Blickpunkt Nottuln
16.05.2024
Blickpunkt Nottuln
Die Kurie von Ascheberg zu Venne, Stiftsplatz 4 in Nottuln, entstand 1750 nach Entwürfen von Johann Conrad Schlaun. Im Hintergrund links ist die Alte Amtmannei zu sehen, die ebenfalls von Schlaunscher Baukunst geprägt ist
Blickpunkt Nottuln
Ehrenamtskoordinatorin Vanessa Kalkhoff von der Gemeinde Nottuln überreicht dem exzellenten Schlaun-Kenner und Heimatforscher Hans-Peter Boer, der sich bereits in seiner Kindheit mit Schlaun beschäftigt hat, als Dankeschön einen Blumenstrauß. Links auf dem Bild lächelt Hans Gabbert, Vorsitzender des Schlaun Cirkels in die Kamera, der Boer zum Vortrag eingeladen hatte
Blickpunkt Nottuln
Der Landsitz Haus Rüschhaus liegt in Münster-Nienberge. Es entstand von 1745 bis 1748 nach Entwürfen von J. C. Schlaun, der es im Sommer selbst bewohnte. 1826 zog die Dichterin Annette von Droste-Hülshoff mit ihrer Mutter und ihrer Schwester Jenny ins Rüschhaus ein und lebte hier fast 20 Jahre
Blickpunkt Nottuln
Wir haben heute nicht die üblicherweise genommene Ansicht von Schloss Nordkirchen ausgewählt, sondern den rechten Flügel mit der Schlosskirche. Weitere Fotografien finden Sie in der Bildergalerie am Ende des Artikels
Blickpunkt Nottuln
Auch das Jagdschloss Clemenswerth wurde nach Plänen des bekannten Barockarchitekten Johann Conrad Schlaun von 1737 bis 1747 errichtet. Bauherr war der aus dem Hause Wittelsbach stammende Kurfürst und Erzbischof von Köln, Clemens August (1700-1761). Das Schloss (wir waren schon selbst dort) ist eines der sehenswertesten Kulturdenkmäler Norddeutschlands und die einzig noch erhaltene Alleesternanlage weltweit. Acht Lindenalleen, jede zweite doppelreihig angelegt, führen zum Mittelpunkt, dem Hauptschloss bzw. Zentralpavilion. Dieser Prunkbau ist umringt von acht Pavillons. Einer von ihnen ist die Schlosskapelle mit sich anschließendem märchenhaften Klostergarten (siehe auch Bildergalerie)

Johann Conrad Schlaun, der berühmte westfälische Baumeister ...

...und was Sie schon immer über ihn wissen wollten!

Da steht er nun, der berühmte westfälische Baumeister Johann Conrad Schlaun (JCS), zwar nur in Bronze, aber immerhin an einer seiner wesentlichen Schaffensstätten, im historischen Ortskern von Nottuln. 

Nicht nur seine Wahlheimat Münster, sondern auch die Gemeinde Nottuln verdankt ihm einige seiner schönsten Bauten. Die als „Westfälische Sinfonie“ bezeichnete Bauweise – immer wieder setzte Schlaun Materialien wie Sandstein, roten Klinker und weiße, mehrfach unterteilte Fenster ein – findet sich auch in den Kurien von Nottuln wieder. Die Aschebergsche Kurie ist ein besonders gutes Beispiel dafür. Es entsteht ein harmonischer Eindruck, aber auch ein angenehmer Kontrast zwischen den verschiedenen Baumaterialien. Im Übrigen war Schlaun nachweislich an insgesamt acht Kurien in Nottuln beteiligt, von den heute noch vier im historischen Ortskern von Nottuln stehen.

Weitere Gebäude, wie die Alte Amtmannei und der Kirchturm von Sankt Martinus mit seiner Zwiebelhaube, sind ebenfalls von Schlaunscher Baukunst geprägt. Der bekannteste Barockbaumeister von Westfalen wurde am 5.6.1695 in Nörde im Fürstbistum Paderborn geboren und verstarb am 21.10.1773 in Münster. Die Bronzefigur vor der Aschebergschen Kurie wurde ihm zu Ehren zu seinem 300. Geburtstag errichtet.

