Nützliche Lupinen im Familienwald umgemäht
Egal ob weiß, gelb, blau oder pink, die langen Blüten fallen überall auf und sind eine echte Zierde. Aber noch wichtiger als optische Reize ist, was in den Blüten steckt: Lupinen sind besonders reich an Nektar und daher ein Tummelplatz für Hummeln und Bienen. So oder so ähnlich ist es im Internet und auch in Fachbüchern nachzulesen. Das scheint in der Gemeinde Nottuln offenbar noch nicht bekannt zu sein, denn am Pfingstwochenende existierte die Lupinenwiese, deren Blüten sich gerade öffneten, unter den Bäumen des Familienwaldes schon nicht mehr.
Hier hat, wer auch immer, ganze Arbeit geleistet, wie man auf dem zweiten Bild sieht. Das restliche Grün ist von der Sonne verbrannt - von den hierbei getöteten Insekten ganz zu schweigen. Wir vermuten, dass es Beschäftigte der Gemeinde waren, da die bisherigen Schnittarbeiten an den Bäumen und Sträuchern im Familienwald auch schon durch die Gemeinde durchgeführt worden sind. Zumindest muss sie als Eigentümer des Geländes den Auftrag hierzu erteilt haben.
Was hier wohl überhaupt nicht berücksichtigt wird, dass es sich nicht nur um ein Naturschutzgebiet handelt, sondern auch um das Naherholungsgebiet Noinnenbachtal, von der Kirche St. Martinus nur ein Katzensprung entfernt.
Unsere Redaktion hatte gerade den ersten Teil unseres Artikels "Das Feuchtgebiet Nonnenbachtal hat eine hohe Bedeutung für die Ökologie, den Klima- und Hochwasserschutz" in den Nottulner Blickpunkt eingestellt. Aufgrund der aktuellen Entwicklung haben wir uns entschlossen, den Teil 2 dem speziellen Thema Pflanzenwelt im und um den Familienwald zu widmen. Bereits vor einigen Jahren mussten wir feststellen, dass auf einer Wiese direkt hinter dem Familienwald über 100 Karden nicht nur umgemäht, sondern auch mit der Wurzel ausgegraben wurden, obwohl auch diese Pflanzen während der Blütezeit reichlich Insekten aufsuchten.
Denn auch blühende Karden, übrigens auch Heilpflanzen, sind schon immer nicht nur ein optischer Genuss. Grundsätzlich sind sie wichtige Nutzpflanzen für Schmetterlinge wie Pfauenauge sowie auch Hummeln, diese sind sehr oft auf den Blüten anzutreffen (siehe auch Bilder in der anschließenden Galerie/Diaschau). Darüber hinaus sammeln sie in ihren trichterförmigen Stängelbättern Regenwasser für Vögel. Eine Vogelart hat sich ganz besonders auf sie spezialisiert: Die Distelfinken brauchen den Kardensamen als Winternahrung. Und zum guten Schluss bieten die abgeblühten Kardenstängel vielen Nützlingen im Winter Unterschlupf.
Uns war und ist es bis heute immer noch ein Rätsel, warum gerade von öffentlicher Seite aus so mit Nutzpflanzen beziehungsweise der Tierwelt umgegangen wird. Erst waren es die Karden, jetzt sind es die Lupinen, was kommt als Nächstes dran und wann hört das endlich auf?
Eigentlich müsste doch gerade die öffentliche Hand eine vorbildhafte, rücksichtsvolle Position im Umgang mit der Flora und Fauna einnehmen und das auch im täglichen Umgang mit ihr zeigen. Unsere Redaktion hat diesbezüglich bei der Nottulner Gemeindeverwaltung nachgefragt und wird darüber berichten.
Mit besten Grüßen
Ihre Redaktion
Karin und Jürgen Gerhard