Himbeeren empor – es war halt ein kleines Paradies.
In meinem ganzen Leben habe ich niemals mehr so viel frisch gepflücktes Obst gegessen! Und nicht nur das, denn das Obstparadies setzte sich im Keller weiter fort. Dort befanden sich an den Wänden ringsherum Regale, die mit in Gläsern eingemachtem Obst prall gefüllt waren. Eine ganz erlesene Spezialität war der eingekochte Fruchtsirup. Mit Wasser verdünnt ließ sich daraus ein wohlschmeckender Fruchtsaft zaubern. Die Sorten Himbeere und Schwarze Johannisbeere waren eine fantastische Köstlichkeit! An heißen Sommertagen genossen meine Schwester und ich den „Fruchtcocktail“ unter den Obstbäumen im Schatten sitzend besonders gerne. Was kann schöner sein, dachten wir damals? Doch, eines gab es wirklich, unser lieber Cousin und Pfadfinder Uwe konnte wunderbare Karamellbonbons in der Pfanne backen, die herrlich schmeckten. Wir hatten immer eine schöne Zeit miteinander.
Als Kind habe ich mir kaum Gedanken darüber gemacht, warum mir das alles fast jeden Tag zur Verfügung stand. Doch später wurde mir bewusst, dass es keine Selbstverständlichkeit ist. Denn Bäume und Sträucher müssen erst einmal gepflanzt und über Jahre gepflegt werden, bevor sie endlich ihre „goldenen“ Früchte tragen. Diese Erfahrung machte ich auch in meinem späteren Leben, indem ich viele Obstbäume und Beerensträucher pflanzte.
Schon lange stehe ich mit Ehrfurcht vor jedem Baum, weiß ich doch, dass er über die Früchte für die Waldbewohner und Menschen hinaus noch viele andere wichtige Lebensaufgaben erfüllt. Der Baum ist weltweit ein Symbol für das Leben und die Hoffnung. In seiner Einzigartigkeit ist er mit der Erde fest verwurzelt und wächst mit seiner Baumkrone zum Licht zum Himmel empor wie ein Pfeiler. Außerdem bindet er Kohlendioxid, produziert Sauerstoff, filtert Staub, verdunstet Wasser, spendet Schatten usw. usw. Bäume und Sträucher leisten einen unfassbar wichtigen Beitrag zur Klimaerhaltung und Klimaverbesserung, ohne sie ist ein Leben auf diesem Planeten überhaupt nicht möglich.
Tun auch Sie bitte alles dafür, dass in Nottuln, im Kreis Coesfeld, in Nordrhein-Westfalen, in Deutschland und überall auf der Welt die Bäume geschützt und viele neue gepflanzt werden, denn jeder Baum und jede Bäumin zählt und ist für unser Weiterleben unentbehrlich. Machen auch Sie, wenn es nicht ohnehin schon so ist, den Baum und den Wald zu ihrem Freund! Am besten pflanzen Sie noch heute einen Baum, getreu dem Zitat von Martin Luther:
„Auch wenn ich wüsste, dass morgen die Welt untergeht, würde ich heute noch einen Apfelbaum pflanzen.“