Blickpunkt Nottuln
14.07.2025
Blickpunkt Nottuln
Geflecktes Knabenkraut - Dactylorhiza maculata - auch Fingerwurz genannt. Wer vor circa 10 Jahren die erste Orchidee in unseren Garten gebracht hat, wissen wir nicht, vermutlich waren es Tiere oder der Wind, denn die staubfeinen Samen bestehen aus wenigen Zellen ohne Nährgewebe ...
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... das macht den Samen so leicht, dass er Distanzen von über zehn Kilometern zurücklegen kann. Mittlerweile sind es rund 70 Orchideen, die sich um unseren Teich herum vermehrt haben, eine wunderbare Pracht
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Diese Orchideenart hinterlässt überall einen bezaubernden, ja teilweise geheimnisvollen Eindruck

Geflecktes Knabenkraut im Garten (Dactylorhiza maculata)

In unseren Garten eingeflogen
Vor ungefähr zehn Jahren entdeckten wir unsere erste kleine Orchidee im Garten, das gefleckte Knabenkraut, wie wir später feststellten. Wir waren sehr überrascht, hatten wir doch in den letzten 25 Jahren selbst im eng benachbarten und in Hauptwindrichtung liegendem Naturschutzgebiet Nonnenbachtal keine einzige Pflanze gesehen, es gibt hier einfach kein geflecktes Knabenkraut. Wo kam sie also her, wir wissen es bis heute nicht. Außerdem benötigt die Pflanze spezielle Wurzelpilze (endotrophe Mykorrhiza), mit deren Hilfe sie sich insbesondere im Jugendstadium ernährt. 

Da stand sie nun, unser einziges Exemplar zartblühend am Rand unseres großen Teiches und wir fragten uns, ob sie den Winter überstehen würde. Gespannt warteten wir im nächsten Frühjahr und waren baff erstaunt. Unsere Orchidee hatte nicht nur den Winter überstanden, sondern war auch viel kräftiger geworden. Und so ganz nebenbei hatte sie sich in ihrem direkten Umfeld auch noch vermehrt. Die Population war auf fünf weitere kleine Pflanzen angewachsen. Offensichtlich hatte das gefleckte Knabenkraut ideale Lebensbedingen in den Feuchtzonen am Teichrand unseres Gartens gefunden. In diesem Jahr haben wir mittlerweile rund 70 Pflanzen gezählt, von denen über die Hälfte kräftig blüht. Es ist eine wahre Pracht, die auch unsere Gäste immer wieder gebührend bewundern.
Vielleicht haben Sie ja eines Tages auch so viel Glück und der Orchideensamen fliegt vom Winde getragen zu Ihnen in den Garten und findet dort hoffentlich einen idealen Standort. Um Ihnen die Bestimmung dieser Orchidee zu erleichtern, fügen wir im Folgenden eine kurze Beschreibung der Pflanze ein.

Pflanzenbestimmung
Das gefleckte Knabenkraut ist an seinen lanzettlich bis linealischen Blättern erkennbar, die etwa 7 bis 15 mm breit und vorne spitz sind. Auf der Blattoberseite der sechs bis zehn Blätter sind charakteristische, meist runde Flecken zu finden, die nur äußerst selten fehlen können. Die Pflanze wird bis zu 60 cm hoch und blüht zwischen Mai und August. Die Blüten sind pink bis violett gefärbt, sie besitzen häufiger auch kleinere Weißanteile. Nach der Blüte werden Kapselfrüchte ausgebildet, die sage und schreibe bis zu 6000 Samen enthalten können. Die Art weist wie viele Knabenkräuter eine große Variationsbreite der Merkmale auf, sodass die sichere Bestimmung schwierig ist. Die Flecken auf den Blättern verschwinden übrigens beim Trocknen auch noch.

Ein ausdauernder Geophyt
Diese Orchidee ist ein ausdauernder Geophyt, der mithilfe seiner Knollenwurzel den Winter oder auch Trockenzeiten überdauert. Bestäubt wird sie durch zahlreiche Insektenarten, vor allem durch Zwei- oder Hautflügler und Käfer. Bienen besuchen diese Blüten ebenfalls sehr oft, können sie aber leider nicht bestäuben. Die Ausbreitung der Kapselfrüchte erfolgt eigenständig (Autochorie). 

Heilpflanze steht unter strengem Naturschutz
Bereits in der Antike war das Knabenkraut als Heilpflanze für allerlei Beschwerden und Stärkungsmittel bekannt. Noch um 1900 zählte es zu den häufigsten Orchideenarten in Deutschland, die wild wuchsen. Leider ging das Vorkommen des Knabenkrautes aufgrund der Zerstörung seines Lebensraumes, der nährstoffarmen Wiesen, in den letzten Jahrzehnten stark zurück. Heute steht das Knabenkraut unter strengem Naturschutz, um es vor dem gänzlichen Aussterben zu bewahren.

Knabenkraut eines Tages im Nonnenbachtal?
Wir haben die Hoffnung nicht verloren, dass eines Tages durch Nährstoffverarmung der Wiesen im Naturschutzgebiet Nonnenbachtal auch das Knabenkraut hier ansässig werden kann. Allerdings wird dann der erste Wiesenschnitt zu einem späteren Zeitpunkt anberaumt werden müssen.