Blickpunkt Nottuln
03.12.2024
Blickpunkt Nottuln
Margret geht gerne im Nonnenbachtal spazieren. Um ihren Aktionsradius zu erweitern, hat sie sich ein Laufrad mit dem amüsanten Namen "sollso" angeschafft
Blickpunkt Nottuln
Mit "sollso" lässt sie sich oft von Hügeln herunterrollen. Ihr Hundefräulein Pia rennt bellend voran und weist ihr den Weg. Wenn es zu schnell wird, benutzt sie beide Bremsen

Margret, die Unverzagte

Hilf dir selbst, so hilft dir Gott

Margret, eine freundliche, bescheidene Dame, wir lernten sie schon vor vielen Jahren auf Spaziergängen im Nonnenbachtal kennen. Wenn es der Zufall wollte, traf man sich dort einfach. Und "Schuld" daran waren immer die Hunde und natürlich die Natur, die uns täglich ins Nonnenbachtal lockten. Doch die langen Spaziergänge forderten auch ihren Tribut. "Alt werden ist eben nichts für Feiglinge", wie man halt zu sagen pflegt

Margret ist jedoch kein Mensch, der lange jammert oder schnell den Mut verliert, nein, sie sucht pragmatische Lösungen. Der Rollator war ihr zu langsam und beschwerlich geworden bei den Spaziergängen mit Ihrer "Partnerin" Pia, ein lebendiges Hundefräulein. Doch es dauerte nicht lange, da kam mir eines Morgens bei meinem alltäglichen Spaziergang ein nicht alltägliches Fahrzeug entgegen. Und obendrauf saß schmunzelnd Margret und verkündete mir stolz: "Das ist meine neueste Errungenschaft, ein Laufrad für Erwachsene!" 

Ich muss zugeben, Laufräder für kleine Kinder, die kenne ich wohl. Aber ein Laufrad für Erwachsene, das war auch für mich etwas Neues. "Und es ist federleicht" fuhr Margret fort, "denn es ist aus Carbon". Das konnte ich nur bestätigen, nachdem ich es leicht angehoben hatte. Margret erzählte mir, dass sie mit dem Laufrad viel weiter kommt als mit ihrem Rollator.
"Das Tolle daran ist jedoch, wenn es abwärts geht, dann setze ich mich einfach obendrauf und rolle fix den Hügel runter. Das macht Spaß und erweitert meinen Aktionsradius", so Margret weiter. Und schwups schwang sie sich mit einem Lächeln aufs Laufrad und rollte zügig den kleinen Hügel in Richtung Dorf herunter. Voran das Hundefräulein Pia, die ihr freundlich bellend den Weg wies. "Wenn es mir zu schnell wird, betätige ich beide Bremsen", hatte sie mir schon vorher versichert.

Das beruhigte mich, als ich ihr nachschaute und dachte, so kennen wir sie, wie viele Nottuner: Margret, die Unverzagte.
Sie hatte es nicht einfach in den letzten Jahren, trotzdem ließ sie sich nicht werfen. Wir wünschen Margret und Pia weiterhin noch viele schöne Jahre und Zeit für lange Spaziergänge im Nonnenbachtal. Mit dem Laufrad wird es ihnen nun wieder leichter fallen.

Ein "bewegtes" Leben mit "sollso" kann sinnvoll sein
Später erfuhr ich, dass dieses Laufrad für Erwachsene eine kleine eigene Geschichte hat. Die Idee hatte ein 85-jähriger Mann namens Albrecht Schnitzer, man soll ihn an seiner viel beachteten Schiebermütze erkennen, wie er selbst sagt. Albrecht wollte seinen Aktionsradius vergrößern und sich dabei maßvoll bewegen.
Herausgekommen ist letztendlich ein Laufrad, eine aktive Gehhilfe für Erwachsene mit dem amüsanten Namen "sollso". Ein unbekannter hatte Albrecht, als er mit dem Laufrad an einem Café vorbeirauschte, spöttisch zugerufen: "Kaputt oder sollso!" Schlagfertig hatte Albrecht zurückgerufen: "sollso", ohne den Namensschöpfer erkannt zu haben. Von jetzt an wurde jedes Laufrad mit dem Namen "sollso" veredelt.

Laufräder gab es schon vor 200 Jahren
Erfunden wurde das Laufrad für Erwachsene bereits vor rund 200 Jahren, genauer gesagt 1816, von Karl Freiherr von Drais, der es Draisine nannte. Mit hochgehobenen Füßen war er oft schneller als eine Postkutsche unterwegs, denn das Vorderrad war auch damals schon lenkbar. Von Drais legte mit dem Laufrad sozusagen den Grundstein für das Fahrrad, Motorrad und auch das Automobil.
Dass heute jemand auf die Idee kam, wieder ein modernes Laufrad für Erwachsene zu entwickeln, das bereits heute vielen bewegungseingeschränkten Menschen gute Dienste leistet, ist wunderbar. Durch die Erweiterung des Aktionsradius wird Ihnen ermöglicht, viel aktiver am öffentlichen Leben teilzunehmen.

Wir hoffen, dass Ihnen die kleine Geschichte aus dem täglichen Leben etwas Freude bereitet hat und dem einen oder der anderen auch irgendwie weiter hilft, vielleicht auch mit einem "sollso".

(PS: Wir schalten zur Wahrung unserer Unabhängigkeit grundsätzlich keine Werbung. Doch in diesem Fall machen wir eine Ausnahme (kostenlos). Denn es ist wahrscheinlich, dass auch andere Seniorinnen und Senioren, bzw. bewegungseingeschränkte Menschen, gerne wieder etwas mobiler sein möchten und dazu verhilft ja offensichtlich ein "sollso". Mehr über das Laufrad, das für Personen bis 150 kg Gewicht und 2 m Größe geeignet sein soll, erfahren Sie unter dem Link: https://www.laufrad-fuer-erwachsene.de/.)

Mit besten Grüßen
Ihre Redaktion
Karin und Jürgen Gerhard