Blickpunkt Nottuln
03.12.2024
Blickpunkt Nottuln
Schloss Cappenberg liegt auf dem Schlossberg in 59379 Selm, Kreis Unna
Blickpunkt Nottuln
Der berühmte Cappenberger Kopf des Stauferkaisers Friedrich der I. Barbarossa, z. Z. in der Ausstellung des LWL im Cappenberger Schloss zu sehen
Blickpunkt Nottuln
Die romanische Querhausbasilika mit Chorquadrat und eingezogener, gotischer Polygonalapsis ist neben der Stiftskirche in Freckenhorst das einzige große, in wesentlichen Teilen unverändert erhaltene romanische Kirchengebäude vor der Mitte des 12. Jahrhunderts in Westfalen
Blickpunkt Nottuln
Das schönste und umfangreichste geschnitzte zweireihig angeordnete Chorgestühl Westfalens steht in der Cappenberger Stiftskirche. Es entstand in den Jahren 1509 bis 1521 und ist wegen seines bemerkenswert guten Erhaltungszustandes weit über die Grenzen der Region hinaus bekannt

BARBAROSSA. Das Vermächtnis von Cappenberg

Eine kleine Reise durch die Ausstellung des LWL im Museum von Schloss Cappenberg und die Stiftskirche St. Johannes Evangelist

Nehmen Sie sich etwas Zeit und Muße und besuchen Sie die Ausstellung des LWL auf Schloss Cappenberg in Selm, die aus Anlass des 900-jährigen Geburtstages von Kaiser Barbarossa stattfindet. Schon die Anreise durchs Münsterland von Nottuln über Senden, Ottmars-Bocholt, an Schloss Neunkirchen vorbei bis auf den Hügel von Schloss Cappenberg empfanden wir als sehr angenehm und abwechslungsreich.

Parken können Sie kostenlos direkt am Schlosspark neben dem Haupteingang. Gehen Sie durch das Eingangsportal, empfängt Sie ein mit uralten Bäumen ausgestatteter Schlosspark. Die mächtigen Baumkronen spenden Ihnen kühlenden Schatten auf dem Weg zum Schloss nebst Stiftskirche. Vorbei an der "Alten Kegelbahn", die heute ein kleines Café beherbergt, lassen Sie den 25 Meter hohen Wasserturm links liegen und gehen direkt zum Haupteingang von Schloss Cappenberg, das sich im Besitz des Grafen von Kanitz befindet, einem Nachkommen von Karl Freiherr vom Stein, der die Schlossanlage 1816 außer der Kirche erwarb. Diese wurde 1832 Zur Pfarrkirche erhoben und präsentiert sich seit Januar 2022 wieder gänzlich restauriert dem Besucher.

Zunächst ein paar Worte zur Geschichte
Vor rund 900 Jahren entstand auf der im südlichen Münsterland gelegenen Burg Cappenberg das erste Prämonstratenserstift in Deutschland, das am 15. August 1122 durch Bischof Dietrich von Münster eingeweiht wurde. Der Zutritt war ausschließlich dem Adel vorbehalten. Die Brüder Graf Gottfried und Otto von Cappenberg schenkten dem Wanderprediger Norbert von Xanten ihre Burg, der als Gründer dieses Klosters gilt. Otto von Cappenberg war selbst von 1156 bis zu seinem Tod Propst des Klosters und Taufpate des Kaisers Friedrich I. Barbarossa. Dieser rotbärtige Mann, daher auch sein Name Barbarossa (italienisch barba rossa: roter Bart), wurde zu einer der mächtigsten Gestalten des Mittelalters.

Zunächst Herzog von Schwaben, dann römisch-deutscher König und schon ab 1155 römisch-deutscher Kaiser und der blieb Barbarossa bis zu seinem Tode im Jahre 1190. Als einflussreicher Feldherr hinterließ er zahlreiche Spuren in Deutschland und Europa und avancierte zum volkstümlichsten der deutschen Kaiser. Schließlich war er ein Vorfahr der Hohenzoller, hatte ein zersplittertes Reich wieder zusammengeführt und mit eiserner Hand regiert. Den Päpsten bot er Paroli und führte einige siegreiche Kriege.