Doch wollen wir Ihnen heute nicht nur einige Bauten von Johann Conrad Schlaun vorstellen, sondern unser Heimatforscher und exzellenter Schlaun-Kenner Hans-Peter Boer, der noch gestern auf Einladung des Schlaun Cirkels einen wunderbaren Vortrag anlässlich der Heimatpreisverleihung im Festsaal der Alten Amtmannei hielt, wird Ihnen seinen Lebensweg anhand von mehreren Fragen und Antworten (von uns ungekürzt und unverändert) auf seine interessante und humoristische Art und Weise näherbringen, getreu dem Motto:

"Was Sie schon immer über Johann Conrad Schlaun wissen wollten, aber bisher nicht zu fragen wagten"

1. War Schlaun ein ostwestfälischer Hinterwäldler?
Der ländlich/dörfliche Hintergrund ist klar: Die Familie des Vaters stammt aus Ahden, die der Mutter aus Schwaney. In beiden Fällen lassen sich aber ansehnliche Meierhöfe als Stammhäuser belegen, die zur regionalen bäuerlchen Upperclasse der Region zählen. Vater Henrich Schluen hat das Gymnasium in Paderborn vier Jahre lang besucht. Mutter Agnes Berendes hat neben drei Schwestern sieben Brüder, von denen vier ebenfalls in den Paderborner Schülerlisten auftauchen. Der jüngste, der Pate Johann Conrads, wird Jurist, der zweitälteste ist später Pastor in Körbecke. Diese Familie ist damals im Paderbornschen und darüber hinaus weit verbreitet, angesehen und begütert.

2. Und der Bildungshintergrund?
Es liegt nahe, die Grundlegung eines Bildungsinteresses im Elternhaus zu vermuten, wo der Vater, selbst ehemaliger Schüler eines Gymnasiums, Tag für Tag mit Schreib- und Rechenkram umzugehen hatte. Selbst wenn viele Rechtsfälle auch nur zu mündlicher Schlichtung anstehen, kann doch ein aufgewecktes Kind allerlei mitbekommen. Die Familie der Mutter bringt Juristerei und Theologie ein. Schreiben und Rechnen, Aktenführung und Verhandlung gehören auf dem Saal des Schluenschen Elternhauses zum Alltag. Kindlicher Nachahmungstrieb und Neugierde wachsen da, auch Lust am Gestalten.

3. Wie waren die Schluens in diesem Umfeld verortet?
Die Schluens stellen in Nörde und den anderen Dörfern etwas dar! Als Vertreter des Grundherren, des reichen und mächtigen Klosters Hardehausen, ist der Vater einflussreich, angesehen, vielleicht gar gefürchtet. Beliebt sicher nicht! Welcher Bauer schätzt schon den Steuereinnehmer? Somit ist die Rolle der Familie in diesem Umfeld auf Position und auf Aussonderung angelegt. Es steht zu vermuten, dass der junge Schluen von Jugend auf über ein gewisses Standesbewusstsein verfügte.4. Hat der junge Schlaun richtige Schulen besucht?
Nachgewiesen ist, dass Johann Conrad Schlaun zwischen 1706/07 und Herbst 1711 als Schüler des Theodorianums in Paderborn die klassischen Wissenschaften des Jesuitengymnasiums studiert. Dies bedeutet auch den längeren Abschied vom Elternhaus schon im Alter von etwa elf Jahren.

5. Begabt ja wohl, aber auch fleißig?
Der Schülerkatalog des ersten Schuljahres 1706/7 notiert über unseren Johann Conrad Schlaun nur knapp ein Gesamturteil "mittelmäßig", das von drei Prüfern einstimmig gefasst wird. Auch die Begabung des Jungen wird als "mittelmäßig" eingeschätzt, während Frömmigkeit und Beharrlichkeit mit der Bestnote "sehr gut" beurteilt werden. Seine Aufmerksamkeit ist indes "zweifelhaft" und für dieses Schuljahr wird gleich beschlossen: "retinendus" - muss sitzenbleiben! Die Wiederholung der Klasse im folgenden Jahr erbringt kein besseres Gesamtbild, außer dass Johann Conrad - wohl mit etwas Mühe - versetzt wird. Inzwischen haben sich die Prüfer auf die Ansicht festgelegt, sogar seine Begabung sei "zweifelhaft", während die Aufmerksamkeit auf "mittelmäßig" angestiegen sei. "Sehr gut" bleiben Frömmigkeit und Beharrlichkeit, Tugenden, die wohl sein ganzes Leben Bestand haben. Der schulische Erfolg bleibt jedoch- so die Voraussagen seiner Lehrer - zweifelhaft. Er bleibt es wirklich! Der junge Schlaun scheitert drei Jahre später in der Klasse der Rhetorik. Im Jahrgang 1712 taucht er denn auch als "Joann Conrad Schlun Nördens(is)" in der Liste der "Nomina Deficientium", der mangels Leistung abgehenden Schler auf.

