Die Zukunft seiner Kinder holzt man nicht ab! (Mein Freund, der Baum, Teil 6)
Liebe Leserinnen und Leser!
In einer Kurzfassung stellen wir Ihnen zusammenfassend dar, warum die Abholzung von über 100 bis zu 220 Jahre alten Buchen im Kirchwald der katholischen Kirchengemeinde unangemessen und klimaschädlich ist, war und bleibt.
Hier die maßgeblichen Gründe:
1. In Zeiten der akuten Klimakrise, in der wir mit Starkregenereignissen, Überschwemmungen und sogar Tornados kämpfen, ist es besonders klimaschädlich den alten Buchenbestand abzuholzen.
2. Nottuln ist Klimaschutzschutzgemeinde und muss daher vorbildmäßig und beispielhaft vorangehen.
3. Der Kirchwald liegt im Naturschutzgebiet Nonnenbach/ Nottulner Berg, das gleichzeitig Naherholungsgebiet ist. Wir können nicht solche Gebiete mit einem besonderen Schutzfaktor ausweisen und ihn anschließend negieren. Ein alter Laubwald wie der Kirchwald besteht aus ganz vielen effektiven Klimaschützern und muss insbesondere in einem Naturschutzgebiet umwelt- und klimafreundlich behandelt werden und darf keinesfalls abgeholzt werden.
Die Zukunft seiner Kinder holzt man nicht ab!
4. Der alte Buchen-Kirchwald ist eine riesige natürliche Sauerstoff-Produktionsanlage! Sie erzeugt täglich für über 1000 Menschen Sauerstoff. Diese positive klimaförderliche Funktion fehlt jetzt.
5. Der alte Buchen-Kirchwald ist ein riesiger CO2-Speicher! Den Klimakiller Kohlendioxid (Kohlenstoffdioxid) speichern die alten Buchen aufgrund ihrer hohen Holzdichte besonders gut. Die Speichermenge ist also abhängig von der Holzmasse und der Holzdichte. Das CO2 wird im Baumstamm, Ästen, Wurzel und auch im Humus gespeichert. Auch das Alter der Bäume spielt eine Rolle, so speichern junge Wälder weniger CO2 als alte Wälder. Ein Beispiel: Eine 100 Jahre alte Buche speichert aufgrund ihrer hohen Holzdichte 3,5 Tonnen CO2. Im gefällten Kirchwald mit bis zu 220 Jahre alten Buchen wurden bisher rund 500 bis 600 Tonnen CO2 gespeichert. Damit ist jetzt Schluss in der Klimaschutzgemeinde Nottuln.
6. Bevor ein neu angepflanzter Wald, diese für das Klima äußerst wichtige Schutzfunktion so wahrnehmen kann, vergehen rund 100 bis 150 Jahre. In dieser Zeit fehlt der alte Kirchwald mit seiner klimaschützenden Funktion!
7. Nottuln hat zu wenig Waldbestand! Aber die Bäume, der Wald sind ein entscheidendes Instrument im Kampf gegen den Klimawandel. Betrachtet man die Wald- und Gehölzfläche in Nottuln, so beträgt sie gerade einmal 12,5 %, das sind 1067 Hektar (Landesdatenbank, bezogen auf den 31.12.2019). Das ist im Vergleich zur Waldfläche in Nordrhein-Westfalen nur sehr gering, denn die beträgt mit 935.000 Hektar immerhin 27 %. Zieht man in Nottuln von den 12,5 % noch die Gehölze z. B. Hecken etc. ab, so liegt der Waldanteil sicherlich bei 10 %, das ist verschwindend wenig. Im Gegensatz dazu liegt der Anteil der landwirtschaftlich genutzten Fläche in Nottuln bei 70,9 %.
Außerdem wurden in den letzten Jahren im Naturschutzgebiet Nonnenbach/ Nottulner Berg und darüber hinaus fast sämtliche Nadelbäume gefällt. Die Trockenperioden, eine Folge des Klimawandels und der Borkenkäfer haben zugeschlagen. Nur ein Teil wurde bisher wieder aufgeforstet. Das verringert noch einmal den Waldanteil in Nottuln, der wohl jetzt unter 10 % liegt.
Im Übrigen ändert die Verwertung von einigen Holzstämmen in der hiesigen Möbelproduktion nichts an der dargestellten Situation und Beurteilung. Es ist schade, dass die Befürworter der Abholzung mit dem Argument „Wir wollen den Wald klimafest machen“ immer wieder versuchen, ihr Handeln zu rechtfertigen. Von der katholischen Kirche haben wir eine andere vorbildhafte, klimaschützende und klimafördernde Haltung und Entscheidung erwartet, predigt sie doch immer wieder von der Bewahrung der Schöpfung. Leider hat unsere Intervention beim Bischof Dr. Felix Genn und seinem Generalvikar Dr. Klaus Winterkamp zu keinem Erfolg geführt. Schade, denn Einsicht ist der erste Weg, etwas zu verändern.
Äußerst zurückhaltend reagiert bisher auch die Gemeindeverwaltung Nottuln, indem sie sich überhaupt nicht öffentlich zur Klimaschutzfunktion des abgeholzten Kirchenwaldes äußert. Das ist umso unverständlicher, weil unsere Gemeinde seit Jahren den Titel Klimaschutzgemeinde trägt.
Letztlich ist es an der Zeit, dass alle Verantwortlichen endlich ihre Fehler einsehen, öffentlich bekennen und die Bevölkerung so eine Handlungsweise nicht mehr duldet.
Im regionalen Teil der Westfälischen Nachrichten (WN) wäre diesbezüglich eine kritische, ausgewogene, faire Berichterstattung, die alle Aspekte ausreichend würdigt und gegenüberstellt, wünschenswert und im Sinne der Klimaerhaltung und Klimaverbesserung dringend erforderlich. Nur dann hat die Veränderung zu einem positiven Klimawandel eine reale Chance, denn der Wald spielt dabei, wie bereits angemerkt, eine entscheidende Rolle (Weitere Einzelheiten und Fotografien können Sie in unseren bisherigen vier Artikeln im Nottulner Blickpunkt einsehen).
Abschließend sei angemerkt, dass wir am 27. Mai aufgrund ihrer unausgewogenen Berichterstattung zum Thema "Kirchwald" den Westfälischen Nachrichten einen Leserbrief geschickt haben. Dieser enthält die Bitte um zeitnahe Veröffentlichung zu ihrem Artikel "Möbel aus dem Kirchwald" vom 25. Mai 2022. Dort präsentieren die WN die Befürworter der Abholzung des Buchenkirchwaldes stolz posierend auf einer erlegten Buche sitzend. Wir finden das unpassend und geschmacklos! Unser Leserbrief trägt übrigens die Überschrift "Berichterstattung der WN zu einseitig" und wurde bis heute (4. Juni), also innerhalb von 10 Tagen danach, nicht veröffentlicht. Eine diesbezügliche Nachricht von der WN haben wir auch nicht erhalten, obwohl wir seit Jahrzehnten die WN abonniert haben.
Nachsatz: Der Leserbrief vom 25. Mai wurde trotz Bitte um zeitnahe Veröffentlichung von den WN bis heute (21. Juli 2022) immer noch nicht veröffentlicht!