Blickpunkt Nottuln
14.07.2025
Blickpunkt Nottuln
Diesen für das Klima und die Natur unersetzbaren alten Buchenwald will die katholische Kirche größtenteils fällen lassen (150 Bäume). Ein neu angepflanzter Wald kann dessen klimaverbessernde Funktion aber erst in 100 bis 200 Jahren ausgleichen. Wir haben die akute Klimakrise mit seinen massiven Auswirkungen aber jetzt und deshalb muss dieser Wald stehenbleiben
Blickpunkt Nottuln
Im Naturschutzgebiet Nonenbach/Nottulner Berg sollen im bereits gelichteten alten Buchenwald 150 weitere Buchen bis zu 220 Jahre alt gefällt werden - alleine auf diesem Bild sind es mindestens acht Exemplare. Dieser Wald gehört der katholischen Kirche
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Der Herbstwald im Nonnenbachtal. "Wie schön die Blätter älter werden, voller Licht und Farbe sind ihre letzten Tage" schrieb einst John Burroughs. Dieser Wald ist sozusagen die ortsnahe grüne Lunge Nottulns und dient den Bürgern als Naherholungsgebiet. Er liegt nur 5 Minuten Gehweg von der spätgotischen beeindruckenden Stifts- und Pfarrkirche St. Martinus entfernt, praktisch vor der Haustür Nottulns
Blickpunkt Nottuln
Der Buchenwald der katholischen Kirche schmiegt sich sanft an den Hang und bildet mit dem davor liegenden Nonnenbach und den Wiesen eine leicht hügelige, wunderbare Landschaft. Diese wird gerne von Spaziergängern oder Wandergruppen aufgesucht, wie man sieht. Nicht umsonst wurde sie als Naturschutzgebiet ausgewiesen
Blickpunkt Nottuln
Ein alter Riese mit über 200 Jahren, der noch gut doppelt so alt werden kann, wenn wir ihn lassen!

Alter Buchen-Kirchenwald im NSG Nonnenbach/Nottulner Berg muss stehen bleiben

Bewahrung der Schöpfung  (Mein Freund, der Baum - Teil 2 )

Die Hangbereiche im Naturschutzgebiet Nonnenbach/ Nottulner Berg zeichnen sich durch naturraumtypische Wälder und einen Buchen-Altholzbestand mit Trittsteinbiotopfunktion aus! So ist es auf den Internetseiten des LANUV (Landesamt für Natur- und Umweltschutz ... NRW) nachzulesen. Nach den dort ausgewiesenen Schutzzielen ist dieser Altholzbestand und das Totholz zu erhalten. Darunter fällt auch der Buchen-Kirchenwald, der Baumriesen bis zu 220 Jahre alt enthält!

Keine Frage, die Bäume der Wald sind ein entscheidendes Instrument im Kampf gegen den Klimawandel. Betrachtet man die Wald- und Gehölzfläche in Nottuln, so beträgt sie gerade einmal 12,5 %, das sind 1067 Hektar (Landesdatenbank, bezogen auf den 31.12.2019). Das ist im Vergleich zur Waldfläche in Nordrhein-Westfalen nur sehr gering, denn die beträgt mit 935.000 Hektar 27 %. Zieht man in Nottuln von den 12,5 % noch die Gehölze z. B. Hecken etc. ab, so liegt der Waldanteil sicherlich bei 10 %, das ist verschwindet wenig. Im Gegensatz dazu liegt der Anteil der landwirtschaftlich genutzten Fläche in Nottuln bei 70,9 %.

Übrigens auch im Naturschutzgebiet Nonnenbacht/Nottulner Berg und darüber hinaus konnten wir in den letzten beiden Jahren beobachten, dass fast sämtliche Nadelbäume gefällt wurden. Die Trockenperioden, eine Folge des Klimawandels und der Borkenkäfer haben zugeschlagen. Nur zwei Flächen wurden bisher im Nonnenbachtal wieder aufgeforstet. Somit hat sich die reine Waldfläche in Nottuln nochmals verringert und liegt mittlerweile sicherlich unter 10 %. Auch  der Buchenwald hat sich in den letzten Jahrzehnten im Naturschutzgebiet Nonnenbach/Nottulner Berg durch menschlichen Eingriff gelichtet. Bestimmte Bereiche gehören der Gemeinde, der katholischen Kirche und privaten Waldbesitzern.

Bleibt die Frage offen, wie soll es weitergehen? Holz ist insbesondere im Baubereich gerade Mangelware und wird daher der sehr hochpreisig gehandelt. Was jedoch den Buchenwald im Naturschutzgebiet Nonnenbach/Nottulner Berg betrifft, so würde das Buchenholz kaum für den Baubereich genutzt, sondern eher in der Möbelindustrie und Resthölzer landen in der Verbrennung. Im Kirchenwald sollen circa 150 Bäume, größtenteils Buchen bis zu 220 Jahre alt, gefällt werden, angeblich sind manche nicht mehr ganz gesund. Genau untersucht wurde das natürlich nicht, das wäre zu teuer, erfuhren wir. Wer sich die Buchen näher anschaut, kann das nicht nachempfinden.