6. Was macht man mit dem Bengel?
Man schickt ihn mit 15 Jahren zum Militär. Wahrscheinlich hatte sich der Junge längst praktischen Tätigkeiten und Interessen zugewandt. Das Ingenieurwesen war im 18. Jh. noch entscheidend mit der Offizierslaufbahn verbunden. Wie aber kommt Schlaun in ein Regiment und zum Einstieg in die Offiziersausbildung? Die Mittel des Vaters reichen kaum aus, ihn dort einzukaufen. Hat er vielleicht schon einen Mäzen gefunden? Aus dem Jahre 1713 ist bezeugt, dass Johann Conrad auf ein bestimmtes Fach hinzielt: die Baukunst. Unter dem 7. Dezember dieses Jahres notiert der Hardehausener Abt Stephan Overgaer, er habe dem Richter zu Nörde 30 Reichsthaler (Rth) geliehen, " (...) welche er umb seinen sohn in der bawkunst weiter instruiren zu lassen hat anwenden wollen." Die Ausbildung fand in Hannover und Hildesheim statt, ziemlich sicher ist ein Aufenthalt Schlauns in Dresden.

7. Was war denn Schlauns erstes gesichertes Bauprojekt?
1715 wird Schlaun mit 20 Jahren Offizier des Hochstifts Paderborn. Franz Arnold von Wolff-Metternich, Fürstbischof von Paderborn, vermittelt Schlaun den ersten größeren Auftrag, den Neubau der von ihm gestifteten Kapuzinerkirche St.Franziskus und St.Kilian in Brakel. Diese Arbeit hat der junge Baumeister vor allem mit dem Orden abzustimmen. Aus unterschiedlichen Ansichten ergibt sich ein interessanter Disput. Hat Schlaun eine reicher gegliederte Front gezeichnet, beharrt der Orden getreu seiner Linie auf einer schlichteren Gestaltung - und setzt sich durch. Selbstbewusst schreibt der 20jährige Schlaun dagegen: "Ich habe in der Frömde Capuzinerkirchen gesehen, die noch besser herauskommen als hier."

8. Was war mit Clemens August von Wittelsbach?
Der 1700 geborene bayrische Prinz wird 1719 zum Bischof von Münster und Paderborn gewählt, am Ende ist der Herr von Fünfkirchen, denn die Mitren von Hildesheim, Osnabrück und das Erzbistum Köln kommen noch dazu, ferner 1732 das Amt des Hoch- und Deutschmeisters. Clemens August war gut ausgebildet, künstlerisch begabt und interessiert und das Urbild eines Rokokofürsten. Natürlich war er vom Bauwurm befallen und brauchte einen eigenen Architekten: Dieser Günstling wurde unser Johann Conrad Schluen. Der muss aber noch Erfahrungen sammeln.

9. Wohin führt Schlauns Grand-Tour?
Wer anders als der Kurfürst finanziert die etwa drei Jahre umfassende Bildungsreise Schlauns? Sie ist ein Projekt mit dem klaren Ziel, den im Ausland geschulten Architekten dann an die großen Staatsaufträge heranzuführen. Bereits im Herbst 1720 ist der Westfale in Würzburg, wo man gerade dabei ist, die Fundamente für die große Residenz auszuheben, Realisierung Balthasar Neumann übertragen wird. Aus dem Jahre 1721 gibt es keine Quellen über Schlauns Verbleib. Er wird den größten Teil dieses Jahres in Rom gewesen sein. Die Einflüsse aus dieser Stadt werden ihn sein Leben lang nicht loslassen: Der Glanz der Hauptstadt der katholischen Welt, Liturgie und Kirchenmusik, Theater und Oper, Malerei und Plastik, Plätze und Brunnen, Straßen und Brücken, Landschaft und Menschen, Licht und Lebensgefühl des Südens - wie der Wein aus den Castelli Romani. Im Frühling 1722 verlässt Schlaun die Ewige Stadt wieder. Er reist - wie er selbst ausdrücklich bezeugt - nach Paris. Schlaun kommt zu einer fruchtbaren Zeit; gerade werden in den Stadtpalais des Adels der Weltstadt die neuen Formen der Regence-Architektur lebendig. Zeichnungen aus der französischen Hauptstadt hat Schlaun aber leider nicht hinterlassen. Die Heimreise geht über Flandern. Den Kopf und die Koffer gefüllt mit Impressionen und Plänen, Skizzenmappen und Stichwerken kehrt Schlaun zurück und trifft am 19. März 1723 wieder in Münster ein. 28 Jahre ist er nun alt, ein für die Verhältnisse der Zeit gebildeter, weltläufiger Mann, der bereit ist, neue Aufgaben zu übernehmen. Und wie erging es ihm privat?

