Blickpunkt Nottuln
16.05.2024
Blickpunkt Nottuln
Die Kirche unter dem Kreuz, ein Kleinod, das seit über 50 Jahren den Ortskern prägt und zentraler Mittelpunkt der evangelischen Gemeinde in Nottuln ist
Blickpunkt Nottuln
Der lehrreiche und wunderschöne Bibelgarten, direkt neben der Kirche unter dem Kreuz, ergänzt auf eine ganz eigene Art und Weise das Kirchengebäude. Zwischen dufteten Rosen, Gartenblumen und Gewürzpflanzen kann man durch Meditieren zur inneren Ruhe kommen und mit Gleichgesinnten gemeinsam singen
Blickpunkt Nottuln
Auch die Innenarchtektur dieser Kirche ist sehr ansprechend und straht eine angenehme, fast menschliche Wärme aus
Blickpunkt Nottuln
Es muss eine Möglichkeit geben, die kleine, wunderbare, evanglische Kirche unter dem Kreuz mit seinem Bibelgarten und dem Gemeindehaus zu erhalten. Die Katholische Kirche unterhält zur Zeit vier große wunderbare Kirchen in Nottuln, über die wir ebenfalls gerne in unserem Buch "Nottuln, ein starkes Stück Heimat" umfangreich berichtet haben

Eine Kirche verkauft man nicht (Teil 1)

Die Kirche unter dem Kreuz, ein Kleinod, untrennbar mit Nottuln verbunden

Die evangelische Kirche, ein Kleinod in Nottuln, steht in einer sehr ansprechenden Architektur inmitten eines leuchtenden Blumenmeeres an der Dülmener Straße. Aufgrund der steigenden Mitgliederzahl der evangelischen Kirchengemeinde wurde 1967 mit ihrem Bau begonnen. Die Planung stammt vom Architekten Kahrmann aus Coesfeld. Die feingliedrige Kirche ist in Nottuln mit den Ortsteilen Appelhülsen, Darup und Schapdetten die einzige evangelische Kirche, die als Kirche gebaut wurde und seit mehr als einem halben Jahrhundert ihren christlichen Auftrag wahrnimmt.

Zur Freude aller Gemeindemitglieder wurde 2010 direkt neben der Kirche der Bibelgarten angelegt, der auch eine Herzensangelegenheit des Pastorenehepaares Ingrid und Manfred Stübecke war, die von 1987 bis 2018 gemeinsam die evangelische Kirchengemeinde betreuten. Die beiden verstanden es immer wieder, durch ihre den Menschen zugewandte Art und ihren aus dem täglichen Leben gegriffenen Themen-Predigten die Gemeindemitglieder zu begeistern. Doch nach über 30 Jahren intensiver Gemeindearbeit ging das Ehepaar zum Bedauern ihrer Gemeinde in den wohlverdienten gemeinsamen "Ruhestand".
Seit 2019 betreut Pfarrerin Regine Vogtmann mit ihrem Team die evangelische Friedens-Kirchengemeinde.

Der Bibelgarten

Der Bibelgarten, direkt neben der Kirche angeordnet, ist ein Themengarten, in dem Besucher verschiedene Elemente oder Pflanzen entdecken können, die ihnen interaktiv verschiedenen Inhalte der Bibel vermitteln. Ein kreuzförmig angelegter Weg ermöglicht das Begehen zwischen den Beeten. Auf kleinen Schildern können die Zusammenhänge zwischen den Bibeltexten und den Pflanzen nachgelesen werden.
So ergänzt ein Bibelgarten auf eine ganz eigene Art und Weise das Kirchengebäude und lädt in freier Natur zum Nachdenken, Meditieren und Singen ein. Dazu kann man sich auf die in einem Rondell angeordneten Sitzbänke, mitten zwischen duftenden Rosen, einem Blumenmeer und Gewürzpflanzen niederlassen. Ein kleiner mittig angeordneter Springbrunnen sorgt für ein angenehmes, plätscherndes Geräusch und verbreitet im Sommer etwas kühle Frische.