Die Suche nach den Gebeinen von Barbarossa
Im 19. Jahrhundert wurde er als ein würdiger Vorläufer von Bismarck und Kaiser Wilhelm gesehen. Das führte so weit, dass der "Eiserne Kanzler" Otto von Bismarck 1874 eine Expedition in den Libanon entsandte, um Barbarossas sterbliche Überreste zu finden und sie als nationale Reliquien in den Kölner Dom zu überführen. Tatsächlich befand sich in Tyrus die Ruine einer alten Kathedrale, von der man vermutete, dass dort Barbarossas Knochen beigesetzt wurden, aber leider fand man das Grab nicht. So lebt die Legende weiter fort, dass Kaiser Barbarossa überhaupt nicht verstarb, sondern schlafend in einer von Raben umschwirrten Höhle im Kyffhäuser Gebirge auf die Rückkehr seiner Herrschaft wartet.
Mittlerweile wird sein feuerroter Bart eine stattliche Länge erreicht haben und wird eines Tages sicherlich aus dem verborgenen Höhleneingang herauswachsen, dann wird er hoffentlich endlich gefunden.

Die Ausstellung Barbarossa. Das Vermächtnis von Cappenberg
Doch nun genug der eigenen Fantasie! Besinnen wir uns auf das, was heute noch als Artefakte aus dieser Zeit zu bewundern ist, wie der legendäre vergoldete sogenannte Cappenberger "Barbarossakopf" in der Ausstellung "Barbarossa. Das Vermächtnis von Cappenberg" des LWL in Schloss Cappenberg. Zusammen mit der Taufschale des Kaisers "Rotbart" stellen sie einmaliges Zeugnis handwerklicher Kunst aus dem 12. Jahrhundert dar.

Die Ausstellung des LWL, die, wie bereits erwähnt, aus Anlass des 900. Geburtstages Barbarossas im Museum auf Schloss Cappenberg stattfindet, können Sie bis zum 5. Februar 2023 besuchen. Unter der Woche ist sie von Dienstag - Sonntag von 10.00 - 17.30 Uhr geöffnet.

Sehenswerte Stifts- und Pfarrkirche St. Johannes Evangelist
Doch nicht nur die Ausstellung und Schloss Cappenberg mit Schlosspark sind absolut sehenswert, sondern auch die ehemalige Stiftskirche, die sich seit Januar 2022 vollständig restauriert dem Besucher mit einem fantastischen, mit vielen Schnitzereien versehenen, gut erhaltenen Chorgestühl und vielen anderen Sehenswürdigkeiten präsentiert.

Obwohl eine Diaschau den persönlichen Besuch dieser Ausstellung und der Stiftskirche keinesfalls ersetzen kann, haben wir uns insbesondere für diejenigen, die aufgrund körperlicher, gesundheitlicher Einschränkungen nicht mehr dorthin reisen können, erlaubt, im Anschluss an unseren Bericht einige selbst erstellte Bilder mit entsprechenden Bildlegenden diesbezüglich einzustellen. Wir wünschen Ihnen beim Betrachten und Lesen viel Freude.

Folgeausstellung im LWL-Museum für Kunst und Kultur Münster
Zum Schluss möchten wir Sie auch noch auf die große Folge-Ausstellung "Barbarossa. Die Kunst der Herrschaft" hinweisen, die im LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster, Domplatz 10, vom 28. Oktober - 5. Februar 2023 stattfindet. Das Museum ist von Dienstag - Sonntag von 10.00 - 18.00 Uhr geöffnet.

Mit besten Grüßen und bleiben oder werden Sie gesund

Ihre Redaktion
Karin und Jürgen Gerhard

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