Naturschutzgebiet Nonnenbachtal ist ebenfalls betroffen
Das dramatische Artensterben geht weiter. Selbst Grillen- und Heuschrecken-Arten sind vom Aussterben bedroht, so die Welt-Naturschutz-Union IUCN bereits im Jahre 2017. Deshalb war der Fund des grünen, großen Heupferdchen in dieser Woche im Naturschutzgebiet (NSG) Nonnenbachtal ein ganz besonderes Ereignis. Das filigrane Heupferdchen kroch kurzzeitig sogar auf die ausgestreckte Hand. So entstand diese wunderbare Fotografie vor dem Hintergrund der grünen Wiese im Nonnenbachtal.
Fluginsekten verschwinden
Doch ist nicht nur die Anzahl dieser Insekten zurückgegangen, sondern in den letzten 30 Jahren sind in Deutschland dreiviertel aller Fluginsekten verschwunden! Und es hört nicht auf, fast jede zweite Insektenart schwindet. Auch dieses Jahr mussten wir selbst in unserem Garten, indem sich auch viele insektenfreundliche Pflanzen befinden, feststellen, dass beispielsweise einige Schmetterlingsarten fast überhaupt nicht mehr vorkommen. War der kleine Fuchs und das Tagpfauenauge in den Vorjahren noch zahlreich anzutreffen, so traten sie dieses Jahr kaum noch auf. Mittlerweile umfasst die "Rote Liste" der Tagfalter in Deutschland 189 Arten.
Beim täglichen Spaziergang durch das NSG Nonnenbachtal konnten wir auch die "üblichen Verdächtigen", wie Bienen und Schwebfliegen auf den Blüten der dort wachsenden Pflanzen kaum mehr entdecken. Schließlich ist das Nonnenbachtal an drei Seiten von Äckern mit intensiver Landwirtschaft umgrenzt, was insbesondere auf die Randbereiche des NSG Auswirkungen hat.
Lebensraum und Nahrung geht zunehmend verloren
Die allgemeinen Ursachen des Artensterbens sind längst bekannt:
Den Insekten geht zunehmend Lebensraum und Nahrung verloren. Das ständige Spritzen mit Pestiziden tut ihr Übriges. Die Artenvielfalt ist auf unseren Feldern verschwunden und die Monokulturen nehmen immer mehr zu. Selbst die wenigen noch vorhandenen Wiesen verschwinden immer mehr und werden zu Ackerland verwandelt. Auch vor den Ackerrandstreifen macht diese Entwicklung nicht halt, entweder werden sie schmaler oder verschwinden ganz. Und die wenigen noch vorhandenen Mahdwiesen werden regelmäßig gedüngt und viel zu oft im Jahr gemäht.Es ist daher dringend notwendig, Veränderungen in vielen Bereichen durchzuführen, um die Ursachen zu bekämpfen und sie letztendlich zu beseitigen.
Antrag des NB auf grundlegende Verbesserung des Artenschutzes durch Anlegung einer ortsnahen Streuobstwiese im NSG Nonnenbachtal durch Gemeindeverwaltung und Politik abgelehnt!
Der Nottulner Blickpunkt hatte anlässlich des Weltbienentages mit einem Antrag an die Gemeinde Nottuln versucht, im NSG Nonnenbachtal eine grundlegende Verbesserung des Artenschutzes herbeizuführen. Hier sollte eine gemeindeeigene ortsnahe Wiese in eine artenschutzgerechte Streuobstwiese umgewandelt werden. Der umfassende begründete Antrag mit Ergänzung wurde im Betriebsausschuss (der Umweltausschuss blieb außen vor) auf Vorschlag der Gemeindeverwaltung Nottuln, also auch unseres Bürgermeisters, abgelehnt. Unser Antrag vom 20. Mai 2023 kann noch unter dem Link www.nottuln.de/sessionnet/sessionnetbi/getfile.php?id=59117&type=do eingesehen werden. Die differenzierte Ergänzung des Antrages, die wir den Fraktionsvorsitzenden, ihren Stellvertretern und der Gemeindeverwaltung vor der Entscheidung zugeleitet haben und in der wir auf die von der Gemeindeverwaltung vorgeschlagenen Ablehnungsgründe eingegangen sind und diese als unbegründet zurückgewiesen haben, wurde leider nicht mehr in die gemeindliche Webseite eingestellt. Einen Ablehnungs-Bescheid von der Gemeindeverwaltung haben wir bisher nicht bekommen.