Eine Kirche verkauft man nicht

Und nun soll das einzigartige, aufeinander abgestimmte und seit fast 60 Jahren wunderbar funktionierende Ensemble, bestehend aus der Kirche am Kreuz, dem sich anschließenden Bibelgarten und dem ergänzenden Gemeindehaus aus finanziellen Gründen verkauft werden?
Nein, auch wenn der Bevollmächtigtenausschuss diesen Beschluss gefasst hat, stellen sich einigen Gemeindemitgliedern Fragen, die nicht unbeantwortet bleiben dürfen. Wir haben deshalb eine Presseanfrage an die Superintendentin Susanne Falcke des Kirchenkreises Steinfurt - Coesfeld - Borken, gestellt, die unseres Erachtens zwei wichtige Fragen enthält:

Ist der Bevollmächtigtenausschuss überhaupt befugt, so einen Beschluss zu fassen, ohne vorher dazu eine schriftliche Bürgerbefragung aller Gemeindemitglieder (die ja auch die Kirchensteuer entrichten), mit Darlegung der konkreten Schuldenlage, durchzuführen?

Was heißt eigentlich Grundsatzbeschluss? Ist dieser Grundsatzbeschluss unumstößlich, kann er wieder aufgehoben oder muss er nicht sogar, zum Beispiel aus formaljuristischen Gründen (siehe oben), wieder aufgehoben werden und wie kann das geschehen?

Unsere Redaktion liegt mittlerweile eine Antwort vor. Wir werden etwas Zeit benötigen, um diese Antwort korrekt zu interpretieren. Außerdem möchte die Redaktion die Presbyterwahlen der evangelischen Friedens-Kirchengemeinde abwarten, wir werden später ergänzend berichten.

Ergänzung: Wie die Redaktion gerade erfahren hat, wurden folgende Personen ins neue Presbyterium gewählt:
Klaus Bratengeyer, Dr. Rudolf Bergmann, Mareike Sievers, Gaby Gers, Claudia Essmann, Jürgen Saget, Markus Wrobel, Christina Saatkamp; Herzlichen Glückwunsch!

Unsere Redaktion wünscht allen neu gewählten Presbytern viel Erfolg bei ihrer Arbeit und ein glückliches Händchen in dieser schwierigen Situation, schließlich wurde der Verkauf der Kirche unter dem Kreuz beschlossen. Doch diesen Beschluss hat nicht ein demokratisch gewähltes Presbyterium getroffen, wie dies in der evangelischen Kirche von Westfalen seit jeher gute Übung ist, sondern ein durch kirchenrechtliche Maßnahmen eingesetzter Bevollmächtigten-Ausschuss, der sehr streng genommen nicht demokratisch legitimiert ist.

Natürlich war diese Maßnahme aber geeignet, die Zeit bis zur neuen ordentlichen Presbyteriumswahl, die am 18. Februar 2024 stattgefunden hat, zu überbrücken. Somit hat das neu gewählte Presbyterium jetzt die Möglichkeit, sich nach guter demokratischer Tradition erneut mit der schwierigen Situation des Erhalts der Kirche unter dem Kreuz zu beschäftigen und entsprechende Beschlüsse zu fassen.
Die Gemeindemitglieder würden sich freuen, wenn die einzige evangelische Kirche in ganz Nottuln, die je als Kirche gebaut wurde und seit mehr als einem halben Jahrhundert ihren christlichen Dienst wahrnimmt, am Ende nicht verkauft wird, sondern nachhaltig der Friedens-Kirchengemeinde erhalten bleibt und wie bisher von ihr genutzt werden kann.

Den Artikel möchten wir mit den Worten von Martin Luther schließen, die er bei der Einweihung der Schlosskapelle in Torgau sprach:
„Eine Kirche wird deswegen errichtet, dass darin nichts anderes geschehe, als dass unser lieber Herr selber mit uns rede und wir wiederum mit ihm durch Gebet und Lobgesang.“
(Es mag im Laufe der Jahrhunderte einiges mehr hinzugekommen sein, darunter ist auch viel Gutes, denn es muss aus christlicher Sicht immer vertretbar sein.)

Der Artikel wurde aufgrund der neuesten Erkenntnisse und der Neuwahl des Presbyteriums am 20. Februar ergänzt und aktualisiert.

Mit besten Grüßen
Ihre Redaktion
Karin und Jürgen Gerhard