Hier scheinen mehr ökonomische als ökologische Interessen eine gewichtige Rolle zu spielen, denn Buchen können gut und gerne 300 Jahre und älter werden, wenn man sie lässt. Aufgrund ihrer Mächtigkeit spielen sie eine sehr wichtige Rolle im Kampf gegen den Klimawandel. Insbesondere aufgrund ihrer Holzdichte können Buchen besonders viele Tonnen Kohlendioxid in ihrem Leben speichern und etliche Tonnen Schmutzpartikel aus der Luft filtern. Doch genauso wichtig oder noch wichtiger ist ihre Sauerstoffproduktion:

"Eine einzelne 100 Jahre alte Buche erzeugt im Jahr 4600 kg Sauerstoff, davon können 13 Menschen ein Jahr lang atmen!" 

Wir überlassen es unseren Leserinnen und Lesern selbst nachzuvollziehen, welch große natürliche Sauerstoff-Produktionsanlage hier im Naturschutzgebiet Nonnenbach/ Nottulner Berg vernichtet werden soll und das in der heutigen Zeit. Ist das wirklich für die katholische Kirche in ihrem "Kirchenwald "vertretbar, ist das etwa die von ihr so oft gepriesene Bewahrung der Schöpfung, die sie immer wieder einfordert? Werden nicht weitere Kirchenaustritte bei so einer Handlungsweise in der Klimakrise und dem Artensterben die Folge sein? Gerade in Zeiten der Pandemie und des Klimawandels, in der die Menschen immer mehr den Wald aufsuchen, hat der Wald für sie mit seinen Luftreinhalte- und Luftverbesserungsfunktionen eine wesentlich höhere Bedeutung bekommen, insbesondere hier im Naherholungsgebiet Nonnenbachtal. 

Wir können die katholische Kirche nur bitten, auch unter Hinweis auf die Unterschutzstellung dieses Waldes durch die LANUV, ihr Handeln zu überdenken und von ihrem Vorhaben im Naturschutzgebiet Nonnenbach/ Nottulner Berg abzusehen.  Wenn nicht die Kirche, wer sonst soll die Bewahrung der Schöpfung beispielhaft praktizieren. Hier hat die katholische Kirche die Möglichkeit im Rahmen des Klima- und Naturschutzes richtungsweisend voranzugehen und den Menschen Vertrauen zu schenken.

Eine zurückhaltende Rolle scheint hier die untere Landschafts- bzw. Umweltschutzbehörde des Kreises Coesfeld zu spielen: "Warum hat sie nicht längst dafür gesorgt, dass bezüglich des Holzeinschlages Beschränkungen in diesem Naturschutzgebiet erlassen werden?" Ihr muss doch aufgefallen sein, dass Nottuln nur eine sehr gering bewaldete Fläche hat. Selbst der Kreis hat eine Wald- und Gehölzfläche von 16,5 %, das ist auch wenig, aber immerhin 4% mehr als Nottuln. Außerdem kann es dieser Behörde nicht entgangen sein, dass durch die Trockenperioden ein wahres Fichtensterben in den Nottulner Waldgebieten stattgefunden hat und sich dadurch der Waldbestand nochmals verkleinert hat. Auf jeden Fall müsste unseres Erachtens die untere Landschaftsschutz-Behörde beim Kreis Coesfeld als Aufsichtsbehörde die von der LANUV festgelegten Schutzziele für den alten Buchenwald im Naturschutzgebiet Nonnenbach/ Nottulner Berg vertreten und ihre Einhaltung sicherstellen.

Was Mountainbiker betrifft, so haben sie außerhalb der dafür zugelassenen Wege und Straßen in einem Naturschutzgebiet - zum Beispiel im Kirchenwald -  nichts zu suchen. Und Schnee, der zum Rodeln geeignet ist, fällt ohnehin nur alle paar Jahre. Außerdem ist der Kirchenwald aus Sicherheitsgründen zum Rodeln ungeeignet.

Übrigens, auch alte und kranke Bäume sind im Wald keinesfalls nutzlos, im Gegenteil sie sind ein vorzügliches Biotop! In diesen Habitat-Bäumen, in denen zum Beispiel ausgebrochene Äste oder Pilze Höhlen schaffen, finden viele Baumbrüter und Säugetiere ein feudales zu Hause. Die im Totholz sich aufhaltenden Insekten und Käfer dienen  den Vögeln gleich als eiweißreiche Nahrung zur Aufzucht ihrer Jungen. Doch oft haben sie keine Chance, denn schnell wird die Verkehrssicherungspflicht als Begründung für die Beseitigung dieser wertvollen Biotope herangezogen.

Fazit:
Die Klimakrise, das Artensterben und der oben angeführte sehr geringe Waldanteil in Nottuln lässt zumindest im Naturschutzgebiet Nonnenbach/ Nottulner Berg nur noch den Schluss zu, dass hier ausschließlich sehr kranke und absolut standgefährdete Bäume gefällt werden dürfen. Und selbst das muss hinreichend begründet werden. Doch ohne eine Einschlag-Beschränkung im Naturschutzgebiet kann dort jeder Waldbesitzer wie außerhalb von Naturschutzgebieten sein Holz einschlagen, insofern er nicht gegen den vorhandenen Schutzzweck verstößt.