10.Hatte Schlaun ein Familienleben?
Schlaun wird zweimal heiraten. Nach Rückkehr von der Grand Tour tritt er 1725 mit Maria Catharina Bourel, der ein Jahr jüngeren Tochter eines angesehenen Kölner Ratsherrn vor den Traualtar. Aus der ersten Ehe sind drei Kinder bezeugt: Clemens August (1729), Anna Maria (1730) und Maria Magdalena (1734); von diesen kommt jedoch nur die ältere Tochter Anna Maria, die spätere Frau Schatzrätin Schilgen, in das Erwachsenenalter. Die Mutter Maria Catharina ist am 21. November 1738 in Münster verstorben. Der Witwer heiratet 1740 wieder: Er tritt am 25. November, am Catharinen-Tag, in Eupen mit Anna Catharina Rehrmann, Tochter des dortigen Färbers Martin Rehrmann, vor den Traualtar. Die Braut ist am 28. Januar 1709 in Eupen geboren und mit dem Ehemann weitläufig über die Paderborner Rehrmanns verwandt. Mit seiner zweiten Frau lebt Schlaun in Münster; sie bringt im Laufe weniger Jahre mindestens vier Kinder zur Welt: Martin Conrad (1741), Gerhard Mauritz (1742), Maria Anna (1743) und Maria Antonia (1745).. Für die eigene Familie plant und baut Schlaun zwischen 1745 und 1749 das Rüschhaus als Sommersitz.

11. Schluen / Schlaun ein Parvenu?
Inzwischen nennt unser Schlaun sich tatsächlich „Schlaun“ und gibt die niederdeutsche Namensform „Schluen“ - mit dem Dehnungs-e – dauerhaft auf. Über der Tür zum Gartensaal des Rüschhauses, mit herrschaftlichem Anspruch und unter einer Laubkrone lässt Johann Conrad Schlaun ein Allianzwappen anbringen, das heraldisch rechts drei in Form des Schächerkreuzes gestellte Lindenblätter zeigt. Eigentlich hat der Hausherr auf dieses Wappen einer alten rheinischen Familie Schlaun keinen Anspruch. An diesem Ort jedoch will er sich verwirklicht sehen. Heraldisch links taucht das springende Reh der Rehrmanns auf, der Familie seiner zweiten Frau.

12. Schlaun als Chef?
Er war ein Arbeitsstier. Wenn man von einem „Büro Schlaun“ spricht, sind damit vielleicht zwei oder drei Kräfte gemeint. Gearbeitet wird zuhause, auch an Sonntagen, auch bei einem Riesenprojekt wie dem Schlossbau zu Münster nach 1767. Schlaun ist temperamentvoll, standesbewusst, drängend in der Arbeit. Manchmal gehen ihm die Nerven durch. So in einem Streit beim Schlossbau in Ahaus. In Münster entdeckt er einmal eine Viehmagd, die entgegen dem Verbot die ihr anvertrauten Tiere auf den Hängen des Stadtwalls und am Ufer des Stadtgrabens weiden lässt. Er nimmt dem Mädchen die Rute weg und verprügelt es. Es ist wohl kein Zufall, dass er um 1770 einen Schlaganfall erleidet, für den er im Aachener Bad Heilung erhofft. Andererseits: Er kümmert sich in erhaltenen Eingaben geradezu rührend um „seine“ Männer und ihre Familien, bemüht sich um Kranken- und Altersversorgung, ganz im Sinne der Verantwortung eines Offiziers.

