Blickpunkt Nottuln
28.09.2025
Blickpunkt Nottuln
Die kleinen Kitze werden jetzt gesetzt, meistens Zwillinge wie hier im Nonnenbachtal
Blickpunkt Nottuln
Ein junger Rehbock in seiner ganzen Pracht
Blickpunkt Nottuln
Ricke mit Kitz! Die weißen Punkte, die dem Kitz in der Wiese liegend zur Tarnung dienen, verblassen nach einigen Wochen und verschwinden beim Fellwechsel im Herbst natürlich vollends
Blickpunkt Nottuln
Die Gemeindeverwaltung Nottuln lässt vom Familienwald aus in Richtung Umgehungsstraße einen Handlaufzaun auf ihrem Grundstück im NSG Nonnenbach/ Nottulner Berg errichten, die Zaunpfähle liegen schon.. Ein Spaziergänger meinte: "Da wiehert mal wieder der Amtsschimmel!" Eines ist sicher, dieses Mal geht es nicht um die Forelle ...
Blickpunkt Nottuln
... doch gerade der freie Blick über die leicht hügeligen Wiesen auf St. Martinus - ohne störende Zaunelemente - ist äußerst reizvoll und Balsam für die Seele Nottulner Bürger im Naherholungsgebiet Nonnenbachtal

Rehe im Nonnenbachtal

Vorsicht, die Kitze werden geboren!
Wie jedes Jahr hat jetzt für die Ricken die Zeit begonnen, ihre Kitze zu setzen. Mitunter passiert das schon im März und kann bis Anfang September andauern. Das Gros der Kitze mit rund 96 Prozent wird aber in den Monaten Mai und Juni geboren. Die Geburt selbst dauert vier bis fünf Stunden. Danach säubert die Ricke sorgfältig den Geburtsplatz. Die Kitze selbst sind vollkommen geruchslos und somit nur schwer für die Prädatoren, zum Beispiel den Fuchs auszumachen.

Für den Menschen heißt das im Naturschutzgebiet (NSG) Nonnenbach/ Nottulner Berg besondere Aufmerksamkeit und Rücksichtnahme zu wahren, das gilt natürlich auch für Hundeführer. Wir selbst haben auch einen Hund, einen Jack Russel-Terrier. Das Wort Terrier stammt übrigens von dem lateinischen Wort Terra ab und bedeutet Erde. Und das ist unser Familienhund Sir Trusty wirklich ein "Erdhund", der liebend gerne nach Mäusen buddelt, obwohl er eigentlich für den Fuchsbau gezüchtet ist. Doch sein "Herrchen" ist kein Jäger und wenn, dann nur mit der Fotokamera.

Trastl (Spitzname), der mich täglich durchs Nonnenbachtal begleitet, hat schon als kleiner Welpe gelernt, bei dem Kommando "Steh" dort zu verharren, wo er sich gerade befindet. Das funktioniert bis heute sehr gut, auch wenn sich ein Reh oder Hase auf der Wiese zeigt. Und nur dann hatte und habe ich die Möglichkeit, diese bildhübschen Wildtiere in Ruhe zu beobachten und eindrucksvoll abzulichten, wie die vielen Fotografien über Jahre in den Westfälischen Nachrichten und jetzt hier im Nottulner Blickpunkt zeigen.

Besondere Rücksichtnahme in der Setzzeit
Leider ist im NSG Nonnenbach/ Nottulner Berg mitunter zu beobachten, dass Hunde - teilweise sogar mit ihrem Herrchen oder Frauchen - tief in Gebiete hineinlaufen, von denen eigentlich jeder weiß, dass Rehe und Hasen sowie ihr Nachwuchs ihr zu Hause haben. Das gilt umso mehr für die Bereiche, die hinter den von den Jägern geschaffenen grünen, noch niedrigen Hecken liegen. Dort haben Hunde natürlich überhaupt nichts zu suchen und schon gar nicht zur Geburtszeit der jungen Hasen und Kitze - diese Wildtiere brauchen ungestörte Aufenthalts- und Rückzugsräume!

Die Natur wird vernagelt
Der Eigentümer, die Gemeinde Nottuln, die untere Naturschutzbehörde beim Landrat Coesfeld und das Naturschutzzentrum Kreis COE e. V. will aufgrund dessen und damit niemand auf die Flockenblume oder die Margerite tritt, vom Familienwald angefangen den Wiesenbereich linker Hand in südlicher Richtung bis zur Umgehungsstraße mit einem Handlaufzaun abgrenzen lassen (siehe Bild links unten). Das wird natürlich das Landschaftsbild zum Negativen verändern und ist nach Meinung der Redaktion völlig unnötig, wenn alle Hundebesitzer und Personen sich vernünftig und rücksichtsvoll verhalten würden.
Gerade im Naherholungsgebiet Nonnenbachtal ist der freie Blick über die leicht hügeligen Wiesen auf St. Martinus - ohne störende Zaunelemente - äußerst reizvoll und Balsam für die Seele Nottulner Bürger (siehe Bild links unten).

