Prora ist und bleibt ein Gigant
Wir waren wieder einmal auf Rügen und besuchten wie fast jedes Jahr Prora. Als die Ferien-Anlage entstand, hieß sie noch "Kraft-durch-Freude-Seebad-Rügen". Wir waren überrascht, wie sehr sich Prora verändert hat. Das wird beim grundsätzlichen Vergleich auf den Bildern links, zwischen denen fast 20 Jahre liegen, ebenfalls sehr deutlich.
Gute viereinhalb Kilometer ist die Gebäudeanlage lang und soll angeblich das längste Gebäude der Welt sein. Dieses bestand ehemals aus acht sechsgeschossigen Blöcken, jeder 550 Meter lang. Zwischen 1936 und 1939 wurde der Rohbau in seiner geplanten Ursprungsform, für die der Architekt Clemens Klotz verantwortlich zeichnete, erstellt.
Und das weiß eigentlich kaum jemand, der Gesamtentwurf von Prora wurde 1937 auf der Weltausstellung in Paris mit dem Grand Prix ausgezeichnet! Aus heutiger Sicht ist das kaum noch verständlich.
Rund 10.000 Zimmer sollten letztendlich in der Anlage, jedes rund 12,5 qm groß, mit zwei Betten, einem Schrank, einer Sitzecke und einem Waschbecken versehen, erstellt werden. Die Sanitäranlagen befanden sich separat in den Treppenhäusern. Schließlich war geplant hier einmal 20.000 Personen gleichzeitig Urlaub machen zu lassen, so die damaligen Vorstellungen.
Geworden ist daraus nichts, denn die Bauarbeiten wurden mit Ausbruch des Zweiten Weltkrieges von den Nazis gestoppt, ein Teil der Anlage diente ihnen als Ausbildungsstätte und später als Lazarett. Auch Flüchtlinge aus Ostpreußen und Pommern fanden darin später vorübergehend Platz.
Als die Rote Armee 1945 in Rügen Einzug hielt, sprengte sie Teile des Nordflügels. Vermutlich war die Sprengladung falsch berechnet, denn die Gebäude wurden nur stark beschädigt und blieben als Ruine erhalten. Den restlichen Teil nutzte sie weiterhin bis zum Jahre 1953. Später wurde das gesamte umliegende Areal zum Sperrgebiet erklärt und war somit für die Öffentlichkeit nicht mehr zugänglich. Jetzt diente die Anlage Tausenden von Soldaten der Nationalen Volksarmee (NVA) als Ausbildungsstätte.
Die Bundeswehr, die Prora nach der Wiedervereinigung 1990 übernahm, hatte nur ein kurzes Gastspiel, denn bereits zwei Jahre später verließ sie wieder die Anlage, sodass sie seit 1993 wieder für die Öffentlichkeit zugänglich ist und 1994 sogar unter Denkmalschutz gestellt wurde.
Doch Prora fristete viele Jahre ein ungewisses Dasein, die meisten Blöcke standen leer. Ein erster Lichtblick zeigte sich, als dort 1994 eine private Initiative die "Museumsmeile Prora" gründete, in der von nun an Ausstellungen stattfanden und sich sogar Galerien ansiedelten. Ein zweiter großer Lichtblick entstand, als, wie auf einem großen Jugendtreffen in Prora beschlossen, im Jahre 2011 eine Jugendherberge mit rund 100 Zimmern und 400 Betten im Block V eröffnet wurde. Sie gilt als längste Jugendherberge in Deutschland und ergänzt einen bereits seit 2007 dort bestehenden Jugendzeltplatz.
Mit der Zeit erkannten einige Investoren, welch vorzügliche Lage doch eigentlich Pora hat, schließlich haben alle Zimmer in dem langgestreckten Gebäude Meerblick und der weiße, hervorragende Sandstrand liegt, nur durch einen schmalen Waldstreifen getrennt, unmittelbar vor der Haustür. Das beflügelte so manche Investoren, die Gebäudeteile erwarben und sanieren ließen. Es entstanden Appartements bis hin zu Luxuswohnungen, die indessen, wie man hört, Preise bis über 6.000 Euro pro Quadratmeter erzielen. Angeblich sollen nur noch wenige Appartements zum Verkauf stehen.
Wie bereits gesagt: "Prora ist und bleibt ein Gigant!"
Viel Spaß beim Lesen und Betrachten und das Gewinnen neuer Erkenntnisse wünscht Ihnen
Die Redaktion