Und deshalb bedarf ein Wald in einem Naturschutzgebiet bezüglich des Holzeinschlages ganz klare und deutliche, die Natur schützende gesetzliche Regelungen. Hier besteht akuter Handlungsbedarf beim Gesetzgeber!

Zudem kann es sich unsere Klimaschutzgemeinde Nottuln einfach nicht mehr leisten, so fortzufahren wie bisher. Alle Beteiligten müssen endlich erkennen, dass wir auch durch "das sein lassen" viel im Klima- und Naturschutz erreichen können. Wir müssen endlich lernen "die Natur mal Natur sein zu lassen", gerade in einem Naturschutzgebiet, nur dann ist sie noch zu retten. Nur dann kann sie sich erholen, nur dann wird das Artensterben endlich aufhören und nur dann haben unsere Kinder und Enkelkinder Aussicht auf eine noch lebenswerte Zukunft. Fangen wir endlich damit an, auch hier in Nottuln, ohne immer mit dem Finger auf andere zu zeigen!

Das heißt letztendlich nicht nur den Bestand erhalten, sondern auch neue geeignete Bäume pflanzen. Flächen stehen aufgrund des Fichtensterbens ausreichend zur Verfügung, der geringe Waldanteil in Nottuln bedarf einer Ergänzung aber auch einer Erweiterung. Natürlich gibt es hierzu viele Möglichkeiten, auf die wir mit zukünftigen Beiträgen im Nottulner Blickpunkt eingehen werden. Dort werden wir auch auf die weitere Bedeutung der Buchen zum Beispiel ihrer Früchte, die Bucheckern berichten, die  gerade auch im "Kirchenwald" des Naturschutzgebietes Nonnenbach/ Nottulner Berg massenhaft anfallen und vielen Tieren im Winter eine sehr nützliche Nahrungsquelle sind und somit auch ein Beitrag zu ihrem Fortbestand leisten.

Übrigens, bevor eine Nachpflanzung die hier genannten bedeutenden Funktionen für den Klima- und Artenschutz eines alten Buchenholzwaldes erreichen kann, werden wohl einige Jahrzehnte, wahrscheinlich eher ein oder zwei Jahrhunderte vergehen. Angesichts der derzeitigen Situation, der uns selbst gesetzten Klimaziele in Deutschland und der Tatsache, dass wir auch im Naturschutzgebiet Nonnenbach/Nottulner Berg durch die Trockenperioden schon genug Klimaverbesserer (Fichten) verloren haben und der Waldanteil in Nottuln ohnehin sehr gering ist, können wir es uns heute nicht mehr leisten, solch seltene Altholz-Buchenbestände abzuholzen. Und schon gar nicht in einem Naturschutzgebiet in der Klimaschutzgemeinde Nottuln! Nicht umsonst hat die LANUV diesen Buchenaltholzwald unter Schutz gestellt. Wir müssen endlich neue Maßstäbe setzen, es hat sich zu viel verändert. Wenn ich heute zu meinem Schneider gehe, dann wird dieser auch nicht mehr meine alten Maße zugrunde legen, sondern neu Maß nehmen, ansonsten hätten wir ebenfalls ein großes Problem.

Ergänzende Bilder zu diesem Artikel mit entsprechenden Textlegenden finden Sie unten. Hier wird auch auf die nachhaltige Zerstörung des Waldbodens hingewiesen, hervorgerufen durch im Naturschutzgebiet Nonnenbach/Nottulner Berg wiederholt eingesetzte Hervester. Das sind Baumerntemaschinen, die bis zu 60 Tonnen Gewicht haben können und sozusagen auf Knopfdruck die Bäume ernten und einkürzen.

Schlussbemerkung:
Aufgrund der beschriebenen hiesigen Ausnahmesituation hat sich der Nottulner Blickpunkt an die Regierungspräsidentin Frau Dorothee Feller auch in Ihrer Eigenschaft als Höhere Naturschutzbehörde gewandt und einen Eilantrag zur Erhaltung des alten Buchen-Kirchenwaldes gestellt. Außerdem hat sich die Redaktion des NB an den Bischoff Herrn Dr. Felix Genn und seinen Generalvikar Herrn Dr. Klaus Winterkamp unter Hinweis auf diesen Artikel und weiterer Begründung gewandt und Sie persönlich um die Erhaltung des alten Buchen-Kirchenwaldes gebeten.

Schließlich geht es hier um den Erhalt eines alten Buchenwaldes in einem seit 2007 ausgewiesenen Naturschutzgebiet, der den oben genannten Schutzzielen unterliegt und somit erhalten werden muss.

Die Natur wird sich uns nie unterwerfen, sie hat ihre eigenen Gesetze. Wir können nur mit ihr leben und überleben, wenn wir uns ihren Gesetzen unterwerfen!
(Jürgen Gerhard)

Letzte Ergänzung/Aktualisierung am 09.02.2022

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