Blickpunkt Nottuln
03.12.2024
Blickpunkt Nottuln
Die erhaltene Abteikirche mit dem Kreuzgangflügel auf der Südseite
Blickpunkt Nottuln
Das Langhaus nach Westen mit der eindrucksvollen mächtigen Orgel, die Johann Patroclus Möller aus Lippstadt 1745-1751 unter Verwendung älteren Bestandes erbaute. Links sehen Sie die dazu farblich abgestimmte barocke Kanzel um 1728 mit umfangreichen Schnitzereien
Blickpunkt Nottuln
Kreuzgangflügel nach Westen mit Kreuzigungsgruppe. Der einzige erhaltene Kreuzgangflügel des Klosters Marienfeld ist in den letzten Jahren zu einem gottesdienstlichen Raum geworden, in dem das Stundengebet, die Tauffeiern und vor allen Dingen die werktäglichen Eucharistiefeiern stattfinden

Zisterzienserabtei Marienfeld in Harsewinkel

Spätromanische Klosterkirche mit wunderschöner Innenausstattung

Im September 2023 nahm ich mit anderen ehrenamtlichen Mitgliedern der Arbeitsgemeinschaft "Klosterlandschaft Westfalen Lippe" am diesjährigen Herbsttreffen teil, das der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) im ehemaligen Kloster Marienfeld in Harsewinkel-Marienfeld veranstaltete. Das Bestreben des LWL ist es, zusammen mit der Arbeitsgemeinschaft, die bestehenden Klosteranlagen in Westfalen-Lippe wieder mehr in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken und somit auch für den Erhalt dieses wertvollen Kulturgutes zu werben. Dazu soll auch dieser Artikel beitragen.

Der NB würde sich freuen, wenn aufgrund dieses Artikels möglichst viele Personen diese wundervolle Klosteranlage aufsuchen würden. Andererseits wollen wir auch die Menschen, die aufgrund ihrer Bewegungseinschränkung oder anderer gesundheitlicher Beeinträchtigungen diesen Ort nicht mehr aufsuchen können, durch das Betrachten der Bilder und das Lesen der Texte ebenfalls teilhaben lassen an diesem wunderbaren Erlebnis, welches sich uns an diesem Tage erschloss.

Als ich nach dem ersten Teil der Veranstaltung die ehemalige Klosterkirche betrat, verschlug es mir erst einmal den Atem. So eine schöne, reichhaltige, harmonisch aufeinander abgestimmte Innenausstattung habe ich selten gesehen. Ihnen wird es sicherlich nicht anders ergehen, wenn Sie die Bilder, insbesondere der sich dem Artikel anschließenden Bildergalerie betrachten.
Was mich sehr beeindruckte war das  riesige Orgelprospekt, die barocke Kanzel und das hochgotische Chorgestühl, das alles farblich aufeinander abgestimmt und mit reichhaltigen Schnitzereien versehen ist. Doch auch auf dem weiteren Rundgang kam ich aus dem Staunen nicht heraus, selbst die Beichtstühle erhoben den Anspruch auf ein einmaliges Kunstwerk. Von den unterschiedlichen kunstvoll gestalteten Altarretabeln ganz zu schweigen. Die Kirche, die zum Bistum Münster gehört und sich an ihrem östlichen Rand befindet, ist heute im Besitz des Landes Nordrhein-Westfalen und wird gemäß einer Stiftung von 1804 als Pfarrkirche genutzt.

Kleiner geschichtlicher Diskurs
Die Geschichte der Zisterzienserabtei hat immerhin eine Zeitdauer von 617 Jahren, die im Jahre 1185 begann und im März 1803 ein jähes Ende fand. Der letzte Abt Petrus von Hatzfeld konnte die drohende Aufhebung des wirtschaftlich gesunden Klosters durch den preußischen Staat nicht verhindern. Der Konvent wurde aufgelöst, die Mönche bekamen eine jährliche Pension von 600 Gulden und die säkularisierte Klosteranlage wurde in eine Rentei umgewandelt.

Auch danach hatte die ehemalige Zisterzienserabtei eine bewegte Geschichte, von der Einrichtung einer Irrenanstalt, aus der nichts wurde, bis zum Verkauf des Domänengut Marienfeld - außer der Abteikirche - durch den preußischen Staat an den Tuchkaufmann Bernhard Gustav Tenge. Dem fiel nichts Besseres ein, als die maroden Klausurgebäude abzureißen, allein der gut erhaltene Abteiflügel blieb bestehen.
Danach ging 1847 der Besitz an den Freiherrn von Korff-Harkotten über. Nach dem Zweiten Weltkrieg erwarb der Caritasverband Münster die barocke Abtei und betrieb darin bis 1965 ein Kindererholungsheim. 1973 erwarb ein örtlicher Textilhändler das Gebäude, unter dessen Regie eine Reihe von Umgestaltungen erfolgten, die einen massiven Eingriff in die bis dahin erhaltene Substanz bedeuteten. Im Jahre 2007 erwarb der benachbarte Hotelier die Abtei und betreibt sie bis heute als Tagungszentrum. Im Dachgeschoss befindet sich übrigens ein kleines Museum, ein paar dort ausgestellte Exponate können auch in unserer Bildergalerie betrachtet werden.

Sie werden sich vielleicht wundern, dass wir Ihnen nicht die Geschichte des Klosters vor seiner Aufhebung präsentieren, zum Beispiel während der Blütezeit im 12. und 13. Jahrhundert, als der Konvent aus 50 bis 60 Mönchen bestand. Doch das würde den Rahmen des Artikels sprengen, denn 617 Jahre Klosterleben sind schließlich eine lange Zeit, die aber Holger Kempkens sehr detailliert und ausführlich in der Broschüre" Abtei Marienfeld" - Westfälische Kunststätten - auf 60 Seiten (inklusive Fotografien) zusammengefasst hat. Diese kann im Klosterlädchen für fünf Euro erworben werden.

Hinweis: 
Darüber hinaus werden von der Gemeinde Harsewinkel fachkundige Führungen durch die Klosteranlage angeboten. Ab November bis einschließlich Februar gibt es ein besonderes Highlight: Auf dem Klostergelände findet in stimmungsvoller Abenddämmerung ein Laternenrundgang statt, der eine interessante Zeitreise durch die Klostergeschichte bietet. Alles Weitere erfahren Sie unter: https://www.harsewinkel.de/portal/seiten/erleuchtete-klosterzeit-900000285-34050.html 
Außerdem besteht die Möglichkeit, sich direkt an die Stadtführerin Bärbel Tophinke unter der Telefon-Nr. 0160 97736188 zu wenden.

Wir wünschen Ihnen viel Freude auch beim weiteren Betrachten der Bilder mit informativen Textlegenden in der nachfolgenden Galerie. Und schauen Sie mal vorbei im beeindruckenden ehemaligen Zisterzienserkloster Marienfeld, oder noch besser, nehmen Sie teil an einer qualifizierten Führung!

Mit besten Grüßen
Ihre Redaktion

Karin und Jürgen Gerhard

Weitere Bilder mit Textlegende (zum Vergrößern bitte anklicken):