13. War Schlaun Alkoholiker?
Die uns allen bekannte rote Nase des westfälischen Erzbaumeisters muss nicht auf einen Alkoholabusus zurückweisen. Es kann auch eine Rosea-Erkrankung gewesen sein. Dass unser Johann Conrad mal gerne einen getrunken hat, wissen wir. Er führte auch auf seinen Dienstfahrten einen „Weinkeller“ mit sich, wahrscheinlich ein Getränkekühler aus Blech. Und dies sei auch gesagt. Er kannte die Castelli Romani. Die meisten Besucher Roms aus Deutschland fahren ja nach Frascati, mit den bekannten Folgen! Mein Rat: Handeln Sie wie Schlaun! Lassen Sie Frascati links liegen! Fahren Sie zum Nemi-See hoch und nach Ariccia, bewundern Sie Berninis Marien-Kirche – Vorbild u.a. für St. Clemens in Münster -, setzen Sie sich in die Sonne, genießen Sie den lokalen Wein wie den weiten Blick in die Campagna und bis zum Tyrrhenischen Meer. Dann versteht man, was ein barocker Architekt wie Schlaun wollte: Das Licht des Südens in unsere Heimat des Regens bringen. Kein Wunder: Es war Fabio Chigi, Gesandter beim Friedenskongress zu Münster und später Papst Alexander VII., dessen Familie Ariccia als Sommersitz erwarb . Bernini und sein Schüler Fontana schufen Palast und Kirche. Und Schlaun kupferte ab.

14. Begräbnis & Erbschaft?
Schlaun starb am 21. Oktober 1773 „in den Sielen“. Durch Zufall fand ich vor Jahren sein letztes Handzeichen in einer Akte: Anfang September, wenige Wochen vor seinem Tod. Die Beisetzung in der Überwasserkirche war standesgemäß und teuer: 823 Rth, also acht Jahresgehälter eines mittleren Dorfschulmeisters. Schlaun starb als reicher Mann. Er war zeit seines Lebens ein guter Wirtschafter und zählte zu den 50 wohlhabendsten Personen im Oberstift Münster. Allein der Geld-Anteil der Tochter Anna Catharina aus dem väterlichen Erbe beträgt 19.358 Rth. Alles wird unter den vier Geschwistern verteilt und viele Zusammenhänge werden zerrissen. Allein dem treuen Zeichner Schlauns, Güding, ist zu verdanken, dass er in drei Bänden die hinterlassenen Zeichnungen des Büros aufhebt und sichert. Sie liegen heute im Landesmuseum und bilden eine gewichtige Forschungsgrundlage. Schlaun wird nach seinem Tode alsbald vergessen. Jahrzehnte später erinnert man sich, dass er um 1770 die berühmten Münsterschen Dachpfannen als Norm-Entwurf geschaffen hat. Nun sucht man die alten Formen und preist den Nutzen dieser Schlaunschen Erfindung. Der große Kunsthistoriker Lübke preist um 1860 die gotische Halle von bSt. Martin zu Nottuln, aber: „Der Turm ist leider verzopft!“.

Die Möglichkeit, dass Träume wahr werden können, macht das Leben erst interessant (Paulo Coelho)
Wir danken Hans-Peter Boer ganz herzlich für diesen Beitrag und wünschen dem "alternden" Schlaun-Forscher, dass sein Wunsch nach Schloss Bezanec in Valentinovo, nahe Pregada in Kroatien zu fahren, in Erfüllung geht. Dort lebte nämlich bis 1945 die Freiherrliche Familie von Ottenfels-Gschwind, die Nachfahren von Gerhard Mauritz Schlaun, des Sohnes unseres Johann Conrad. Der hochrangige österreichische Offizier erbte einen beträchtlichen Teil des Vermögens, darunter – er war der einzige Fachmann unter den Geschwistern - wahrscheinlich die eher militärischen und fachlichen Erinnerungsstücke.
Nun ist es seit Jahrzehnten Boers Traum, dort oder im Archiv zu Zagreb das römische Skizzenbuch Schlauns zu finden. Das wäre wirklich ein grandioser Abschluss seiner seit Schülertagen nun schon über 60 Jahre tobenden Leidenschaft.
Vielleicht fährt ja jemand mit Hans-Peter Boer gemeinsam dorthin, damit er dort endlich seinen Traum verwirklichen kann? Schon die Anreise wäre sicherlich sehr interessant, denn an spannenden Geschichten mangelt es dem Heimat- und Schlaun-Forscher nun wirklich nicht.

Anmerkung: Die nachfolgende Bildergalerie wird noch mit weiteren Fotografien und Textlegenden ergänzt.

Ihre Redaktion 
Karin und Jürgen Gerhard

Weitere Bilder mit Textlegende (zum Vergrößern bitte anklicken):