Blickpunkt Nottuln
03.12.2024
Blickpunkt Nottuln
Im Herbst 2021 leuchtete diese 220 Jahre alte mächtige Buche in wunderschönen goldgelben, herbstlichen Farben zum letzten Mal in ihrem Leben. Fast ein Jeder kannte sie und ließ sich von ihrer majestätischen Krone verzaubern
Blickpunkt Nottuln
Es schmerzt in der Seele, wenn man sieht, wie ein 220 Jahre alter Baumriese, der alleine 30 bis 40 Menschen täglich Sauerstoff zum Atmen gespendet und Tonnen des Klimakillers CO² gespeichert hat und das auch gerne viele weitere Jahre tun würde, ausgerechnet von seinen bisherigen Nutznießern, den Menschen so behandelt und getötet wird
Blickpunkt Nottuln
Da liegt er, ein mächtiger Baumriese, ein Naturdenkmal! 220 Jahre Leben wurde nachträglich in Minuten von Menschenhand ausgelöscht. Dieser Klimaverbesserer ist dadurch wie ganz viele seiner benachbarten Kollegen im Kirchenwald nutzlos für das Klima geworden. So etwas geschieht in der Klimaschutzgemeinde Nottuln, doch die Klimaschutzgemeinde schweigt dazu

Ein Naturdenkmal wurde am 29. März nachträglich dem Erdboden gleichgemacht

Mein Freund, der Baum, Teil 5

Seit fast einer Woche kreischen im Naturschutzgebiet Nonnenbachtal die Baumsägen nicht mehr und wir waren froh, dass die Baumfällarbeiten endlich ein Ende gefunden hatten. Wenigstens "unsere" 220 Jahre alte Buche, wahrscheinlich der älteste Baum im Kirchenwald (Bilder siehe links und Artikel " Rabenschwarzer Tag für den Klima- und Naturschutz"), war stehen geblieben.

Doch weit gefehlt, unfassbar, aber leider wahr: Heute Vormittag, am 29. März 2022, wurde von Menschenhand auch dieser wundervolle Baum ein Naturdenkmal, der täglich für 30 bis 40 Menschen Sauerstoff zum Atmen spendete und Tonnen des Klimakillers CO² speicherte, dem Erdboden gleichgemacht. Wie gerne hätte der mächtige Baum diese wichtigen klimaschützenden Funktionen für die Menschheit und die Natur in der Klimaschutzgemeinde Nottuln weiter wahrgenommen, denn gerade bei der Buche ist das Aufnahmepotential von CO² besonders hoch.
Aber auch seine majestätische Krone, die viel Schatten spendete und sich im Herbst in ein goldgelbes leuchtendes Kronendach verwandelte, hat viele Spaziergänger beeindruckt. Leider hat sich der Kirchenvorstand der katholischen Kirchengemeinde St. Martin auch für für die Fällung dieses Baumriesen entschieden und somit für seinen endgültigen Garaus gesorgt.

In den vorausgegangenen Artikeln: 

"Alter Buchenkirchenwald im NSG Nonnenbach/ Nottulner Berg muss sehen bleiben" und

"Rabenschwarzer Tag für den Klima- und Naturschutz"

haben wir uns intensiv mit dem alten Buchenkirchenwald im Naturschutz- und Naherholungsgebiet Nonnenbach/ Nottulner Berg befasst. Dort haben wir faktenbasierend zusammengetragen, warum der alte Buchen-Kirchenwald unbedingt in Zeiten des akuten Klimawandels erhalten werden muss. Deswegen können wir Sie nur bitten, sich hier zu informieren und auch die dort enthaltenden Bilder auf sich wirken zu lassen, um sich dann ihr eigenes Urteil zu bilden.