Dier Ablehnungsvorschlag wurde bereits in der Gemeindevorlage für den Betriebsausschuss vor seiner Entscheidung von der Gemeindeverwaltung wie folgt begründet:
"Die im Antrag genannte gewünschte Entwicklung in eine Streuobstwiese im Bereich der betroffenen Grünlandfläche ist nicht umsetzbar, da wie oben schon beschrieben, der Schwerpunkt auf die Entwicklung einer artenreichen Glatthaferwiese, Förderung der heimischen Flora des Offenlandes der Baumbergeregion, Förderung der Insektenvielfalt sowie Förderung des Neuntöters liegt. Die Verwaltung schlägt daher vor, die „Streuobstwiese“ auf dem betreffenden Standort nicht weiter in Betracht zu ziehen."
Diese Begründung ist, wie wir auch bereits in unserem ergänzenden Schreiben vor der Sitzung des Betriebsausschusses deutlich gemacht haben (wir konnten, wie bereits vor der Sitzung der Gemeindeverwaltung mitgeteilt, nicht an dieser teilnehmen), nicht nachvollziehbar.
Folgende Gründe sprechen eindeutig für die Streuobstwiese im Naturschutzgebiet:
1. Es bleibt die angehende Glatthaferwiese weiterhin bestehen, es werden lediglich in gewissen Abständen Obstbäume eingepflanzt, um die Biodiversität gegenüber der "Glatthaferwiese" erheblich zu verbessern,
2. Würde der Anteil dieser Streuobstwiese zu dem übrigen vorhandenen angehenden Glatthaferwiesenanteil im Nonnenbachtal gerade einmal rund fünf Prozent betragen,
3. Hatten wir mit einer Broschüre des Landwirtschaftsministers NRW "Schützt unsere Obstwiesen" nachgewiesen, dass sich gerade in Streuobstwiesen der Neuntöter gerne ansiedelt und dort brütet. Die in der Nähe vorhandenen vielen Weißdornbüsche sind ideal für den Neuntöter, da er dort seine Beute aufspießen kann,
4. Ist gerade ein Naturschutzgebiet aufgrund der guten Voraussetzungen prädestiniert für die Anlage einer Streuobstwiese.
5. Ist die ortsnahe Lage zwischen den Gärten der Mühlenstraße, dem Garten-Café Blumenkränzchen und der Nonnenbachtalbrücke (Umgehungsstraße) ebenfalls prädestiniert.
6. Würde die Streuobstwiese auch das Kleinklima am Rande des Ortskerns verbessern.
7. Könnten die Besucher (auch Touristen) des Garten-Cafes mit Blick auf die Streuobstwiese sich insbesondere an der Obstbaumblüte erfreuen.
8. Bleibt die Streuobstwiese aufgrund der Ortsnähe und der vorhandenen Anlieger unter besonders guter Beobachtung, Vandalismus wird dadurch erschwert.
9. Würden die Kosten für die Obstbäume vom Nottulner Blickpunkt und einigen Sponsoren, wie bereits bei der Sportplatzbepflanzungsaktion, getragen,
10. Soll die Bepflanzung nicht zuletzt aus pädagogischen Gründen wieder mit Eltern und ihren Kindern mit Unterstützung des Bauhofes erfolgen. Aufgrund der ortsnahen Lage könnten sogar naheliegende Schulen oder Kindergärten eine Pflegepatenschaft hierfür übernehmen.
Zusammenfassend gesagt: "Es gab und gibt keinen besseren, geeigneteren Standort als diesen für die Anlage einer Streuobstwiese!" Obwohl wir die Begründung der Gemeindeverwaltung, durch unser Ergänzungsschreiben zum eigentlichen Antrag vollkommen entkräftet hatten und wir alle es uns aufgrund des Artenschutzes nicht mehr leisten können, lehnte der Betriebsausschuss unseren Antrag ab. Eine hervorragende Chance, eine angehende Glatthaferwiese biologisch erheblich aufzubessern und dem Artenschutz gerade in einem ortsnahen Naturschutzgebiet einen längst fälligen Beitrag zu leisten, wurde von der Gemeindeverwaltung und der Politik vor Ort zunichte gemacht.
Das legt die Vermutung nahe, dass es hier vielleicht ganz andere Gründe, als bisher angegeben gibt, die mit dem Natur- und Artenschutz wahrscheinlich überhaupt nichts zu tun haben.
Lebensgrundlagen für Menschen verschwinden ebenfalls
Offensichtlich wollen einige immer noch nicht erkennen, dass mit dem Artensterben auch die Lebensgrundlagen für uns Menschen dramatisch schwinden und unser wirtschaftliches Handeln immer mehr eingeschränkt wird.
In der nachfolgenden Bildergalerie zeigen wir Ihnen eine Auswahl von exquisiten Fotografien aus vergangenen Zeiten, mit Insekten aus dem NSG Nonnenbachtal sowie unserem Garten, eben, weil sie leider immer weniger werden. Wir wünschen Ihnen beim Betrachten viel Freude.
Mit besten Grüßen
Ihre Redaktion