Verhältnismäßigkeit der Mittel wahren!
Zudem muss solch eine Maßnahme unseres Erachtens auch angemessen sein, das heißt die Verhältnismäßigkeit der Mittel muss gegeben sein. Bei der Beurteilung sind natürlich auch die Kosten für die Zaunerrichtung mit einzubeziehen. Und natürlich ist auch die Erforderlichkeit der Maßnahme zu prüfen. Das heißt im Juristendeutsch: "Die Maßnahme ist erforderlich, wenn es kein milderes Mittel mit dem gleichen Erfolg und vergleichbarem oder sogar geringerem Aufwand gibt".
Insofern stellt sich selbstverständlich die Frage, ob nicht ein paar aufgestellte kostengünstigere und ansprechende Hinweisschilder den gleichen oder sogar besseren Erfolg versprechen, zumal sie dann auch in anderen Bereichen aufgestellt werden könnten. Sonst sind wohl leider weitere Zäune zu erwarten und eines Tages ist das ganze Nonnenbachtal eingezäunt. Wer will das schon, denn schließlich ist gerade das Nonnenbachtal - nicht einmal fünf Minuten Gehweg vom Dorfkern weg - das Naherholungsgebiet für die Nottulner Bürger.

... damit die Forelle nicht über den Zaun springt
(Zitat eines Leserbriefschreibers in der WN)

Es heißt ja immer wäret den Anfängen! Doch angefangen hat alles vor Jahren mit der Errichtung des Holzzaunes am Nonnenbach, damit die Forelle nicht über den Zaun springt. Leider hat sie es wohl bisher nicht versucht, beziehungsweise hat es noch niemand gesehen. Aber Scherz beiseite, wichtig ist es natürlich, die Natur zu schützen, zu bewahren und zu fördern, gerade auch in Zeiten des Klimawandels. Dazu gibt es im Naturschutzgebiet Nonnenbachtal/ Nottulner Berg leider schon schlechte Beispiele wie die vor Kurzem in Zeiten der Klimakrise durchgeführte massive Teilabholzung des Kirchenwaldes zeigt, übrigens mit Befürwortung der unteren Landschaftsschutz-Behörde beim Landrat Coesfeld (siehe Artikel im NB, wir berichteten).

Regenrückhaltebecken eingezäunt
Fortgesetzt haben sich die Einzäunungen bei dem im Zuge des Umgehungsstraßenbaus neu geschaffenen Regenrückhaltebecken. Dieses wurde auf Veranlassung der Gemeindeverwaltung mit einem Wildschutzzaun eingezäunt, sodass die Rehe hier nicht mehr trinken können, insbesondere auch dann nicht, wenn der Nonnenbach trockengefallen ist (siehe Bild 6 mit Textlegende in der Bildergalerie unten). Früher haben sie das jahrzehntelang direkt am Wohngebiet Bagno liegenden, nicht eingezäunten Bagnoteich getan, der wurde leider beseitigt (siehe Bilder 3, 4 und 5 mit Textlegenden in der Bildergalerie unten).

Kinder rechtzeitig für die Natur sensibilisieren ist viel wichtiger und nutzbringender als Zäune zu bauen
Zu begrüßen ist es, dass sich schon seit Jahren Kindergartengruppen im NSG Nonnenbach/ Nottulner Berg regelmäßig einfinden, denn wer die Natur nicht kennt, der wird sie später auch nicht schützen. Eine fachkundige Aufsicht, die begleitend den Kindern die dort vorhandenen Pflanzen und Tiere und ihre Funktion und den Sinn eines Naturschutzgebietes näher bringt, ist absolut förderlich und nutzbringender als Zäune zu bauen. Vielleicht kann auch das Naturschutzzentrum aus Darup den Kindergärten und auch den Grundschulen von Fall zu Fall eine fachkundige Führung bzw. Begleitung anbieten. Dadurch könnte präventiv daraufhin gewirkt werden, dass die Kinder später nicht unachtsam oder rücksichtslos das Naturschutzgebiet betreten.

Und ganz ehrlich, wenn die Kinder nicht rechtzeitig gelernt haben, rücksichtsvoll mit der Natur umzugehen, dann werden sie später auch keine Handlaufzäune am Betreten der geschützten Bereiche hindern. Denn auch hier gilt: "Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr!" (Oder ganz korrekt gesagt: "Was Hänschen nicht lernt, stellt für Hans eine viel größere Herausforderung dar und kann, wenn überhaupt, nur mit viel mehr Aufwand zum gewünschten Lernerfolg führen.")

Stand 20.05.2022

Weitere Bilder mit Textlegende (zum Vergrößern bitte anklicken):