Alle diejenigen, die wir bisher am Ort des Geschehens im Nonnenbachtal getroffen haben, waren entsetzt über das Ausmaß der Abholzung des Kirchenwaldes. In ihren in der Regel eher verbitterten Bemerkungen spiegelten sich ihr Unverständnis, ihre Wut und ihre Ohnmacht hierüber wieder. "Und das in Zeiten des akuten Klimawandels im Naturschutzgebiet und in einer Klimaschutzgemeinde" war da oft zu hören. Doch die offiziellen Vertreter der Klimaschutzgemeinde Nottuln schweigen offensichtlich dazu. 

Wir (die Redaktion) hatten uns mit der Bitte um den Erhalt des alten Buchenkirchenwaldes an den Bischof Dr. Felix Genn im Bistum Münster gewandt, dessen Vertreter Generalvikar Dr. Klaus Winterkamp uns u. a. mitteilte, dass der Kirchenvorstand der Kirchengemeinde St. Martin schon die richtige Entscheidung fällen wird. Die endgültige Entscheidung stand also noch aus, wir hatten Hoffnung.
Doch damit war es schnell vorbei, den die Entscheidung erreichte uns schon Frühnachmittags rund eine Stunde nach der Mitteilung des Generalvikars. Der Leiter der Zentralrendantur der katholischen Kirchengemeinden im Dekanat Coesfeld und Dülmen teilte uns mit, dass der Kirchenvorstand sich für die Fällung der Bäume im Kirchenwald entschieden hat. Allerdings hörten wir in den letzten Tagen von katholischen Mitbürgern, dass hierbei die Zentralrendantur in Dülmen eine entscheidende Rolle spielen soll. Der Kirchenvorstand, der auch für die Finanzen der Kirchengemeinde St. Martin zuständig ist, setzt sich übrigens aus 18 gewählten Mitgliedern der unterschiedlichsten Berufsgruppen aus allen Gemeindeteilen zusammen, die fast alle noch berufstätig sind, Vorsitzender ist der Pfarrdechant.

Den Verantwortlichen muss bewusst sein, dass sie durch ihre Entscheidung auch die Verantwortung für die massiven Auswirkungen auf die Natur und das Klima zu tragen haben. Immerhin haben die mächtigen Buchen täglich für rund 1500 Menschen Sauerstoff erzeugt und bisher Hunderte von Tonnen des Klimakillers Kohlendioxid gespeichert und erfüllten somit einen ganz wichtigen Beitrag zur Klimaverbesserung in der Klimaschutzgemeinde Nottuln - damit ist jetzt leider Schluss. 

Parallel hatten wir an die Regierungspräsidentin Dorothee Feller und ihre Behörde einen begründeten Eilantrag zur Erhaltung des alten Buchenkirchenwaldes gestellt. Gegen den darauf folgenden Bescheid legten wir Einspruch ein. Das angekündigte offizielle Antwortschreiben per Post hat uns noch nicht erreicht. Leider wurde bereits der alte Buchenkirchenwald größtenteils eingeschlagen. (Nachsatz: Das Antwortschreiben der Bezirksregierung ist nunmehr per Post eingegangen, wir werden es gründlich lesen und beurteilen und ggf. das Umweltministerium einschalten)

In der Berichterstattung, auch der Medien, haben wir immer wieder gehört und gelesen, dass es sich um kranke und schwache Bäume handelt, die hier gefällt werden sollen. Auch in den Westfälischen Nachrichten (WN) war noch am 11. März nachzulesen, dass vor allem schwache und kranke Bäume gefällt wurden und werden.
Wer sich vor Ort umsieht, bekommt allerdings einen ganz anderen Eindruck, denn es wurden größtenteils gesunde und kapitale, bis zu rund 220 Jahre alte Buchen gefällt. Manche Baumstämme wurden schon für den Verkauf gekennzeichnet. Schauen Sie sich den Bucheneinschlag doch selbst einmal vor Ort an und bilden sich Ihr eigenes Urteil. Für diejenigen, die das - aus welchen Gründen auch immer - nicht können, haben wir in der nachfolgenden Bildergalerie 15 aussagekräftige Fotografien eingestellt. 

Stand: 11.04.2022